• sechzehn •

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Victors Gemurmel holte mich zurück in die Gegenwart. Ich versuchte unauffällig zuzuhören. Er stand unter mir irgendwo am Rand des Raumes und besprach mein Verhalten mit Marques, Lafayette und dem Mann im Laborkittel. Ich konnte jedoch nur ein paar Wortfetzen aufschnappen.

„Unglaublich"

„Einführung Liebe.. nicht bereit"

Mein Gähnen liess sich nicht unterdrücken und so wurde ich von Marques entdeckt, welcher nach seiner Entdeckung Victor mit einem Kopfnicken informierte. Alle drei Köpfe drehten sich kurz zu mir um, als müssten sie sich vergewisseren, dass ich tatsächlich aufgewacht bin. Sie steckten ihre Köpfe zusammen und murmelten weiter. Diesmal aber so leise, dass ich es nicht verstehen konnte. Nach einiger Zeit drehte sich Victor um und verliess den Raum. Lafayette und Marques folgten ihm.

Von gleissendem Licht umgeben betrat ein junger Mann an der Seite von Victor und Marques, die ihn regelrecht hereinschleiften ein. Ein wohliges Prickeln breitete sich in meinem Nacken aus.

Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, schränkten die Sicht auf seine böse funkelnden blauen Augen ein. Hohe Wangenknochen und schmale Lippen, die er zu einem dünnen Strich zusammenpresste definierten sein blasses Gesicht, welches von dunklen Haaren umgeben wurde. Mehrmals versuchte er sich aus Marques' Griff zu befreien, dieser schien sich nicht von seiner Stärke beeinflussen zu lassen. Seine Finger, welche in merkwürdigen Handschuhen steckten schlossen sich nun noch etwas enger um den Oberarm des jungen Mannes.

„Ich werde das ganz bestimmt nicht für euch machen!", rief er und Victor schlug frustriert die Hände über dem Kopf zusammen.

„Du musst Logan, du hast keine andere Wahl!", sein Gesicht war ernst, „Wir wollen ja nicht, dass Catelyn etwas passiert, oder?"

Logan kniff die Augen fester zusammen, er musste sich zusammenreissen, um Victor nicht die schlimmsten Dinge an den Kopf zu werfen.

„Ich habe dich etwas gefragt", meinte Victor, stellte sich direkt vor ihn und begutachtete ihn streng. Seine Hände hatte er vor der Brust verschränkt.

„Nein, tun sie ihr nichts!", murmelte er, während sich seine Nasenflügel aufblähten.

„Ich habe es nicht verstanden, was hast du gesagt?", fragte Victor nach und zog eine Augenbraue nach oben. So hoch, dass sie unter seinen Haaren verschwand.

„Lassen sie Catelyn in Ruhe!", sagte er, diesmal viel lauter als zuvor. Seine Stimme war tief und hatte einen angenehmen Akzent. Sein Blick schwenkte kurz zu mir ab, aber er wendete sich nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder Victor zu. „Das können Sie nicht von mir verlangen!", meinte er und schüttelte entgeistert den Kopf.

„Wir wissen beide, dass ich es kann und dass du es auch durchziehen wirst, also stell dich nicht so an!", rief Victor. Er war mit seiner Geduld am Ende.

Es wird nichts bringen. Er wird sich nicht gegen sie wehren können und früher oder später würde er tun, was sie wollten.

Nein, werde ich nicht. Ich werde ganz bestimmt nicht alles machen, was sie wollen!

Erschrocken zuckte ich zusammen

Ja, stell dir vor: ich bin auch einer deiner Sorte.

Er konnte also verstehen, was ich dachte.

No shit, Sherlock.

Victors Ellbogen schossen in Lafayettes Hüfte, um sie auf uns aufmerksam zu machen. Fasziniert betrachtete er uns.

„Siehst du, sie kommunizieren miteinander", meinte er und Marques runzelte die Stirn.

„Du meinst die Melodie..", Victor unterbrach ihn, bevor er den ganzen Satz ausgesprochen hat. „Genau!", warf er dazwischen. Die Begeisterung war ihm ins Gesicht geschrieben.

Du bist also wie ich? Wieso überwältigst du sie dann nicht alle und suchst das Weite?

Ich kann nicht.

Unsere Unterhaltung wurde von einer Kamera in der oberen Ecke aufgezeichnet und von gespannten Blicken verfolgt.

„Ich wusste es würde funktionieren! Wir machen Morgen hier weiter."

„Hat Logan nicht morgen einen Termin in der 51?", meinte Marques und sah Victor fragend an. Dieser zuckte mit seinen Schultern und meinte: „Ich würde sagen, wir nehmen sie mit, es wird ihr auch gut tun dies einmal zu Gesicht zu bekommen."

Wovon spricht er?

Das merkst du früh genug. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen.

Aber freu dich nicht zu früh. Wir fliegen nicht First Class.

Ich verdrehte die Augen und richtete mich ein wenig auf. Meine Glieder fühlten sich schwer und müde an. Das strecken meiner Arme löste ein unheimliches Knacken aus und ich schaute mich um, um mich zu vergewissern, dass mich niemand beobachtete.

Das ist normal, Kleine.

Bevor ich mich dazu äussern konnte wurde er von Marques aus dem Raum begleitet. Victor betätigte einen Schalter an der Seite und ohne Vorwarnung wurde das Schild aufgelöst, welches mich in der Luft hielt. Voller Wucht prallte ich auf den Boden. Ich stöhnte auf, da sich ein stechender Schmerz in meiner Hüfte ausbreitete. Victor sah mich nachdenklich an, bevor er mir verkündete, dass wir eine Reise antreten würden.

Eine Reise zur Area 51.

Der Weg zur MenschlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt