ALEXEJ GROMOV
Ich starrte auf die Akte, die meinen neuen Auftrag zeigen sollte. Ich hatte wahnsinnige Angst das dort stehen könnte, ich solle Ember töten. Noch nie in meiner ganzen Karriere war es vorgekommen, dass ich vor irgendetwas Angst gehabt hätte. Aber jetzt hatte ich Angst, davor, meine Tochter töten zu müssen, sie wusste es selbst nicht, ihr Mutter hatte sie einfach kurz nach ihrer Geburt zur Insel geschickt und die Direktorin gebeten, sich um sie zu kümmern. Danach hatte niemand mehr etwas von Embers Mutter Tess gehört, ebensowenig wie von Embers Zwilling Anthony. Ich holte tief Luft und versuchte die Angst und Spannung zu verbergen. Dann schlug ich die Akte auf:
ZIEL: DIE WÖLFIN
ORT: AUSBILDUNGLAGER
TÖTUNGSART: PISTOLE
WAHRER NAME DES OPFERS: JENNEFER CHISHOLM
ANDERE INFOS:
-KEINE ZEUGEN
-JEGLICHE KOMMUNIKATION VERBOTEN
-ABSCHALTEN DER KAMERAS
PREIS: 500.000 AUF KONTO ÜBERWIESEN, BEI ERFOLG PLUS DAS DOPPELTE
Wenn ich scheiterte, war ich tot. 1,5 Millionen Dollar. Was konnte so wichtig an der Wölfin sein? Sie hatte sich zweifellos einige Feinde gemacht, aber so eine Summe auf einmal bekam man normalerweise nur bei Massenmord oder ähnlichem. Ich versuchte die Erleichterung darüber, dass Ember nicht das Opfer war, zu verbergen. Auftragskiller durften nichts fühlen. Sie durften keine Fragen stellen, nur Aufträge ausführen. Das war unser Job. Wir waren berühmt, aber keiner kannte uns.
Ich musterte die Insel und fragte mich, wie ich wohl am Besten dort hinkommen könnte. Die Insel war ein großes Gefängnis-niemand kam unerlaubt rein oder raus. Man konnte sie zwar erkennen, aber trotzdem war ich zu weit entfernt um zu schwimmen. Wenn ich mit einem Boot ankäme, wäre ich vorher schon abgeknallt worden sein. Ich konnte natürlich auch tauchen, schließlich war ich ausgebildeter Taucher. Aber wo sollte ich abspringen? Dann musste ich wohl doch schwimmen. Ich fragte mich, ob ich wohl meine Tochter sehen würde. Ob sie mehr aussehen würde wie ich oder wie ihre Mutter Tess. Wenn ich sie sehen würde, würde ich mich dann freuen oder enttäuscht sein? Aber wenn ich sie sah, sah sie mich womöglich auch und dann müsste ich sie töten. Keine Zeugen, hatte auf der Akte gestanden. Aber ich war schon eine Weile Killer, ich brauchte das Geld nicht unbedingt, denn ich war sehr sparsam und hatte sicher schon ein kleines Vermögen angespart. Man sieht ja in welcher Preisklasse sie die Preise bewegen. Die Wölfin abknallen und wieder verschwinden. Ganz einfach. Ich würde auf einem Schiff kurz vor der Insel abspringen, auf der Seite auf der sie mich nicht sehen konnten, dann würde ich schnell rüber schwimmen, mich irgendwo verstecken und die Nacht ausharren, dann würde ich entweder in das Zimmer der Wölfin schleichen oder warten bis das Training vorbei war, aber dann war das Risiko groß, dass es Zeugen gab, aber in ihrem Zimmer könnte sie mich bemerken. Ich beschloss mich auf der Insel zu entscheiden.
Die Gelegenheit war perfekt. Ich hätte einfach nur schnell in die braune Brühe springen müssen. Es war keiner da der mich hätte sehen können. Aber warum zögerte ich?
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Famous but nameless
ActionJeden Tag fürchtete ich um mein Leben. Ich war gescheitert, schon wieder, und eine weitere Chance würde ich nicht bekommen. Ein Fehler und du bist tot. Das ist das Leben eines Auftragskillers. Aber nicht nur sie sind bei einem Fehler tot, sondern au...