Prinz Rumpelstilzchen

1K 108 16
                                    



Tock.
Tock, Tock.
Tock.
Genervt öffnete ich ein Augenlid und sah zumFenster, durch das trotz geschlossener Vorhänge das gedämpfte Licht der späten Nachmittagssonne fiel.
Nachdem Liam gegangen war, hatte ich mich direkt ins Bett gelegt um etwas zu schlafen. Und das hätte ich noch sehr lange gemacht, wäre ich nicht von dem nervigen Geräusch aufgewacht.

Tock.
Tock, Tock.
Da war es wieder.
Hörte sich an, als würde jemand Steine gegen meinFenster werfen.

Wütend und halb verschlafen rollte ich mich aus dem Bett, schob die Vorhänge auf Seite und sah raus.
Ich hielt inne. Dann schloss ich die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete sie wieder.
Ne, er war immer noch da und suchte nach dem nächsten Stein, den er gegen die Scheibe werfen konnte.
Ich hätte es wissen müssen. War doch klar, dass Louis wieder hier auftauchte.
Aber was solls. Diesmal hatte ich mich vorbereitet.
Louis sah hoch als er hörte wie ich das Fenster öffnete und sein Gesicht erhellte sich.

„Rapunzel, Rapunzel. Lass mir dein Haar-"
Noch während er sprach, beugte ich mich runter zu dem Eimer Wasser, den ich unter meinem Fenster gestellt hatte, stemmte ihn hoch und schüttete ihn runter auf Louis.
„-herunteeeeeeeeer was zum..?"
Er schüttelte sich einmal und ich duckte mich schadenfroh, um keine Wassertropfen abzubekommen, die von seinen nassen Haaren spritzten.

„Ich wollte, dass du deine HAARE herunter lässt und nicht das WASSER.Naja, immerhin machen wir Fortschritte und du lässt wenigstens etwas runter."
Was ein Spasti. Ich zog mich wieder hoch und sah funkelnd auf ihn herab.
„Ich lass gleich was ganz anderes runter."
„Ich hätte nichts dagegen, wenn du deinen Arsch hier runter schwingen würdest.", sagte er grinsend.
Ich sah ihn mit offenem Mund an. Na warte.
„Hast du keine Freunde, die du nerven kannst. Oh halt. Die Frage war überflüssig. Natürlich hast du keine."
Er sah mich beleidigt an.
„Falls du es noch nicht mitbekommen hast. Ich bin mit meinen Freunden hier."
Ich schnaufte.
„Oh wirklich. Tolle Freunde, die einen einfach zurücklassen, wenn sie glauben, dass ein rachsüchtiger Geist hinter einem her ist."
Louis zuckte mit den Achseln.
„Sind halt etwas schreckhaft..."

Er hielt kurz inne und setzte sich dann im Schneidersitz auf den Boden.
Hatte der Junge nichts Besseres zu tun?
„Wo wir grade dabei sind. Die haben gestern Wahrheit oder Pflicht ohne mich gespielt. Ich hab keine Ahnung was los war, aber Harry und Niall sind mitten in der Nacht leichenblass auf den Zeltplatz gerannt."
Er sah mich lachend an.
„Das war so lustig. Vor allem als Zayn aus den Baumreihen kam, hinter denen er grad pinkeln war und die sich zu Tode erschreckt haben. Mit denen konnte man nichts mehr anfangen. Liam haben die irgendwie im Wald verloren. Der ist erst Stunden später wieder aufgetaucht. Ich würdecht gern wissen was die gemacht haben."
Ich sah ihn ausdruckslos an.
Redete der immer einfach so drauf los und erzählte Fremden seine Lebensgeschichte?
Erwartete er, dass ich ihm darauf antwortete? War ich sein Tagebuch oder was?

Liebes Tagebuch,
Heul heul jammer jammer. Die bösen Jungs haben ohne mich verstecken gespielt.
Ich grunzte. Haha bestimmt sah seinTagebuch genauso aus.
„Hast du grade gegrunzt?"
Aus meinen genialen Gedanken gerissen sah ich wieder kurz zu Louis, bevor ich desinteressiert meinen Blick über den Wald hinter ihm gleiten ließ.
„Pfff neeein? Hast du gegrunzt?"
Louis antwortete irgendwas, aber ich hörte ihn nicht mehr.

Ein Schatten, der sich durch das Gebüsch am Waldrand bewegte, hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und blendete alles andere um mich herum aus.
War die Gestalt wieder hier?
Mein ganzer Körper spannte sich an und ich kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können.

„...zel....nzel...RAPUNZEL."
Ich fuhr zusammen und sah nach unten.
Louis hatte sich wieder aufgerichtet.
„Wieder auf der Erde?", fragte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Stirnrunzelnd sah ich noch einmal zum Wald.
Nichts.
„Alles in Ordnung?"
Ich entspannte mich und lächelte Louis an.
„Ja klar."

War wohl nur Einbildung gewesen. Gott, ich brauchte eindeutig mehr Schlaf.
Louis erstarrte und sah mich erschrocken an.
Was war denn jetzt los?
Es dauerte einen Augenblick bis ich merkte was ich grade getan hatte. Er hatte mich Rapunzel genannt und ich hatte ihn angelächelt.
Ich war nett gewesen.
Mein Lächeln gefror auf meinem Gesicht.

„Waaas?!", fuhr ich ihn an.
Ich warf noch einmal einen Blick in den Wald. Sicherheitshalber.
Nur um Liam zu sehen, wie er in weiter Entfernung an einem Baum gelehnt stand und uns beobachtete.
Also war er der Schatten gewesen.
Ein kleines Lächeln schlich sich wieder auf meine Lippen und ich schüttelte leicht den Kopf.
War ja klar, dass er sich das hier mal angucken wollte.
Louis räusperte sich.
„Du lächelst mich schon wieder an."
Ich verzog den Mund.
„Ich lächle dich nicht an?"
„Wen denn sonst?"
„Dich ganz bestimmt nicht."
Er runzelte sichtlich verwirrt die Stirn.
Ich seufzte genervt und sah wieder zu Liam. Wie hielt er es nur so lange mit Louis....-

Eine Bewegung nicht weit von Liam entfernt lenkte mich ab.
Und dieses mal bildete ich mir nichts ein.
Dieses mal war da etwas...oder jemand.
Zwar schwer zu erkennen, aber sie war da, die Gestalt. Gut versteckt im Schatten des Waldes.
Hätte sie sich nicht bewegt, hätte ich sie gar nicht gesehen.
Wer weiß wie lange sie schon da stand.
War sie vor Liam da gewesen? Wollte sie ihm auch etwas tun?

Ich schluckte schwer und sah dann wie gelähmt zu Louis runter, der mich die ganze Zeit über angestarrt hatte und wohl versuchte aus mir schlau zu werden.
„Louis.", sagte ich langsam und deutlich. „Ruf Liam an und sag ihm er soll herkommen."
Louis erstarrte und sah mich misstrauisch an.
„Woher kennst du Liam?"
Mist. Ich würde ihm ganz sicher nicht sagen, dass er gestern in meinem Zimmer war.
„Ich hab euch in der Nachtgehört, als ihr vor meinem Fenster wart."

Er beruhigte sich sichtlich und zeigte dann anklagend auf mich.
„Momeeeent. Dann hast du die Situation also mitbekommen? Du hättest dich einfach zeigen und alles aufklären können."
Verzweifelt rieb ich mir meine Schläfen.
„Ruf Liam an.", wiederholte ich mich nur. Ich hatte keine Zeit jetzt mit ihm darüber zu diskutieren. Warum war er nur so?
Louis verschränkte die Arme.
„Nein."
„Nein?", fragte ich ungläubig.
„Wenn ich Liam anrufe, weiß er über dich Bescheid. In Rapunzel gibt es nur einen Prinzen und das bin ich schon. Also nein! Ich hab dich zuerst entdeckt."

Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an.
Ich fühlte mich wie ein Lieblingsspielzeug, dass nicht geteilt werden wollte.
Tief Luft holend, versuchte ich mich zu beruhigen und ihm so nachdrücklich wie möglich in die Augen zu sehen.

„Louis.", sagte ich nocheinmal. „Ruf. Liam. An."
Aus irgendeinem Grund schien er jetzt doch zu merken, dass die Lage ernst war.
Sein störrischer Gesichtsausdruck fiel langsam und er sah mich ebenfalls ernst an.
Dann wanderte seine Hand zu seiner Hosentasche, zog sein Handy heraus und hielt es sich ans Ohr.
Mein Blick wanderte nervös zwischen dem Wald und Louis, der mich mit einem seltsamen Blick beobachtete, während er auf Liams Antwort wartete, hin und her.
Endlich ging er dran.

„Hey Liam. Kannst du zu dem Geisterhaus kommen?"
...
„Ich weiß nicht. Irgendwas ist los."
...
„Du bist in der Nähe? Ehm Ok dann bis gleich."

Louis legte auf und sah nachdenklich auf sein Handy, bevor er es wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
„Sagst du mir wenigstens was los ist?", fragte er mich dann. Seine Augen bohrten sich durchdringend in meine.
So ernst hatte ich ihn noch nie erlebt, er machte mir fast ein bisschen angst.

Ich presste meine Lippen aufeinander und starrte stur zurück.
Was sollte ich ihm auch schon sagen. Dass da irgend so ein Irrer im Wald rumlief ? Oder eine Irre?
Ich wusste ja selbst nicht was los war.
Louis seufzte als er merkte, dass er keine Antwort von mir kriegen würde und sah fast schon ein wenig traurig aus.
„Willst du nicht mal hinter deiner Mauer hervor kommen? Es muss verdammt einsam da sein."
Mein Herz setzte einen Moment aus, bevor es wild zu pochen anfing.
„W-Was?", stotterte ich.
Er sah so aus als würde er noch etwas sagen wollen, doch Liam tauchte hinter ihm auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Was ist los?" Er sah erst Louis, der mit denSchultern zuckte, und dann mich fragend an.

Ich brauchte einen Moment um mich wieder zu fassen.
„Nimm Louis mit. Ihr solltet zurück zum Zeltplatz gehen."
Zwei Augenpaare sahen mich verwirrt an.

„Wieso?", fragte Liam misstrauisch.
Zu meiner Erleichterung packte Louis Liams Arm und zog ihn mit sich in Richtung Wald.
„Lass gut sein.", sagte er nur und nickte mir zum Abschied zu.

Ich wartete bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden waren.
Zu zweit waren sie hoffentlich sicherer, als wenn sie allein unterwegs gewesen wären.
Automatisch schweifte mein Blick noch einmal zu dem Ort, an dem die Gestalt gestanden hatte.

Wie erwartet war sie nicht mehr dort.


Rapunzel mein Arsch! (Louis Tomlinson; Fairy Tale Serie 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt