It was there, I saw it in your eyes

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Sie verstanden ihn einfach nicht. Dabei hatte er es ihnen mehrmals erklärt. Schließlich war er ziemlich wütend geworden und sie hatten nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn wieder zu fixieren. Während er auf seinem schmerzendem Rücken lag, dachte er an den Tag, als all seine Hoffnung mit einem Schlag ausgelöscht wurde. Als sein geliebter Engel ihn dazu gebracht hatte, sich an ihr zu versündigen. Warum hatte sie das getan? Weil alle Frauen im Grunde den Teufel in sich trugen, sein Vater hatte so recht! Sie waren nichts weiter als gierige, abgrundtief böse Wesen, das hatte ihm Dolly gerade erst bewiesen. In dem sie ihn betrogen hatte. Er hatte ihr vergeben, dass sie mit diesem...Jungen...geschlafen hatte, hatte ihr gesagt, dass er ihr trotzdem sein Leben opfern würde. Und was hatte diese gierige Schlampe getan? Ihm vorgemacht, sie wäre an seiner Geschichte interessiert und ihn dann in das Messer ihres Geliebten geschubst! Er hätte diesen Typ kastriert, wenn die anderen Männer nicht gekommen wären. Die Männer, die ihn hier her gebracht hatten. Sie stellten ihm den ganzen Tag Fragen, aber kapieren taten sie eh nichts. Wenn sie ihn das nächste Mal holen, würde er ihnen keine Antworten mehr geben, beschloß McVee. Und noch etwas. Sollte er jemals hier raus kommen, würde er Dolly töten. Dieses Mal richtig.

„Meinen sie, dass sie es schaffen?" fragte die junge Polizistin Birgit.

Sie nickte verbissen. Drückte fest Harrys Hand.

„Ich bin da, Babe. Dir passiert nichts." raunte er in ihr Ohr, und sie lächelte ihn dankbar an.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet und McVee wurde von zwei Polizisten in den Raum geführt. Beinahe war Birgit versucht, Mitleid zu empfinden, doch dann traf sein dämonischer Blick ihren. McVee riss sich so schnell los, dass niemand reagieren konnte. Er sprang über den Tisch, der zwischen ihnen stand, und Harry drehte Birgit blitzschnell zur Wand. Schützend stellte er sich vor seine schwangere Frau. Sie spürte, wie McVee auf Harrys Rücken prallte, und stützte sich mit den Händen an der Wand ab. Doch dann wurde das Gerangel hinter ihr weniger. Sie hörte, wie McVee sie verfluchte und drohte, sie zu töten. Birgit verharrte im Schock, konnte sich nicht bewegen. Harrys Stimme, die: „Bringen sie diesen Scheisskerl endlich weg!" schrie, hörte sie wie durch eine Wand.

Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Ein, aus. Ein, aus. Dann drehte sie sich um.

„Nein! Ich werde das nicht noch mal machen. Lassen sie den Scheisskerl hier!" sagte sie laut und ging an Harry vorbei. 

Doch er griff nach ihrem Handgelenk.

„Vergiss es, Babe..." brüllte er gegen McVees Geschrei an. „Wir gehen!"

„Werden wir nicht. Ich jedenfalls nicht." entgegnete Birgit energisch.

Harry starrte sie an. Plötzlich wurde McVee still und sackte heulend zusammen.

„Dolly...verlass mich bitte nicht." jaulte er.

„Mrs. Styles, wir haben genug Beweise, um ihn einzusperren. Es war eben ziemlich deutlich, dass er sie immer noch für Dolly hält und gemein gefährlich ist." sagte die Polizistin.

„Er soll zugeben, dass er sie getötet hat." beharrte Birgit und starrte den ausgezehrten, verzweifelten Mörder ihrer Tante an.

McVee hob den Kopf und ihr Blick traf seinen. Er raunte:

„Ich habe dich befreit, Dolly. Von der Sünde. Ich schützte dich."

Birgit ging auf McVee zu. Harry wollte nach ihr greifen, doch sie hob die Hand. Er stöhnte hinter ihr auf.

„Sag mir, McVee, wie hast du das gemacht?" fragte Birgit sanft.

McVee lächelte. Ein Schauer lief über ihren Rücken, und sie hätte gerne noch Harrys Hand gehalten. Doch das würde den Psychopathen nur irritieren.

„Ich habe meine Finger um deinen Hals gelegt. Und zugedrückt. Ich war so wütend auf dich...doch später begriff ich, dass dein Tod auch deine Befreiung war. Es war richtig, dass ich dich getötet habe."

Tränen liefen über Birgits Gesicht und sie begrüßte Harrys sanfte Berührung auf ihrer Schulter.

„Danke." flüsterte sie, mehr zu Harry, doch auch über McVees Gesicht zog sich ein seeliges Lächeln. „Ich vergebe dir, Harold Edwardson."

Wenn nicht ich, wer dann, dachte sie. Rest in peace, Auntie. Ich liebe dich.

Sie hatten alles aufgenommen. Ein kleiner Artikel in der Tageszeitung schilderte den McVee/Dollyfant Fall, ohne zu sehr auf den Vorfall in Hillside Manor einzugehen. Und obwohl nun wahrscheinlich Ruhe in das Geisterhaus eingekehrt war, verkaufte Harry es dennoch. Sie waren nach dem Vorfall nicht mehr in Hillside gewesen, und es war irgendwie komisch. Kalt und dunkel lag es da, obwohl es Frühling war.

„Wir müssen, Babe." sagte Harry sanft.

Birgit nickte. Sie löste den Blick von der Wasseroberfläche, auf der sich die Strahlen der Abendsonne brachen.

„Sie hat es geschafft. Ich weiß es, Harry."

„Hm. Ich denke auch. Komm jetzt, Mum wartet, sie bringt uns zum Flughafen."

„Mach's gut, Tantchen."

Birgit drehte sich um und nahm Harrys Hand.

„Ich hätte ihnen so sehr ein Happy- End gewünscht..." seufzte sie.

„Dann lass unseres doch doppelt so gut sein!" lächelte Harry.


                                                                         🌹

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