November

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Es war November, als er sie zum ersten Mal weinen sah; Man hörte sie leise schluchze.

Ihre Wimperntusche war verschmiert, ihre Augen rot gechwollen. Doch niemanden fragte sie was los sei, niemand traute sich an sie ran, an das Mädchen aus dem mittlerweile sogar die Kälte entwichen war.

Da war nur Leere.

Sie war so unscheinbar geworden in den letzten Monaten, dass sie niemand mehr wirklich vom Sehen kannte, sie machte sich so klein, dass der Schaffner sie übersah.

Nur die alte Dame mit dem lustigen Hut, gegenüber von ihm, die ebenso jeden Monatgmorgen die Bahn nahm, sah sie mitleidig an und fragte sie, ob alles okay sei.

»Ich habe etwas Dummes gemacht«, antwortete das Mädchen ohne Namen nur, und damit war das Gespräch beendet. Man fragte nicht mehr nach.

Was sie wohl angestellt hat, dachte er, doch er fragte sie nicht, war nicht misstrauisch.

Und er ignorierte das Blut, das aus ihrem Ärmel tropfte.

Weil er es ja nicht sah.

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