Ich fuhr in die Küche und begrüßte erstmal meine Eltern, die das Frühstück schon vorbereiteten. »Hey Mum, Hey Dad.« sagte ich mit einem müden Lächeln im Gesicht. »Guten Morgen, Schätzchen.« entgegnete mir meine Mum gut gelaunt.
Schätzchen....Ich glaube, dass sie es nie lernen werden, dass ich keine 5 mehr war, aber gut...zuhause OHNE irgendwelchen Freunden war es ja okay. Aber ist ja nicht so, dass sie es auch schon oft genug in Anwesenheit von anderen gesagt hatten.
»Mum ich bin 18! Ihr könnt sagen: Guten Morgen unsere 18 jährige GROßE Tochter, vergiss deine Autoschlüssel nicht für dein EIGENES Auto!« meine Eltern schmunzelten nur und wandten sich wieder dem Essen zu. »Pff ihr wollt mir nicht mal wiedersprechen! Was seid ihr für Eltern?!« gab ich gespielt enttäuscht und genervt von mir. Darauf lachten sie und mein Dad ergriff das Wort. »Ja was sind wir für schlimme Eltern? Ich glaub jetzt müssen wir dich weggeben. Das ist hier ja eine Zumutung für dich! Was hältst du davon, Miranda?« er sah zu Mum, die zustimmend nickte. »Das können wir unserer Tochter nicht antun!« »Ihr seht gar nicht den Ernst in dieser Situation! Ihr seid Schuld wenn ich gezwungen bin vorzeitig auszuziehen!« erneut lachten sie und ich stimmte mit ein. Es war schön schon so in den neuen Tag zu starten.
Ich machte mich auf den Weg ins Esszimmer und schob meinen Rollstuhl an die freie Stelle, an der seit 8 Jahren kein Stuhl mehr stand. Der Anblick schmerzte jeden Tag aufs neue. Natürlich hatte ich mich daran gewöhnt, aber diese Sehnsucht auf einem normalen Stuhl zu sitzen oder besser gesagt selbstständig zu dem Stuhl oder wo anders hin GEHEN zu können, war immer vorhanden. Doch ich hatte in diesen Jahren gelernt, dass es nichts nützte der Vergangenheit nach zu trauern. Dadurch würde meine Lähmung auch nicht einfach wieder verschwinden.
Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, zog ich mir noch schnell etwas richtiges an, machte meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz, tuschte meine Wimpern und schnappte mir meine Tasche.
Nun war nämlich wieder Schule angesagt. Ich war ziemlich gespannt, was mich heute alles erwarten wird. Es wird bestimmt wieder Lehrer geben, die denken, sie wären ganz toll und überraschen die Schüler mit einem Test. Und wenn man dann immer ihre Blicke sieht....da hätten man gleich immer Lust ihnen eine zu verpassen. Oder Schüler, die dachten, sie wären mega cool und ärgern andere, nur damit andere ihrer nicht vorhandenen Beliebtheit Aufmersamkeit zu geben. Tja ein normaler Schultag eben. Und diese Tatsache ist echt schlimm, wenn man mal so genauer darüber nachdachte.
»Ciao Mum und Dad, ich werde jetzt wie ein Erwachsener das Haus verlassen und mit meinem Auto wegfahren.« rief ich in die Küche und verließ dann, nachdem ich sie schmunzeln gehört hatte, das Haus.
Meine Eltern hatten extra das Haus etwas umbauen lassen, damit ich es leichter hatte. Draußen hat unser Eingang Treppen und da ich logischerweise nicht mit einem Rollstuhl runter kam, hatten sie so einen kleinen Weg nebenan anbauen lassen, damit ich dort ohne Probleme hinunter fahren konnte.
An meinem Auto angekommen, versuchte ich irgendwie auf den Sitz zu gelangen. Man muss dazu sagen, ich habe noch nicht sooo lange ein Auto. Das heißt, ich hab das noch nicht so wirklich drauf ohne Hilfe hinein zu gelangen. Wie heute auch...Tja nichts da mit wie ein Erwachsener davon fahren. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mein Handy raus zu nehmen und meine Mum anzurufen. Ja ich könnte auch einfach rufen, aber so tief bin ich dann doch noch nicht gesunken, dass ich durch die Gegend nach meiner Mum schrie.
»Was ist denn Schätzchen?« und da war es wieder. Würde ich mit einer Wand reden, würde ich auf genau das gleiche hinauskommen. »Ähm könntest du kurz rauskommen und mir helfen?«
»Oh ja klar!« da hatte sie auch schon aufgelegt und die Tür ging auf. Ich fuhr ein Stückchen rückwärts, damit sie besser an den Sitz kam. Sie werkelte irgendetwas daran herum und sah dann lächelnd zu mir. »So dann versuchen wir es doch.«Mum war einfach die beste. Sie sah immer das positive in allen Sachen. Nie ließ sie mich spüren, dass ich eine Belastung war oder so etwas ähnliches. Mein Dad war natürlich genauso toll. Aber Mum war öfters zuhause, da Dad immer von früh bis abends in der Arbeit sein musste.
Beide war es egal, dass sie viel mehr für ein Auto für mich bezahlen mussten, als so ein "Anfängerauto" normal kostete. Ich hatte zwar gesagt, dass sie mir das nicht kaufen müssten und dass ich es mir einfach selbst kaufen würde, wenn ich mein eigenes Geld verdienen würde. Doch in dieser Sache waren sie so stur, wie ein Ziegenbock. Sie waren so fest entschlossen, dass sie mir ein Auto mit den ganzen Extras für Rollstuhlfahrer kaufen würden. Und ja hier stand es jetzt! Seit meinem 18. Geburtstag.Ich nickte und fuhr wieder ein Stück näher zu ihr. Nachdem wir es geschafft hatten, dass ich auf dem Sitz saß, klappte sie den Rollstuhl zusammen und verstaute ihn auf der Rückbank. »So, fahr vorsichtig! Und sag Brooke Bescheid, dass du in 10 Minuten an der Schule bist, damit sie dir wieder helfen kann.« »Ja mach ich. Bis Nacher, hab dich lieb!« »Ich dich auch!« wir lächelten uns beide liebevoll an und ich startete den Motor. Ich winkte ihr nochmal und fuhr dann los.
Brooke ist, seit wir in die Windeln gemacht hatten, meine beste Freundin. Sie unterstützte mich immer und überall. Und sie wich mir nie von der Seite. Außer wenn es irgendwo gratis Essen gab oder ein Ausverkauf stattfand.
Nach ca. 10 Minuten parkte ich auf dem Parkplatz vor meiner ach so tollen Schule. Ich hab sie ja so sehr vermisst! Aus dem Augenwinkel sah ich schon Brooke auf mich zukommen. Grinsend sah ich sie an und machte meine Tür auf. »Hey, Schönste!« begrüßte sie mich und umarmte mich. »Ha ha sagt die Richtige!«
Brooke hatte lange kastanienbraune gewellte Haare und so süße große braune Rehaugen. Sie war schlank, groß und war immer stylisch gekleidet. Also kurz gefasst: sie war einfach die Schönheit in Person. Manchmal fragte ich mich, wieso sie mit so einem Krüppel wie mir überhaupt rumhängt. Mal ganz ehrlich, sie könnte locker zu den Cliquen von den "beliebten Schülern" gehören. Doch stattdessen half sie mir Tag für Tag und machte alles mit mir. Dafür liebte ich sie einfach.
»Du verlangst von mir, dass ich lüge?!« gespielt empört schnappte sie nach Luft und wir beide begannen zu kichern. »Okay dann sorgen wir mal dafür, dass du aus dem Auto kommst.« Ich schnallte mich ab und ließ mir helfen wieder in meinem Rollstuhl zu sitzen, welchen Brooke gerade ausklappte und vor mir abstellte. Sie griff unter meine Achseln, legte ihre Arme an meinem Rücken an und mit unserer beider Kräften hob sie mich vom Fahrersitz in den Rollstuhl. Sie schloss noch schnell die Autotür und trat dann neben mich. Ich ließ meinen Blick über den Schulhof schweifen und blieb an einer Stelle stehen. »Oh Gott schau mal wer schon wieder von allen Aufmerksamkeit bekommt.« sagte Brooke im gleichen Augenblick genervt. Augenverdrehend schob ich die Räder vorwärts und machte mich mit Brooke auf den Weg zum Eingang.
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Bis zum letzten Atemzug
Teen FictionDa Ravely als kleines zehnjähriges Mädchen einen großen Fehler begangen hatte, dachte sie ihr Leben wäre vorbei. Sie sah nirgendswo mehr einen Sinn und verabscheute auch jegliche Hilfe. Dass genau diese "Eigenschaft" sie acht Jahre später zu Zac Win...