Gefangen.

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Es war hell. Viel zu hell. Verwirrt kniff er die Augen fester zu. Sein gesamter Körper kribbelte.
Aber nicht auf die angenehme Art und Weise. Im Gegenteil. Es fühlte sich an, als wäre sein ganzer Körper eingeschlafen und langsam am aufwachen.

Als er versuchte die Augen zu öffnen wurde er von gleißendem und schmerzenden Licht begrüßt. Automatisch schlug er seine Hände gegen die Augen um das schmerzende Licht zu verdecken.
Einige Minuten blieb er so wie er war. Bewegte sich keinen Millimeter, atmete so flach wie nur irgend möglich. Langsam spürte er wie Leben in sein Körper kam.

Da er nun gefasst vor dem Licht war, öffnete er seine Augen erneut. Lediglich ein Spalt breit. Wieder traf ihn das beißende Licht. Jedoch gewöhnte er sich wesentlich schneller an de Helligkeit, sodass er seine Augen nach einigen Minuten vollständig öffnen konnte.

Schockiert drehte er den Kopf, um sich umzublicken. Bereute diese Bewegung allerdings noch in der gleichen Sekunde. Sein Kopf explodierte. Es fühlte sich an als würde ein Presslufthammer auf seinem Kopf Samba tanzen.
Nachdem der Schmerz vergangen war, versuchte er sich erneut umzuschauen, diesmal aber wesentlich vorsichtiger.

Doch das was er sah versetzte ihn in Panik. Er wusste nicht wo er war.

Er lag auf dem Boden eines verlassenen Raumes. Auf der anderem Seite des Raumes stand eine alte, schmutzige Liege. Ohne Kissen, ohne Decke. Ein Tisch und ein Stuhl standen in der Mitte des Raumes. Beide sahen aus, als hätten sie ihre besten Tage schon hinter sich. Das beißende und schmerzende Licht..war nur Tageslicht welches ihm durch ein kleines vergittertes Fenster direkt ins Gesicht schien. Der Boden war sehr schmutzig. Voller Staub, Blätter, Dreck und Dingen die er sich lieber nicht genauer anschauen wollte. Neben ihm...stand ein Eimer.

Er wusste nicht wo er war. Er kannte diesem Ort nicht.

Oder wie er hier her gekommen war. Er versuchte aufzustehen, doch wollten seine Beine nicht so wie er wollte, hinzu kam erneut der stechende Schmerz in seinem Kopf.

Beim genaueren Überlegen wusste er nicht einmal, was er den letzten Abend gemacht hatte. Das letzte woran er sich erinnern konnte, war das er gegen Mittag in sein Auto gestiegen war um...ja... um was eigentlich zu machen?

Er erinnerte sich nicht. Wieder versuchte er sich zu bewegen. Auf den Schmerz in seinem Kopf war er gefasst, allerdings waren seine Beine immernoch so schwer wie Blei und ließen sich nur unter größter Anstrengung bewegen.

Als er seine Beine näher begutachtete, musste er schockiert feststellen, dass seine Hose völlig zerrissen war. Das Hosenbein seiner linken Hose fehlte bis zum Knie. Er wusste nicht wie das passiert war. Und er wusste auch nicht, warum seine Beine aussahen, als hätte eine Katze ihn als Kratzbaum zwecksentfremdet.

Was war hier nur los?

Die Panik in ihm stieg. Sie wurde immer größer. Sein Herz schlug wie verrückt und sein Kopf tat bei jedem Herzschlag ein wenig mehr weh. Er fing an zu schwitzen und trotzdem war ihm kalt. Sehr kalt sogar. Er zitterte ungehemmt. Seine Zähne klapperten unkontrollierbar aufeinander.

Er spürte wie ihm die Galle hochkam. Ohne auf den Schmerz oder die tauben Beine zu achten, robbte er die wenigen Zentimeter zu dem rostigen Eimer und beugte sich über diesen. Eine Sekunden später spukte und würgte er seinen gesamten Mageninhalt in diesen.

Danach ging es ihm besser. Nicht gut. Aber besser. Das Zittern legte sich und der Schmerz in seinem Kopf ließ nach.

So wie er gerade noch am ganzen Körper vor Kälte gezittert hatte, so wurde ihm jetzt warm. Er schwitze in wenigen Sekunden seine gesamte Kleidung voll.

Was zum Teufel war hier nur los?

Er wurde wütend. Ganz plötzlich. Aus der nagenden Panik wurde beißende Wut.

Wie war er hier her gekomne? Warum ging es ihm so schlecht?
Warum konnte er sich an nichts erinnern?

So vom seiner Wut gepackt, ignorierte er den Schmerz in seinem Kopf. Ignorierte er die Tatsache, dass sich sein Körper nicht erheben wollte. Beachtete er nicht wie viel Anstrengung es ihn kostete seine Beine zu bewegen und sein gesamtes Körpergewicht vom Boden zu erheben.

Als er, nach einer gefühlten Unendlichkeit endlich stand (und es kostete ihn seine ganze Kraft stehen zu bleiben und nicht einfach wieder auf den Boden zu knallen) blickte er sich erneut um.

Auf dem Tisch stand ein Glas kristallklares Wasser. Auf einmal fing seine Kehle an zu brennen. Erst jetzt bemerkte er wie trocken sein Mund war.

Wie sehr er dieses Glas Wasser brauchte.

So schnell wie er konnte schleppte er sich und seinen Körper zu dem Tisch. Als er die wenigen Meter hinter sich gebracht hatte, musste er sich auf den Tisch stützen um nicht umzufallen. So viel Kraft hatte ihn dieser Weg gekostet.

Nach einer kurzen Verschnaufpause jedoch nahm er das Glas in die Hand. Es war so schön kühl. Ohne weiter darüber nachzudenken trank er es in einem Schluck leer.

Er rappelte sich erneut auf und schleppte sich zu der Liege auf der anderen Seite des Raumes. Bei dieser angekommen, gab sein Körper nach und viel vorn herüber auf das schmutzige Ding. Er kauerte sich zusammen.

"Ich will mach Hause. Ich will mach Hause. Ich will nach Hause. Ich will nach Hause."

Er bemerkte nicht wie er seine Gedanken leise vor sich her flüsterte. Genauso wenig bemerkte er das Quietschen das von der Tür kam, welcher er noch keines Blickes gewürdigt hatte.

Diese würde er erst bemerken wenn er das wieder aufwachte. Erneut auf dem Boden liegend. Ohne Erinnerungen.

Er lag weiterhin auf der Liege. Doch langsam fühlte er sich besser. Es interessierte ihn nicht mehr warum er hier war. Das war unwichtig.

Er fühlte sich gut.

Und das war alles was zählte.

Ohne Grund fing er von einem zum nächsten Moment an unkontrollierbar zu lachen.

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In einem anderen Raum im selben Gebäude, beobachteten zwei große, furchterregende Männer mehrere Bildschirme. Einer von ihn wies auf ein Bildschirm auf dem ein Mann auf einer Liege lag und hysterisch und äußerst laut lachte.

"Hast du den gesehen?"

"Ja."

"Meine Güte, der ist erst vor zwei Tagen rein gekommen. Wie viel von dem Zeug geben wir ihm?"

Der andere Mann lachte schäbig: "Genügend glaub mir. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen der ist in zwei Wochen hinüber. Wenn nicht schon vorher. Dann müssen wir uns jemand neuen Suchen."

"Schade das die Zwei gestern uns entkommen sind."

"Erinner mich nicht daran. Ich bin ziemlich sauer auf die Bastarde, dass sie diese Beiden einfach haben entkommen lassen."

"Das Mädchen sah nicht schlecht aus. Mit der hätte man sicher seinen Spaß haben können."

"Haha. Schwein."

"Ach komm. Daran hast du doch auch gedacht als du sie das erste Mal gesehen hast."

"Stimmt schon. Und der Typ wäre ein passender Ersatz für den hier." Er deutete auf einen der vielen Bildschirme.

"Die Typen sterben wie die Fliegen. Es ist unglaublich."

"Ja ich weiß. Aber das hier ist ein kleines Kaff. Ich bin sicher die Anderen werden die Beiden schon finden. Und dann hat unsere kleine Anstalt zwei Insassen mehr."

Die Beiden lachten dreckig. Verstummten aber als sie ein Röcheln vernahmen.

"Oh. Ich glaube Nummer 6 kratzt ab."

"Wurde ja auch Zeit, die alte Schabracke ging mir wirklich auf den Geist."

"Mir auch. Mir auch. Aber die sind wir ja jetzt los."

Und beide schauten sich belustigt an, wie eine arme Frau starb.

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