Sechzehn. Nur noch 4 Tage, 4 kurze Tage, dann bin ich sechzehn. Sechzehn Jahre alt. Steinalt. Mehr Verantwortung. So ein Mist. „Lili, komm! Wir müssen gehen!“, rief Kaja, meine beste Freundin und unterbrach damit meine Gedanken. Kaja war mehr oder weniger meine einzige Freundin. Ich war nicht wirklich beliebt in meiner Klasse, zumindest bei den Mädchen. Die zickten mich bei jeder Kleinigkeit an und lästerten über mich, deswegen ging ich ihnen aus dem Weg so gut es ging. Jedoch hatte ich eine Vielzahl an Verehrern, mehr als mir ehrlich gesagt lieb war. Sie sagten ich sei hübsch und heiß. Ich mochte solche Machos überhaupt nicht, meine romantische Neigung war viel zu groß dafür. Ich wollte einen Freund der mit mir kuschelt, meine Hand hält, der mit mir einen Film schaut während ich in seinen Armen liege und mein Kopf auf seiner Schulter verweilt. Ein Freund mit dem man blöd sein kann, lacht und Späße macht. Der mein Lachen liebt, mich immer verteidigt, wenn mich jemand blöd anspricht. Dieser Typ Freund der mit meinen Haaren spielt und versucht mir eine süße Frisur zu machen, die dann aber -vorhersehbar- in einer Katastrophe endet. Ein Freund der zu 100% hinter mir steht, der mich so liebt wie ich bin und mich nicht verändern will, bei dem ich ich-selbst sein kann. Ich beschrieb gerade Niall, Niall Horan. „Lili!“, rief Kaja noch einmal, nun etwas lauter und strenger. Wie viel Zeit war jetzt wohl vergangen? Ich wusste es nicht. Jedenfalls stand ich in dem mittlerweile leeren Klassenraum, war ja klar dass sich sonst keiner verabschiedet hat und einfach gegangen war, mit einem flüchtigen Blick über die Schulter auf die Verrückte, die mit glasigen Augen ins Leere starrt. Kaja lehnte am Türrahmen. Sie sah mich an, sah die kleinen Tränen in meinen Augen und kam ein paar Schritte näher bis sie vor mir stand. Dann flüsterte sie: „Schatz, alles ist gut. Du wirst ihn finden, deinen Prinz Charming. Er ist irgendwo da draußen, das schwöre ich dir. “Kaja nahm meine Hand, mit der andren hob sie meine violette Schultasche hoch und führte mich die Treppen hinunter. Vorbei an den Anderen, die am Gang standen und mir kaum Beachtung schenkten. Kaja verstand mich, sie wusste alles über mich, sie kannte mich so gut wie sonst niemand. Wir kannten uns schon seit wir Kleinkinder waren durch unsere Mütter die im selben Beruf arbeiteten. Lehrer, nichts worauf wir besonders stolz waren. Meine Mutter hatte kaum Zeit für mich, ich interessierte sie auch nicht wirklich. Sie hielt mich für verrückt und langweilig. Kajas Mutter war anders, sie opferte jede freie Minute für Kaja, denn sie war ein Einzelkind und sie hatte vor ihr zwei Fehlgeburten. Also war sie sozusagen das langerwünschte Töchterchen. Ich aber, ich passte jeden Abend auf meinen kleinen Bruder Klemens auf, kochte für ihn und half ihm bei den Hausaufgaben, wenn er Schwierigkeiten dabei hatte. Mama jedoch schätzte das in keinster Weise, Klemens war ihr Traumkind. Er spielte Fußball, hatte viele Freunde und war kaum anstrengend. Sie liebte ihn mehr als mich und das wusste ich genau. Mein Vater war nach Klemens Geburt weggelaufen und ist bis jetzt spurlos verschwunden. Ich vermisste ihn nicht, er war nie so wirklich der gewesen der sich ordentlich kümmerte, genauso wenig wie meine Mutter. Denn ich kümmerte mich ausschließlich um folgende Punkte: One Direction, Kaja und meine Gitarre. Ich hatte oft Tagträume, war in Gedanken versunken, auch im Unterricht, weswegen meine Noten auch nicht gerade die besten waren. Ich führte in meinem Kopf sozusagen ein Tagebuch. Ich kann mich an alles erinnern was ich je konkret gedacht habe, so wie das hier jetzt. Mir fiel auf das wir schon draußen angekommen waren als ich den ersten Schritt hinaustrat und den kühlen Wind über meinen Körper ziehen spürte. Er wehte mir ein paare von meinen Bauchnabel-langen, orange-roten Strähnen ins Gesicht. Ich strich sie so gut es möglich war unter meine Haube und zog den Reisverschluss meines grünen Mantels weiter hinauf. Ungewöhnlich kaltes Wetter für einen Frühlingstag, jedoch sollte es morgen besser sein. Leider trennten sich Kajas und meine Wege hier immer, denn sie wohnte in der entgegen gesetzten Richtung. Kaja umarmte mich und wisperte dabei in mein Ohr: „Ich liebe dich, schönes Wochenende. Mach dir nicht so viele Gedanken, bewahr‘ einen kühlen Kopf. Ruf mich mal an wenn du Zeit hast, ja?“ „Indianerehrenwort“, antwortete ich spaßhalber und hielt dabei zwei Finger in die Luft um ein Schwurzeichen zu demonstrieren. Wir kicherten. Schließlich lösten wir uns voneinander, winkten uns ein letztes Mal zu und gingen unserer Wege. Schon jetzt vermisste ich Kaja und ihre warmen Hand in meiner, aber ich würde bestimmt einmal Zeit finden um sie anzurufen. Ich musste sie mir einfach nehmen. Mittlerweile war ich schon bei meiner Straßenbahnstation angekommen. Der Wind wurde stärker und ich stellte mich zum Schutz in das kleine Wartehäuschen. Aus Gewohnheit griff ich in meine Manteltasche um darin zu kramen. Zwischen ein paar Münzen, drei Gummibärchen und Fusseln fand ich letztendlich wonach ich gesucht hatte: meine verknoteten Kopfhörer. Ich holte sie heraus und steckte sie an meinen kleinen blauen Ipod an. Auf dem Bildschirm wählte ich eines der Lieder meiner absoluten Lieblingsband aus: One Direction. Es war eine britisch, irische Boyband die aus fünf Jungs im Alter von 19,20 und 21 Jahren bestand. Ihre Namen waren Louis, Zayn. Harry, Liam und Niall. Für mich war es weit mehr als nur eine Band, sie waren mein Lebensinhalt. Ich war seit langer Zeit unglaublich verliebt in sie. Doch bei einem war es mehr als das, es war richtige Liebe. Ja Liebe, auch wenn das vielleicht übertrieben klingt, doch ich habe so viel Zeit damit verbracht Videos von ihnen zu sehen, Poster aufzukleben und Musik von ihnen zu hören, dass es mir so vorkam als würde ich sie wirklich kennen. Er hieß Niall, war Ire, blond und hatte wunderschöne blaue Augen. Überhaupt war er unglaublich hübsch. Er war das nachdem ich immer gesucht hatte. Einfach der perfekte Mann für mich. Schon viele Nächte –eigentlich jede- hatte ich damit verbracht seinetwegen zu weinen, denn ich wusste, dass ich niemals seine Freundin sein würde. Kaja hatte mich schon oft getröstet und mir gut zugeredet. Sie hatte so viel Verständnis für mich. Doch die Realität klopfte immer wieder an und lispelte: „Er ist ein internationaler Popstar mit Millionen Fans, warum sollte er genau dich wollen?“ Ja es war so unwahrscheinlich jemals mit ihm zusammen zu kommen. Kaja war genau wie ich auch ein Directioner, aber ein totales Harry Girl. Oft, wenn wir bei einander übernachteten redeten wir darüber, tauschten unsere Gefühle über die Sänger aus. Das tat immer sehr gut, denn wir hatten ja beide dasselbe Problem. Plötzlich erschrak ich wegen eines lauten Polterns. Verwirrt blickte ich mich um. So in Gedanken versunken hatte ich gar nicht bemerkt, dass ich schon in der Straßenbahn saß und dem Anschein nach schon länger fuhr. Ein kurzer Blick aus dem Fenster deutete mir, dass ich bei meiner Station angekommen war und stieg aus. Ich quetschte mich bei einem Mann mit einem großen Einkaufssack vorbei zum Ausgang. Schnell stieg ich aus, bog in die nächste Gasse ein und ging bis ich vor meiner Haustür stand. Dann kramte ich in der Hosentasche um den alten rostigen Hausschlüssel zu finden. Ich drehte ihn schnell im Schloss um. Ich stieg die Treppen hinauf in den zweiten Stock und blieb vor der vertrauten Holztür stehen. Noch einmal –diesmal mit einem anderen Schlüssel- sperrte ich auf. Drinnen stülpte ich mir die gelben Supras von den Füßen, lies sie dort liegen und riss mir den Mantel sowie Hube und Schal vom Leib. Im Bad sperrte ich mich ein und zog meine restlichen Klamotten aus. Dann sprang ich unter die heiße Dusche und ließ das Wasser über meinen Körper fließen. Genau diese Art von Entspannung hatte ich jetzt gebraucht. Als ich fertig war drehte ich den Wasserhahn ab, rubbelte mich mit einem flauschigen Handtuch trocken und zog mir bequeme Sachen an. Flüchtig bürstete ich mir durch die Haare und band sie zu einem Knödel an meinem Hinterkopf zusammen. Ich öffnete die Tür und lief in durch den Vorraum in mein Zimmer. Jetzt war es erst mal Zeit um Musik zu hören, bevor mein kleiner Bruder Klemens nach Hause kam.
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Niall, I'm in Love with You and all your little Things
FanfictionAls mein 16. Geburtstag immer näher rückte, wurde ich mehr und mehr von meiner besten und einzigen Freundin Kaja auf die Folter gespannt. Was würde sie mir schenken, wenn sie es so besonders anpries? Ich persönlich machte mir nicht viel aus diesem...