Schatten der Nacht - Teil 1: Entdeckt

2 - Wilde Verfolgungsjagd

Harry rannte die Treppen zur Nokturngasse hinab, Hermine und Ron folgten im eilig. Hermine bezweifelte, dass es eine gute Idee war, einfach so in diese gefährliche Gasse zu gehen, ohne Schutz und auch noch in diesen dunklen Zeiten, in denen Lord Voldemort wieder an der Macht war. Draco Malfoy hatte sich schon immer zu schwarzer Magie hingezogen gefühlt, er war Unterstützer der Sache Voldemorts und war in einer Todesser-Familie geboren und aufgewachsen, er war ein Teil von ihnen - es war kein Wunder, dass er die Nokturngasse besuchte. Harry hatte erzählt, dass er ihn schon einmal bei Borgin & Burke's gesehen hatte, zusammen mit seinem Vater und dass er sich dort interessiert umgesehen hatte. Natürlich stattete er der zwielichtigen Gasse einen weiteren Besuch ab. Andererseits war ihre Neugier geweckt - was wollte er in der Gasse? Mit wem würde er sich unterhalten, was würde er vorhaben? Sie konnte Harrys Neugier nur zu gut verstehen, auch wenn es ihr falsch und töricht erschien.

Sie liefen an gepflasterten Wänden vorbei, einige waren behängt mit Bildern von Todessern, die gesucht wurden. Die Wände waren glitschig und kalt, wie Hermine feststellen musste, als sie gegen eine Wand stolperte. Sie fluchte leise und spürte, wie sie von Harry und Ron in eine dunkle Seitengasse gezerrt wurde, Harry hielt ihr die Hand auf den Mund. ,,Psst!", ermahnte er sie und sah sie tadelnd an, als er die Hand von ihrem Mund nahm. ,,Ist ja gut", fauchte sie zurück und schielte um die Ecke. Draco und seine Mutter waren verschwunden.

Ebenfalls Von Neugier gepackt eilte sie die nassen Stufen herunter, darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen. Hinter sich spürte sie, wie die Jungs ihr ebenso leise folgten. Sie kamen an einem Mann vorbei, der mit der Wand sprach und sie anflehte. Er schien die drei nicht zu bemerken und unterbrach seinen Wortschwall nicht, dachte gar nicht daran, so wie er aussah. Hermine schenkte ihm keine Beachtung und bog um die Ecke. Sie konnte gerade noch sehen, wie Draco und seine Mutter Borgin & Burke's betraten, ein zwielichtiges Geschäft mit einem noch zwielichtigerem Verkäufer. Schnellen Schrittes stieg sie die restlichen Stufen der Treppe hinab und blieb schließlich geduckt neben der Tür zum Laden stehen, damit sie keiner durch das schmutzige Fenster erkennen konnte. Stumm tauschte sie einen Blick mit Ron und Harry aus. Ersterer zeigte aufs Dach und danach auf die Fässer, die in nicht all zu weiter Ferne vom Geschäft entfernt standen.

Hermine und Harry verstanden sofort und schoben beide ein Fass zum Dach. Zum Glück war es leer in der Gasse, sonst hätte man sie sicherlich entdeckt und weggeschickt. Oder schlimmer noch, bei Borgin verpetzt. Beim Gedanken daran, von dem schmutzigen Verkäufer mit einem bösartigen Grinsen auf den Lippen gemustert zu werden, wurde ihr übel und ein Schauder überlief sie. Ron stieg als erstes auf das Fass und kletterte auf das Dach, Probleme damit hatte er nicht wirklich, bei seiner Größe. Er hielt sich an einem Dachziegel fest und reichte Hermine die Hand um sie hochzuziehen, als sie ebenfalls auf das Fass stieg. Dankbar nahm sie seine Hilfe an und bestieg neben ihm das Dach. Harry kam als letzter hinauf, auch er hatte wenig Probleme mit dem emporklettern.

Vom Dach aus konnten sie durch eine Glasscheibe hinunter auf das Geschehen im Laden schauen, ein kleiner Turm ragte neben ihnen auf mit einem großen Fenster, durch das sie jederzeit entdeckt werden konnten. Sie mussten aufpassen, dass sie keiner sah, denn das würde unangenehme Fragen aufwerfen. Hermine konnte sehen, wie ein paar weitere schwarz gewandte Gestalten den Laden betraten. ,,Todesser", flüsterte Harry angespannt und sie und Ron nickten. Durch die Glasscheibe erkannte sie, dass jene in einer Art Halbkreis um ihn herum standen, manche sprachen mit Narzissa Malfoy, seiner Mutter. Der junge Malfoy strich behutsam über einen Gegenstand, die sie durch die ungeputzte Scheibe nicht erkennen konnte. ,,Könnt ihr erkennen, mit was Malfoy sich da beschäftigt?", fragte sie Harry und Ron. ,,Nein", gab Ron schlicht zurück. Ein wenig frustriert rutschte sie ein wenig weiter vor in der Hoffnung, doch noch herauszufinden, was Draco interessierte.