7 ~ Germán

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Als Violetta nach einer stressigen Nacht endlich eingeschlafen war, fuhr ich erst einmal nach Hause. Olga stellte mir etwas zu Essen vor die Nase, da ich in letzter Zeit viel weniger gegessen hatte und dadurch eine Menge an Gewicht verlor. Abgesehen davon litt ich an akuten Schlafmangel, was alles nicht gerade besser machte. Ich war unruhiger als sonst und war leicht reizbar. Wenn etwas nicht sofort klappte, drehte ich durch und zerstörte alles in meiner Nähe.

 Verschlafen setzte ich mich an den Tisch und kaute lustlos auf dem Brötchen herum, bevor ich nach oben ging. Aus Angies Zimmer hörte ich leise Diego reden und dann sagte Angie etwas. Kurz danach war Ruhe. Leise sah ich in den Raum. Die Frau, die ich so sehr liebte, lag unter einer Decke, schlafend, an einen anderen Mann gekuschelt. Es tat weh... „Sei bitte leise! Sie ist gerade eingeschlafen!", ermahnte mich Diego leise. Ich nickte schweigend und kam rein. Vorsichtig schloss ich die Tür und lief lautlos auf Violettas Bett zu. 

Ich genoss ihren und Angies Duft hier drin. „Wie war es für sie?", fragte ich leise. Er seufzte und strich meiner Angie durch die Haare. „Anstrengend. Sie war eigentlich die meiste Zeit am weinen gewesen. Es war sehr schwer für sie gewesen wieder hierher zurückzukommen", erzählte er mir ruhig und zog sie näher an sich als sie anfing zu wimmern. Ich beobachtete ihn nachdenklich. Er überprüfte immer wieder, ob er sie ordentlich zu gedeckt hatte, legte sanft seine Arme um sie und strich ihr in langsamen, liebevollen und gleichmäßigen Bewegungen durch die Haare. 

Schon alleine wie er sie ansah sprach Bände. Er liebte sie wirklich und es ging ihm sehr nah, dass sie so viel weinte. „Ich habe ihr Tagebuch gelesen... Es steht zwar nicht viel drin, aber wenn du diese Wörter liest, dann weißt du auch, welchen Schmerz sie ertragen hat... Sie wollte sich wirklich nur Ritzen und nicht umbringen. Sie dachte, dass sie dann nicht mehr auf die anderen Schmerzen achten würde. Sie hat die Gefahr nicht wahrgenommen, weil sie unempfindlich Schmerz gegenüber geworden war. Sei ihr bitte nicht böse für das was sie damals getan hat. Ich denke, dass ist ihre größte Angst. Sie hat dich sehr gern!", flüsterte er kaum hörbar. 

Er wollte sich nicht für sie rechtfertigen, aber ich wusste nicht was in ihrem Tagebuch stand, geschweige denn, dass sie überhaupt eines besaß. „Kannst du mit Angie morgen bitte Violetta besuchen gehen? Sie vermisst ihre Tante, auch wenn sie sich nicht an sie erinnern kann", murmelte ich und stand wieder auf. Mein Blick fiel auf Violettas Tagebuch. Zügig kramte ich in meiner Hosentasche herum und zog die Kette mit dem kleinen Schlüssel heraus. Ich trug ihn seit Angies Unfall bei mir. „Gib die Kette bitte Angie, wenn sie wieder wach wird. Sie wird schon wissen, was es mit dieser Kette auf sich hat. Pass gut auf sie auf! Sie ist wertvoll!" 

Das ich mit den letzten zwei Sätzen nicht nur die Kette meinte, war auch Diego klar gewesen, denn er nahm sie entgegen und zog Angie wieder ganz nah an sich. An der Tür drehte ich mich noch einmal um. „Tut mir leid, was zwischen uns vorgefallen ist, aber verletze sie nicht. Sie liebt dich aufrichtig und ehrlich. Sie vertraut dir blind, dass kann man bei mir nicht so behaupten. In der Vergangenheit hatten Angie und ich so unsere Probleme, diese machen uns das Zusammenleben jetzt auch nicht leichter, sondern kommen immer wieder auf. Sie ist glücklich mit dir und das muss ich nun Mal akzeptieren. Solltest du ihr allerdings nur ein einziges Haar krümmen, dann, das verspreche ich dir, mache ich dich fertig! Angie ist einzigartig und perfekt auf ihre verrückte Art. Wenn du irgendwann mal einen Grund brauchst um weiter zu kämpfen, dann denke immer an sie, denn sie wird dich immer brauchen! Sie ist treuer als jeder Hund es sein könnte. Sie hatte schon genug Leid in ihrem Leben. Beschütze sie!" 

Mit diesen Worten ließ ich ihn zurück und ging in mein eigenes Schlafzimmer, wo ich mich umzog und auf mein Bett warf. Noch immer war es ungewohnt, dass Maria nicht mehr neben mir lag und sich an mich kuschelte. Tränen rannen mir in Strömen über die Wangen. Ich vermisste meine Frau. Dank ihr hatte ich eine wundervolle Tochter und eine wunderschöne Schwägerin an meiner Seite, aber ohne sie war das alles nicht mehr dasselbe. Ich sah auf ihr Bild, dass ich am Bett stehen hatte. Sie war darauf mit Violetta und Angie. Sie waren sehr glücklich zusammen gewesen. Dieses Strahlen in Angies Augen war erloschen und dieses überglückliche Lächeln von Violetta hatte ich auch schon seit langen nicht mehr gesehen. 

Sie waren so wie ich: gebrochen. Sie haben sich selbst aufgegeben und geben dem Leben keine zweite Chance. Angie hatte zwar jetzt Diego, aber selbst er hatte bisher nicht dieses wunderschöne Lächeln und das atemberaubende Funkeln in ihr Gesicht gezaubert. Sie war nicht mehr dieselbe. Sie hat ihr Lächeln verloren. Sie hat ihre Lebensfreude und ganz besonders sich selbst verloren. So weh es auch tat, sie in Diegos Arme zu sehen, es schmerzt einfach noch mehr, dass sie sich total verändert hat. Langsam weinte ich mich in den Schlaf und hoffte, dass sich meine Probleme für eine kurze Zeit in Luft auflösen würden.

Musik ist das was mich ausmacht *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt