Kapitel 11

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-Marcos Sicht-
Zwei Wochen waren mittlerweile wieder ins Land gekommen.
Alles hatte sich etwas beruhigt.
Emy und ich dementsprechend auch wieder.
Doch das würde sicherlich nicht lange anhalten.

Es war nun mal so, dass es im DFB Pokalhalbfinale um alles ging.
Es ging um die Chance, nochmal ins Finale zu kommen und das Ding möglicherweise sogar zu gewinnen.
Verlockend war es alle Male.

Die Spannung stieg' von Minute zu Minute.
Gleich würden wir uns aufwärmen gehen.
Und irgendwie war es eines der wenigen Spiele, bei dem ich schon bevor ich mich großartig bewegt hatte, schwitzige Hände bekam.
Wir mussten gegen Leverkusen ran.
Klang erstmal nicht schwierig. Jedoch machte Bellarabi mir schon seit Jahren das Leben schwer.
Und auch so. Mit Fairness nahmen es die Leverkusener nicht all zu ernst.
Grätsche hier, Schwalbe da..
Schrecklich.

Heute war aber irgendwie alles anders.
Davor hatte Emy mich immer unterstützt, wie es nur ging.
Und nun? Musste sie wegen unserem Meckerkopf Zuhause bleiben.
Sie hatte mir aber versprochen, sofern wir wieder nach Berlin fliegen durften, auf jeden Fall mit zu kommen. Egal was kam.

Dafür waren aber Charlie, Josie, Elyas, Nico und Yvo im Stadion.
Mal was ganz neues.
Klar. Ich wollte alle fünf stolz machen. Aber gerade Josie und Elyas wollte ich irgendwas schlimmes ersparen.
Ich wollte nicht vor deren Nase vollkommen ausrasten.
Deswegen musste ich wohl wirklich einen kühlen Kopf bewahren. So schwer es mir auch fiel.

Schon bei der Aufwärmphase entdeckte ich die fünf auf der Osttribüne.
Aber Mats riss meinen Blick recht schnell von ihnen Weg.
,, Du wirst heute Ruhe bewahren müssen, hab ich Recht?", ich nickte.
,, Ich muss die Ruhe selbst sein. Was bei mir bekanntlich ziemlich schwierig ist.", antwortete ich lachend.
,, Ich mach' das schon, verlass' dich drauf.", was auch immer er damit meinte..

Wieder zurück in der Kabine wurde mir dann recht schnell klar, was er damit meinte.
,, Also, Jungs. Hört mal zu. Marcos Kiddies sind heute im Stadion.
Heißt, der Liebe Herr Reus muss sich vorbildlich verhalten.
Was ja manchmal nicht so ganz gelingt.
Sobald er kurz vor'm ausrasten ist. Zurückhalten.
Ganz wichtig!"
Diese Jungs waren echt unerklärlich.. Wie hatte ich bloß so tolle Kumpels verdient?

Schon zwanzig Minuten nach Anstoß stellte sich raus, dass mein Hassgegner, es wirklich ernst meinte, als er mir beim letzten Spiel gegen sie gedroht hat..

Bellarabi ging bei einem Versuch, einen Kopfball zu machen, hart in mich rein. Ziemlich hart. Zu hart.
Meine Stirn schmerzte. Doch erst dachte ich mir nicht viel dabei.
Das passiere mal.

Erst als ich im Augenwinkel sah, wie viele große Blutflecken bereits auf meinem Trikot verteilt waren, kapierte ich was passiert war.
Doch das war auch der Moment, in dem für kurze Zeit einfach alles schwarz wurde...

Plötzlich spürte ich, wie sich jemand neben mich kniete.
,, Marco, rede mit mir. Bleib' ganz ruhig, okay.", Mats klang etwas besorgt. Wozu er allen Grund hatte.

Doch ich redete nicht mit Mats. Es ging nicht.
Ich fühlte mich so unglaublich schwach. Alles drehte sich und irgendwie war alles auch dunkler als sonst.
Der Versuch, etwas zu sagen scheiterte schon daran, dass ich vor lauter Schwäche nichtmals den Mund auf bekam.
,, Er hat wirklich viel Blut verloren. Da ist es kein Wunder, dass er ziemlich schwach ist.", erklärte eine Sanitäterin Mats.
Sie klang so leise. So unglaublich weit weg.
Alles klang so.
Die Fans, die sonst so eine riesen Stimmung machten, klangen wie als seinen sie Kilometer weit von mit entfernt.
Generell war ich umhüllt wie mit einem Schleier.

,, Er muss sich ausruhen, ich weiß nicht, ob er das auf der Bank so gut kann. Vielleicht sollte er in den Sanitätsraum und sich dort etwas auf eine Liege legen.", schlug die eine Frau Thomas vor.
Was er sagte verstand ich nicht.
Er redete von Natur aus nicht so unglaublich laut.
Und da dieser Schleier mich wohl noch eine Weile lang begleiten würde, verstand ich ihn so nicht.

,, Ich fühle mich wie auf Drogen..", murmelte ich, als ich mich in Sanitätsraum auf die Liege legte..

Es fühlte sich an, als hätte ich zwei Minuten geschlafen, da wurde ich geweckt.
,, Marco. Komm mit. Ich bringe dich hoch.", sagte Mats mir.
Dieser Schleier war nicht mehr so dicht wie vorher.
Und doch war er noch da.

,, Mats, ich kann nicht alleine Treppen laufen.. Ist alles zu verschwommen..", murmelte ich.
Vor mir sah ich nicht eine, sondern zwei Treppen..

Im Auto meiner Schwester hatte ich wohl wieder geschlafen.
Nicht wohl.. Ich hatte es.
Aber mir ging es auch nicht gut.
Meine Stirn tat immer noch weh. Sie pochte, war dick und vermutlich auch blau.
Ich wusste nicht mals, ob ich genäht oder getackert wurde.
All das hatte ich nicht mitbekommen.
Einfach durch die Tatsache, dass ich durch das ganze Blut, dass ich verloren habe, einfach schwach und nutzlos war.

Emy nahm mich und die Kinder in Empfang. Wobei die letzteren sich erstmal kurz um sich selbst kümmern mussten.
War für kurze Zeit ja kein Problem war.

Was war ich in diesem Moment dankbar, dass unser Schlafzimmer unten war.

,, Emy, weißt du was? Ich wollte ja eigentlich immer was Neues ausprobieren, aber..-", sie unterbrach mich.
,, Marco, hör' auf. Du weißt nicht, was du da redest."

PERHE [ Zusatzheft zur CHARLIE Dilogie ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt