Feelings

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Hermes und ich manipulierten den Nebel, damit es so aussah, als hätte es die beiden Schüler Dylan und Hayden nie gegeben. Immer noch war ich verblüfft wie das Zeug funktionierte, aber ich versuchte nicht zu viel darüber nachzudenken, denn das bereitete mir nur Kopfschmerzen.
Trotzdem ging ich heute noch ein letztes Mal in die Goode High School, weil ich noch etwas extrem Wichtiges zu erledigen hatte. Zielstrebig öffnete ich die Tür zum Lehrerzimmer und stellte fest, dass nur zwei Personen anwesend waren. Paul Blofis sah überrascht auf und ließ bei meinem Anblick geschockt seine Blätter fallen, die er soeben ausgedruckt hatte.
Ich achtete kaum auf ihn, sondern fixierte den kahlköpfigen Lehrer, der an seinem Schreibtisch saß. „Pos...-", Paul unterbrach sich selbst, „Äh, hallo. Kann ich etwas für Sie tun? Suchen Sie Percy?"
Montgomery sah verwirrt zwischen uns beiden hin und her und ich wandte mich dem Stiefvater meines Sohnes zu: „Ich bin mit Percy sowieso heute Abend verabredet. Das einzige, was Sie tun können, ist, mich mit Ihrem werten Kollegen allein zu lassen."
Paul war schlau genug, nicht zu widersprechen und ergriff die Flucht. Als die Tür hinter ihm zuging, drehte ich den dort steckenden Schlüssel einmal herum, um sicher zu stellen, dass Montgomery nicht einfach in seine nächste Klasse abhaute.
„Entschuldigung, aber wer sind Sie und was wollen Sie von mir?", fragte Montgomery erwartungsvoll. Ich baute mich vor ihm auf und gab mir nicht einmal Mühe, meine Machtausstrahlung zu verbergen.
Durch meine plötzliche Wut barsten die Wasserflaschen neben ihm und ich ließ das Wasser um seinen Körper schlängeln, sodass er gefesselt war.
Seine Augen weiteten sich und er starrte mich voller Angst an, „W-was wollen Sie von mir? Wer-Was sind Sie?"
„Ich dachte, das wäre klar.", stellte ich mit bösem Lächeln fest, „Ich bin der griechische Meeresgott Poseidon." Zuerst schien er wie verrückt loslachen zu wollen, doch ich richtete meine ganze Wut auf ihn und die Tentakel, die ihn festhielten, schnürten sich enger um seine Haut.
Ein Tentakel schlang sich um seinen Hals, aber nicht so kraftvoll, dass er ersticken würde. „Sie haben es sich ganz schön mit mir verscherzt, wissen Sie das, Mr Montgomery?", „Was habe ich denn bitte getan?", röchelte der Lehrer, „Ich habe das Meer nie grausam behandelt. Ich gehöre einer Organisation an, die sich für das Erhalten der Meere einsetzt."
Ich zuckte mit den Schultern, „Unter andern Umständen hätte das jetzt bei mir gezogen, aber die Lage ist aus meiner Sicht ernster, als Sie vielleicht denken. Sie behandeln meinen Sohn nicht so, wie er es eigentlich verdient."
„S-Sohn?", krächzte er und seine Augen weiteten sich noch ein Stück, sodass ich schon Angst bekam, sie würden ihm rausfallen. Zeus wird eh schon wütend sein, wenn er das hier erfährt. Dass ich wegen Verstümmlung zur Rechenschaft gezogen werde, das wollte ich dann doch aus Bequemlichkeit verhindern. „Sie haben einen Sohn? Ein Halbgott?"
Ich zog mir Pauls Stuhl zu mir und setzte mich entspannt gegenüber von ihm hin, „Exakt. Und er geht in Ihren Mathekurs." Ich fragte mich, ob er schon die Vermutung hatte, dass es Percy war, denn mein Sohn sah mir ziemlich ähnlich.
„Ihr Sterblichen bekommt davon nichts mit, aber mein Sohn war es, der euch bereits zweimal den Hintern gerettet hat.", erzählte ich und genoss Montgomerys gequältes Gesicht, als die Tentakel sich immer enger um ihn schlossen, „Mein Vater Kronos ist wieder auferstanden. Wollte die Welt an sich reißen, uns stürzen und so, weißt du?"
Montgomery verdrehte die Augen, als dachte er, ich wäre komplett irre.
„Mein Sohn hat ihn dahin zurückgeschickt, wo er hingehört. Und dann war da noch Gaia. Die kennt ihr wahrscheinlich besser als Mutter Erde, aber ich sage dir, die ist vollkommen irre. Hätte die Welt fast ins Chaos gestürzt, wenn mein geliebter Sohn und seine Freunde sie nicht aufgehalten hätten."
Ich lehnte mich kopfschüttelnd zurück und behielt sein Gesicht genau im Auge, als ich sagte: „Percy ist mit seinen 17 jungen Jahren schon vom Leben gezeichnet. Er hat Dinge gesehen, die ihr als Horrorstreifen abstempeln würdet, wenn ihr es euch auf Video ansehen würdet."
Montgomery fing an zu zittern, „P-Percy?!"
Ich lächelte leicht, „Er ist ein Held, Mr Montgomery. Und ich werde nicht akzeptieren, dass sie meinen Sohn weiter so behandeln, als wäre er nur einen Haufen Dreck wert."
Ich ließ den Tentakel um seinen Hals fester zudrücken, sodass er jetzt wirklich seine Luftröhre abschnitt, „Sie haben sich einen Gott zum Feind gemacht. Und dazu noch einen besonders Mächtigen."
Montgomery würgte und umfasste die Armlehnen seines Bürostuhls fester. Ich stand auf und baute mich vor ihm auf: „Ich rate Ihnen, dafür zu sorgen, dass mein Sohn es schafft, noch diesen Sommer mit seiner Freundin aufs College zu gehen. Sonst werde ich meinen ganzen Zorn an Ihnen auslassen."
Ich atmete tief durch und befahl dem Wasser sich wieder zurückzuziehen. Anstatt es in die Wasserflaschen zurückfließen zu lassen, löste ich es eiskalt über Montgomerys Kopf aus meinem Griff, sodass er pitschnass wurde. Durch meinen Willen betrug die Temperatur der Flüssigkeit unter 0°C, was ihn vor Kälte schlottern ließ.
„Ich rate Ihnen davon ab, sich den Gewässern die nächsten Jahre zu nähern.", warnte ich ihn und ging auf die Tür zu, „Es sei denn, sie wollen mich herausfordern."
Ich spürte seinen verschreckten Blick auf mir, als ich die Tür aufschloss, mich umdrehte und ihn noch ein letztes Mal warnend ansah.
Dann löste ich mich vor seinen Augen in Nebel auf und ließ mich von einer sanften Meeresbrise aus dem Gebäude tragen.

Zwei Stunden später befand mich im Eastriver und beobachtete aus nur zehn Metern Entfernung, wie mein Sohn das Schulgebäude verließ. Annabeth, die sich vor zehn Minuten neben den Eingang gestellt hatte, sodass Percy sie nicht sofort sah, setzte ihm auf leisen Sohlen hinterher und hielt ihm lächelnd die Augen zu.
„Wer bin ich?", fragte sie neckisch und er drehte sich grinsend um. „Was machst du denn hier?! Du bist doch eigentlich in San Francisco bei deinem Vater." Sie zuckte unschuldig mit den Schultern, „Es gab gestern einen Rohrbruch in meiner Schule und der Unterricht ist ausgefallen. Deswegen konnte ich den Flug einen Tag früher nehmen."
Überglücklich umfasste Percy ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie. Annabeth schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte leidenschaftlich.
Sie liebten sich wirklich. Das war keine kurze Affäre, die die beiden hatten, sie waren füreinander bestimmt, das sah ich auf einen Blick. Das, was sie zusammen durchgemacht hatten, hatte sie für immer zusammengeschweißt.
„Ist alles okay?", fragte Annabeth ihren Freund schließlich und der runzelte die Stirn. „Ich hab dir doch von Montgomery erzählt, der meine Noten die ganze Zeit gedrückt hat."
Die Blondine nickte und mein Sohn redete weiter, „Als er heute in den Unterricht kam, war er pitschnass und schien total verschreckt. Und das merkwürdigste war, dass er sich vor der ganzen Klasse bei mir entschuldigt hat und mir zwei Einser eingetragen hat. Das sind die ersten Noten, die ich bisher besser geschafft habe, als eine 4."
Annabeth hob eine Augenbraue, „Jemand hat ihm wohl ein wenig Angst eingejagt, wenn du verstehst, was ich meine."
Percy lächelte und sah jetzt direkt zu mir. Obwohl er mich eigentlich nicht sehen können dürfen, sah er mir direkt in die Augen und irgendwie ahnte ich, dass er genau wusste, dass ich hier war.
„Vielleicht stehen zwischen uns doch nicht mehr so viele Meilen.", sagte er in meine Richtung und jetzt war ich komplett überzeugt, dass er zumindest spürte, dass ich ihn beobachtete. Ich lächelte ihn warm an und sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, weshalb ihn Annabeth schräg ansah.
Er küsste sie auf den Scheitel und legte einen Arm um sie, „Gehen wir nach Hause."


Hey,

Und das war das letzte Kapitel dieser Kurzgeschichte. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr bleibt bei meiner anderen Geschichte dran ;))

Vielen Dank für all die Kommentare und Votes und ich wünsche euch noch einen schönen Abend :**

Viele Grüße,

Laura :**

A million miles between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt