2 ~ Diego

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Was war das gerade? Es war, als ob mich jemand zurückgehalten hatte. Als ich dem Arzt erneut meine Meinung sagen wollte, war dieser auch schon verschwunden. Seufzend ging ich zurück in Angies Zimmer. Angies saß vollkommen aufgelöst auf ihrem Bett und weinte. Mein kleiner Engel durfte nicht weinen. Ich ging zu Angie und setzte mich neben sie. „Hey, mein Engel. Es ist doch alles gut! Beruhige dich, meine Süße!", redete ich sanft auf sie ein. Sie rutschte nah an mich und suchte bei mir Schutz. „Er hatte eine Spritze!", schluchzte sie. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. 

„Ich weiß, Angie! Aber jetzt ist er weg!", hauchte ich ruhig. Nachdem Angie vorhin eingeschlafen war, dachte ich über die letzten Stunden nach. Ich durfte hier in Argentinien bleiben! Ich musste nicht zurück nach Spanien und all dass hatte ich nur Francesca zu verdanken. Ich zog dann Angie an mich. Sie schlief ganz ruhig und wurde erst wach, als ein Arzt den Raum betrat. Er meinte, Angie bräuchte Medikamente und diese waren nur über eine Spritze aufnehmbar. Angie geriet total in Panik und versuchte abzuhauen, was sie auch schaffte. Ich fand sie weinend in der Kantine und zwar in der hintersten Ecke auf dem Boden sitzend. Der Koch beobachtete uns neugierig. Ich hatte mich vor sie gehockt und mit ihr gesprochen. Es hat lange gedauert, aber mit sehr großer Überredungskunst kam sie dann doch mit mir zurück. 

Nun saßen wir nebeneinander auf ihrem Bett und ich versuchte sie zu beruhigen. Was war damals passiert, dass Angie nun so panische Angst vor Nadeln hatte? „Wann darf ich wieder nach Hause?", fragte sie plötzlich. „Ein paar Tage musst du dich noch gedulden, Süße. Aber versprich mir, dass du keine unüberlegten Dinge machst, ja?", murmelte ich als Antwort. Sie nickte leicht. Gott sei Dank hörte sie langsam auf zu weinen. Ihren Kopf hatte Angie auf meine Brust gelegt und ich merkte wie sie diesen langsam hängen ließ. Sie schlief wieder ein! Vorsichtig legte ich mich mit ihr im Arm hin. Im Halbschlaf legte Angie einen Arm um meine Brust. 

Ich hingegen legte meine Hand auf ihren Bauch und streichelte sanft darüber. Sie seufzte schließlich leise und schlief dann auch wirklich ein. Sie tat mir fürchterlich leid. Nicht nur, weil der Arzt sie mit dieser verdammten Spritze einen tierischen Schrecken eingejagt hatte, sondern auch, weil ihr Nichte anscheinend ihr Gedächtnis verloren hatte. Müde schlang ich die Arme fester um den Körper meiner Freundin. Sanft deckte ich uns zu und genoss ihre Nähe. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich einmal so sehr verlieben würde. Nach ein paar ruhigen Minuten schlief ich ebenfalls ein.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein sanftes Stupsen geweckt. Ich murrte leise und drückte Angie noch ein bisschen fester an mich. Als dann noch ein leises Zischen erklang öffnete ich verschlafen meine Augen. Francesca saß neben dem Bett und war vollkommen verheult. „Hey, was ist passiert?", fragte ich sie besorgt und setzte mich etwas auf. Dadurch weckte ich ausversehen Angie. „Schlaf weiter, Süße!", flüsterte ich meiner Freundin ins Ohr und sie ließ müde ihren Kopf auf meinen Bauch sinken. „Stimmt es, dass Violetta ihr Gedächtnis verloren hat?", fragte Fran mich leise. 

Ich nickte schweigend und strich Angie durch ihre Haare. „Bist du wirklich deshalb hier?", forschte ich weiter. Meine Adoptivschwester schüttelte den Kopf. „Nein... Es ist... es ist etwas anderes und dafür brauche ich doch nun mal meinen großen Bruder!", murmelte sie schniefend."Franny... Du weißt, dass ich dir immer helfen werde! Also, was hat Marco getan?", fragte ich sie direkt. Überrascht sah sie mich an. „Äh, woher weißt du, dass es mit... Marco zu tun hat?", entgegnete sie mir verwirrt. „Ich konnte ihn von Anfang an nicht ausstehen und hielt ihn für schlechten Umgang. Also, was hat er getan?", erklärte ich und sah sie besorgt an. 

Angie seufzte leise im Schlaf und griff nach meiner Hand. „Er... Ach nichts... Wie geht es Angie?", wechselte sie eilig das Thema und beobachtete meine Freundin. „Ihr geht es inzwischen besser. In ein paar Tagen darf sie wieder nach Hause. Was ist jetzt mit dir und Marco?", murmelte ich leise. Francesca sah mir eine Zeit lang in die Augen bis sie ihren Blick wieder senkte. „Schön, dass es ihr wieder besser geht!", seufzte sie und ging nicht mehr auf meine Frage ein. „Ich hoffe sehr, dass sie bald wieder unterrichten kann... Wir vermissen sie alle sehr!" Ich sah traurig auf meine Freundin. Wenn sie wieder unterrichtet, dann können wir nicht mehr zusammen sein... 

„Ich werde, sobald Angie wieder ganz gesund ist, das Studio verlassen!", sagte ich entschlossen. „Das kannst du nicht machen, Diego!", beschwerte sich meine Adoptivschwester entsetzt. „Doch, dass kann ich! Ich will Angie nicht verlieren...", entgegnete ich rau und drückte sie an mich. „Das wirst du doch auch gar nicht!", murmelte Angie plötzlich und hob verschlafen den Kopf. Müde sah sie mich an. „Wie geht es dir?", fragte ich sie sanft. „Willst du die Wahrheit wissen?", murmelte sie leise und sah kurz zu Francesca. „Natürlich, Angie!", meinte ich und legte meine Hand auf ihre kühle Wange. „Mir geht es schrecklich! Das du da bist, macht es alles erträglicher, aber... Ich vermisse Vilu", nuschelte sie leise und legte ihren Kopf wieder auf meinen Bauch. 

„Es wird alles wieder gut, meine Süße! Das verspreche ich dir!", sagte ich und strich durch ihre Haare. Sie seufzte als Antwort und schmiegte sich an mich. „Ich sollte besser gehen! Denke bitte noch mal über deine Entscheidung nach, Diego!", seufzte Fran und stand auf. „Das wird er!", versprach Angie und lächelte sie an. „Danke, dass du auf ihn aufpasst, Angie!", meinte sie und lächelte mich frech an. „Er passt zwar eher auf mich auf, aber ich werde ihn dazu bringen, dass er keinen Fehler macht!", versicherte Angie meiner Schwester. „Danke! Ciao, ihr zwei!", lächelte sie und ging. „Du kannst froh sein, Francesca als Schwester zu haben! Sie ist ein wundervolles Mädchen", sagte Angie und setzte sich mühselig auf. 

„Das weiß ich, aber du bist genauso wundervoll!", hauchte ich und legte einen Arm um sie. Sie lehnte sich gegen meine Brust und seufzte leise. „Bleib im Studio! Du brauchst die Ausbildung!" Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Sie hatte ja Recht! „Und was ist mit dir?", fragte ich sie vorsichtig. „Ich werde mir etwas anderes suchen! In nächster Zeit möchte ich nicht mehr als Gesangslehrerin arbeiten...", gestand sie mir. „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?", fragte ich sie entsetzt. „Vielleicht kann ich ja bei Líssá arbeiten. Auf dem Hof gibt es immer etwas zu tun!", murmelte mehr zu sich selbst als zu mir. Sie wollte wirklich im Studio aufhören...

Musik ist das was mich ausmacht *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt