Want to wake up and see your face

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Birgit fröstelte, als sie langsam erwachte. Es stank fürchterlich nach Urin und sie bemerkte, dass sie auf einer alten, verrotteten Matratze lag. Sie schüttelte sich angewidert und fuhr hoch. Ihr Hals tat fürchterlich weh und sie musste husten.

„Tut mir leid...Aber du hast dich so gewehrt..." sagte eine krächzende Stimme.

Birgit schaute sich um. Der Raum wurde von Kerzen beleuchtet, die ihr irgendwie bekannt vor kamen. Ja, Harry besaß eine riesige Sammlung. Hatten sie nicht ähnliche Kerzen für die Séance benutzt? Sie löste sich vom Rätsel der Kerzen und versuchte weiter, ihren Aufenthaltsort zu erfassen. So weit sie erkennen konnte, war der Raum viereckig, hatte keine Fenster und alte, abbröckelnde Betonwände. Der modrige Gestank, der in jeder Ecke zu stecken schien, griff langsam auf ihre Magengegend über, sie spürte, dass sie kurz vorm Erbrechen war. Ruhig. Atme, sagte sie sich. Sie zog den Pulli über ihre Nase. Sofort roch sie Harry, denn sie trug einen Sweater von ihm. Sein Geruch beruhigte sie ein wenig. Doch dann fiel ihr ein, wie sie hier her gekommen war, und ihr Herz fing an zu rasen. Sie kniff die Augen zusammen, um die Gestalt besser zu erkennen, die ihr gegenüber kauerte und sie die ganze Zeit angestarrt hatte.

„Was willst du von mir?" fragte sie laut.

Der Typ hielt sich die Ohren zu.

„Schrei mich nicht so an, Dolly... Bitte..." jaulte er.

Sie hatte ihn schon in der Küche erkannt, als er sich zu ihr umgedreht hatte. Er sah aus, wie Harry wohl in dreissig Jahren aussehen würde. Doch McVee's Gesicht war ausgezehrt und eingefallen, natürlich würde sich Harry niemals so gehen lassen!

„Ich bin nicht Dolly. Ich bin ihre Nichte aus Deutschland." entgegnete sie bestimmt.

McVee schüttelte sein fettiges Haar und sagte mit völliger Überzeugung:

„Du bist zu mir zurück gekommen, weil ich genug gebüßt habe. Und ich werde dich nie wieder fortlassen."

„Hast du mir nicht zugehört? Bridget ist tot! Mausetot." fauchte Birgit.

„Lüg mich nicht an...warum tust du das? Liebst du mich nicht mehr?"

„Ich habe dich nie geliebt, denn ich bin nicht Bridget!"

McVee schnaufte und sprang auf. Birgit zuckte zusammen, sie war sicher, er wolle sie nun angreifen, denn McVee funkelte sie wütend an. Doch plötzlich hielt er inne und griff sich zwischen die Beine. Er stöhnte laut, Birgit schüttelte sich vor Ekel. Dann lächelte McVee verklärt und schaute sie liebevoll an.

„Du brauchst keine Angst haben, Dolly. Ich werde dich immer beschützen." murmelte er.

Birgit  verkroch sich in der Ecke. Es war sinnlos, McVee würde sie nie verstehen. Er wollte sie nicht verstehen. Sie war nun mit einem völlig durchgeknalltem Psychopathen für immer eingeschlossen, und niemand würde sie finden. Wer sollte sie auch schon finden, Harry hatte sie ja verlassen. Und plötzlich wußte sie, dass sie nicht mehr lebend aus diesem düsterem Gefängnis herauskommen würde. Denn so jemanden wie McVee würde sie nicht mit Vernunft überzeugen können. Sie seufzte und legte sich wieder hin. Müdigkeit überfiel sie, wie eine dunkle Wolke legte sie sich über sie.

„Mach's gut, Harry. Ich liebe dich." murmelte sie und schlief ein.


                                                                           🌹


„Verdammt nochmal, sie können mir nicht erzählen, dass der Psycho sich in Luft aufgelöst hat!" schrie Harry den Polizisten an, der sich genervt umblickte.

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