• einunddreissig •

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Das Serum wirkte anders. Es fiel mir auf, als ich wieder zu mir kam. Ich blickte nach unten. Keine Glaskugel. Ich schwebte in der Luft. Vorsichtig tastete ich mit meinen Händen nach einem Material, welches mich trug. Da war nichts. Ich bückte mich, liess meine Hände um meine Füsse gleiten. Da war überhaupt nichts. Kein Boden oder eteas, worauf ich hätte stehen können. Das Tempo hatte sich nicht geändert. In rasender Geschwindigkeit zog die Landschaft an mir vorbei, bis ich plötzlich nach vorne geschleudert wurde und auf dem harten Schnee Purzelbäume schlug. Aufgrund der vielen Drehungen wurde mir ganz übel.

Dennoch rappelte ich mich auf, klopfte den Schnee von meinen Hosen und bahnte mir einen Weg zu den blauen Punkten, die mir den Weg wiesen.

Ich lief über eine asphaltierte Strasse, kein Auto war aufzufinden. Kein Mensch liess sich blicken.

Ein unheimliches Donnern brachte die Erde zum erzittern und riss mich von den Beinen. Die Erde bebte. Bäume gaben nach, Äste brachen ächzend. Ich sass reglos auf dem Boden. Fügte mich den Bewegungen der Erde.

Eine sanfte Melodie erklang. Ich hob den Kopf, erstarrte, als ich die Kreatur aus dem Boden schiessen sah. Gewaltige Wassermengen prasselten neben ihr auf die Strasse. Ein Riss bildete sich bis vor meine Füsse. Ich überlegte nicht lange und rutschte ein wenig zur Seite. Krachend stürzte der andere Teil der Strasse ein und verschwand in blauem Nebel. Ich riss die Augen auf und entfernte mich mehr und mehr vom Abgrund. Die Melodie übertönte das Krachen der stürzenden Bäume. Senkrecht nach oben schoss der riesige Blauwal aus dem Boden, verliess für einen Augenblick das Nass. Unter ihm öffnete sich die Erde und gab den Blick auf eine nicht mehr enden wollende Wasseroberfläche frei. Umgeben von goldenen Schimmern, stürzte der Blauwal in das Wasser zurück. Das Wasser wich in alle Richtungen aus, glich sich dem Wal an. Das Wasser trat über das Ufer, versickerte im trockenen Boden. Der Blauwal verschwand unter der Wasseroberfläche. Die Wellen schwappten nicht mehr über das Ufer, beruhigten sich wieder. Das Wasser nahm wieder das Spiegelbild der Umgebung auf. Spiegelte den Himmel und die umliegenden Bergspitzen wieder.

Eine riesige Wasserophontäne spritzte empor. Sie ragte weit aus dem Wasser. Die feinen Tropfen regneten auf die Wasseroberfläche nieder, glitzerten im Mondschein wie Swarovskisteine. Das Beben hatte aufgehört und es herrschte eine erdrückende Stille. Ausser den gleichmässigen Wasserphontänen des Wales und dem Flüstern der Bäume war es totenstill. Ich erhob mich, betrachtete die Umgebung.

Das Erdbeben hinterliess Verwüstung. Der Wald, war mittlerweile kein Wald mehr. Vereinzelte Bäume standen in kleinen Gruppen zwischen dem Massaker. Der Rest wurde vom Wind und den Bewegungen der Erde entwurzelt oder zu Fall gebracht. Ihre Rinde war dunkel, beinahe schwarz. Ihre Äste knorrig, die Blätter vertrocknet von der Hitze, die die Strasse im Sommer über den Tag verschwimmen liessen.

Ich drehte mich im Kreis, breitete meine Arme aus. Der Wind zwirbelte meine Haare. Ich drehte mich immer weiter, immer schneller. Erstaunlicherweise verspürte ich keine Anzeichen von Übelkeit oder etwas Ähnlichem. Die Landschaft um mich verschwamm. Ein Ruck durchfuhr meinen Körper. Ich verlangsamte meine Drehungen, die irgendwann im Stillstand endeten, als ich bemerkte, wo ich mich befand.

Der Weg zur MenschlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt