Kapitel 5

88 7 0
                                    

Als ich am Sonntag aufwachte war es schon halb 12 mittags, doch das war mir eigentlich recht herzlich egal, denn ich hatte nichts vor außer heute Abend zu meinem geheimen Geschenk zu fliegen. Heute würde ein relaxter Tag werden und ich durfte einfach nicht an die Überraschung denken, sonst würde ich noch ausflippen. Gemütlich streckte ich mich und gähnte ausführlich. Als erstes öffnete ich mein Fenster und stieg aus dem Fenster hinaus über das Fensterbrett, wo ich eine kleine Plattform hatte auf die ich mich setzen konnte und meine Beine baumeln lies. Hier war mein Lieblingsplatz, es war so befreiend. Meistens kam ich hier her um mal abzuschalten und den Ausblick auf die Stadt zu genießen sowie auf viele Kastanienbäume die knapp zehn Meter vor mir ragten, denn ich wohnte in einer recht hübschen Allee. Meine Füße waren warm obwohl ich nur gepunktete Söckchen anhatte. Ich genoss das schöne Wetter und die wohlige Wärme. Für eine nicht abschätzbare Zeit schloss ich meine Augen und lies sie von der Sonne bescheinen. Schließlich kam ein Wind auf und ich stieg wieder zurück in mein Zimmer. Musik war jetzt genau das was ich brauchte. Schnell zückte ich meine ‚Take me Home‘ CD, legte sie ein und drehte auf volle Lautstärke. Schon kam ‚Live while we’re young‘ und ich konnte nicht anders als in meinem Pyjama bei offenem Fenster total abzutanzen. Als heftig an meine Tür geklopft wurde, bemerkte ich dass ich ganz aus der Puste war. Schnell drehte ich die Musik etwas leiser. Noch ein bisschen keuchend öffnete ich die Tür. Davor stand meine Mutter mit ihrer kleinen, schwarzen, eckigen Brille und zur Abwechslung mal ohne dem sonst so strengen Blick. „So wie es aussieht bist du grad aufgestanden und hast, hmmm, Morgensport gemacht? Jedenfalls: guten Morgen, ich bin jetzt zurück. Falls du etwas brauchst ich bin in meinem Zimmer und arbeite. Heute um halb elf fahren wir dann los um Kaja abzuholen wie du wahrscheinlich sowieso schon von ihr erfahren hast“, sagte  sie mir in ihrer gehobenen Schnösel-Sprache, ohne Pause. Als es schien es als hätte sie alles gesagt, wollte gerade die Tür schließen als sie noch hinzufügte: „Ach und, Lili!“ Mürrisch antwortete ich: „Ja, was denn?“ „Zieh dich jetzt bitte ordentlich an. Es ist schon Mittag.“ Ich hatte nicht vor ihrer Anweisung vorerst zu folgen, deswegen drehte ich die Musik wieder lauter und lies mich gehen. Genau wusste ich nicht wie lange ich tanzte, ich hatte keine Ahnung, aber ich denke ich musste ziemlich lange gewesen sein. Als ich schließlich total erschöpft auf mein Bett fiel überlegte ich mir einen kleinen Plan für meinen gemütlichen Tag. Ich fasste den Entschluss jetzt erst mal duschen zu gehen, denn so verschwitzt wie ich war wollte ich nun wirklich nicht bleiben.

In der Dusche stehend sang ich ‚More than this‘, es war einer meiner Lieblingssongs von ‚Up all Night‘. Als ich Nialls Solo sang flossen mir etliche Tränen die Wangen hinab. Er machte mich zwar so glücklich und füllte mein Herz voll mit Liebe, jedoch bereitete es mir auch so viel Schmerz niemals von ihm zurück geliebt zu werden und drohte mein Herz zu sprengen. Jeden Tag tat es weh, doch ich hatte mich mittlerweile schon daran gewöhnt. Der Schmerz lebte in mir, doch ich konnte ihn nicht stoppen.

Auf dem Weg zurück kam ich –nur in ein pinkes Handtuch gehüllt- an Klemens Zimmer vorbei und hörte wie er kläglich Blockflöte übte, damit wollte er anscheinend die Mädchen aus seiner Klasse beeindrucken. Das erinnerte mich daran auch mal wieder Gitarre zu spielen. So schritt ich schnell voran und schloss die Tür als ich angekommen war. Aus meinem Schrank suchte ich mir ein hübsches Kleid aus, denn heute war schließlich ein ‚besonderer Tag‘, um Kaja zu wiederholen. Es war dunkelblau und hatte kleine, schwarze Sterne darauf, war knielang und ärmellos. Ich würde später eine Weste darüber anziehen. In der Ecke meines Zimmers stand meine geliebte Gitarre, schnell hob ich sie auf und zog sie dicht an mich. Es war ein schönes Gefühl sie mal wieder in den Händen zu halten, nach langer Zeit einmal wieder das weiche Holz zu spühren. Ich setzte mich auf mein Bett und begann ‚Little Things‘ zu spielen. Da ich die Akkorde auswendig konnte, schloss ich die Augen und sang leise mit. Alles kam von ganz allein und ich hatte das Gefühl auf einer Bühne zu sein und alle Fans schwenkten ihre Leuchtstäbe... Das war sogar greifbarer als mit Niall zusammen zu kommen. Ich schnaubte kurz, schlechter Scherz. Wieder tränten meine Augen ein wenig, doch ich wischte sofort alles weg. Jetzt war es aber genug mit Selbstmitleid, ich brauchte jetzt irgendwas Ablenkendes.

Also ging ich zu Klemens und forderte ihn zu einem kleinen Fußball Match im Garten hinaus. Ehrgeizig wie er war sagte er sofort zu und bald waren wir auf dem Rasen und liefen dem Ball hinterher. Als ich das erste Tor schoss steigerte sich seine Zielstrebigkeit nur noch mehr, was ihn sehr anspornte und schon bald hatte er auch ein Tor. Es stand also 1:1. Wir sahen uns tief in die Augen und wollten gerade wieder loslaufen als wir unsere Mutter von oben rufen hörten: „Klemens, Lili! Kommt bitte essen! Ich habe extra gekocht! Und ich würde gerne mit euch reden!“ Naja, wenn sie sich schon einmal die Mühe machte, freuten wir uns natürlich und liefen gleich die Treppen hinauf, zurück in die Wohnung.

Niall, I'm in Love with You and all your little ThingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt