Teil 6

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Das knirschen der Steine unter den Reifen von Dads Auto erinnerten mich daran, dass wir endlich angekommen waren. Ich stieg aus und betrachtete die mir vorliegende Umgebung und musste feststellen, dass alles genauso war wie ich es in Erinnerung hatte, nichts hatte sich geändert.
Dads Haus befand sich sozusagen zwischen Stadt und Wald. Nicht im
Stadtzentrum, aber auch nicht direkt im Wald. Sozusagen auf einer kleinen Lichtung irgendwo dazwischen. Der Vorgarten grenzte an die Straße, die zu dem kleinen Städtchen führte und hinter dem Haus erstreckte sich kilometerweit üppiges grün, der Wald.
Das Haus war nicht wirklich klein, wie ein Gartenhäuschen oder ein Schuppen, aber auch nicht sonderlich groß, wie zum Beispiel eine Villa es wäre. Nein, es war einfach ein gemütliches, kleines Häuschen, das an einen Wald grenzte. Zugegeben, war es vielleicht ein bisschen altmodisch und konservativ gehalten, aber das ohne auch nur in irgendeiner Weise primitiv oder zurückgeblieben zu wirken. Es hatte alles was ein Haus haben sollte.
Es bestand vorwiegend aus Holz, von den umliegenden Bäumen hier. Es war in einer dunklen, bräunlichen Farbe gestrichen, die sich der Landschaft hervorragend anpasste. Durch die vielen Schauer und Regentage bildete sich vor allem auf dem Dach Moos und von allen Seiten bannte sich Efeu seinen Weg an den Hauswänden nach oben. All diese Farben, von dunklem braun, über sattem grün, bis hin zu dem zartem grün, das die Konturen der Blätter des Efeus darstellte, vermischten sich perfekt miteinander, sodass das gesamte Haus mit dem Wald verschmolz und eins mit ihm wurde.
Die Fensterläden, die man an jeder Hauswand entdeckte, waren in einem hellen Braunton gestrichen und setzten sich somit deutlich vom Rest des Hauses ab. Sie waren sehr groß gehalten und ließen somit viel Sonnenschein durch, damit es im
Inneren des Hauses nicht zu dunkel wirkt. Wie auf Stichwort kämpfte sich die Sonne gerade in diesem Moment ihren Weg durch die Wolkenbank und direkt auf das Haus. Die Strahlen fingen sich in dem Glas und reflektierten das Licht in allen Farben und Formen zurück, sodass die ganze Lichtung zu schimmern und zu strahlen anfing.
Doch mein Lieblingsteil des Hauses war die Veranda. Von Vorne nicht zu erkennen, nahm sie dafür den Gesamten hinteren Teil des Hauses ein. Da diese in der gleichen Farbe wie die Fenster gestrichen war, setzte auch sie einen schönen Kontrast zu den anliegenden Hauswänden. Nach Süden ausgerichtet bekam sie am Meisten vom den Sonnenstrahlen ab, weshalb man auf ihr auch einen kleinen Tisch, zwei Stühle, sowie eine Liege finden konnte. Für die noch sonnigeren Tage hatte Dad sogar einen großen, gelben Sonnenschirm gekauft, der aber noch nie wirklich eingesetzt wurde. Wir genossen eben jeden einzelnen Sonnenstrahl.
Auf dem, von Moss bewachsenem, Dach erstreckte sich ein paar Meter nach oben, ein aus groben Stein gefertigter, Schornstein. Aus ihm stiegen kleine Dampfwolken nach oben in den Himmel auf, vermischten sich mit der Luft und verschwanden schließlich endgültig aus meiner Sicht. Das Einzige was blieb war der Geruch. Der himmlische Duft von Dads hausgemachtem Chili stieg mir in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dad wusste, dass das mein absolutes Lieblingsessen war. Wie auf Kommando meldete sich auch mein Bauch mit einem hörbarem Knurren und schrie förmlich nach Essen. Ich musste grinsen.
Viele Leute würden jetzt vielleicht sagen, dass das Haus nicht ihren Idealen von Perfektion entsprach, vom der Wohngegend ganz zu schweigen. Die meisten Leute bevorzugten ein Loft oder ein Appartement im Stadtzentrum, um immer mitten im
Geschehen zu sein. Bei Partylärm und Motorgeräuschen einzuschlafen, empfanden sie als angenehm. Aber wir nicht.
Das Haus, sowie auch der Wald, war unsere eigene Vorstellung von Perfektion. Es war durch und durch perfekt, da es das einfache, und dennoch starke Gefühl von Ruhe und Geborgenheit gab. Das und nichts anderes sollte ein Haus tun.
Und unseres tat es.

Mysterious As The Dark Side Of The MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt