15.

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Manu drehte sich überrascht um und sah sich Zombey entgegen, der gerade zum sprechen ansetzte, doch als sein Blick über Manus Körper in südliche Regionen wanderte, stieg ihm das Blut in den Kopf. Und seinem Gegenüber ging es nicht anders. "Ähm..", machte Micha und konnte anscheinend seinen Blick nicht von Manus Mitte lösen. Dieser hob schnell das Handtuch wieder auf und drehte sich weg. Micha blinzelte und wandte den Kopf ab. "Ich wollte nur fragen, ob... ob wir vielleicht zusammen was essen wollen.", murmelte Micha. Manu strich sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah im Augenwinkel zu ihm. "Ich komme gleich.", sagte Manu schnell und kurz darauf war Zombey wieder weg. GLP zog sich hastig etwas an und vergrub kurz das Gesicht im Kissen. Langsam stand er auf, lief ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und begab sich dann in die Küche, wo Micha der Mikrowelle beim drehen zusah. Manu lehnte sich an die Arbeitsplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Und? Kann man das Programm auch umschalten?", fragte er amüsiert. Micha zuckte zusammen und drehte sich mit gesenktem Blick zu Manu um. "Sorry, dass ich einfach so reingekommen bin, ich hab nicht gehört, dass du aufnimmst oder ähnliches, deswegen hab ich nicht geklopft.", entschuldigte er sich zerknirscht. Manu zuckte nur die Schultern. Klar hatte es ihn überrascht, als Micha reingekommen war und es war auch echt peinlich, aber sie waren ja beste Freunde und er zeigte Menschen sogar lieber seinen Schritt als sein Gesicht. Ja, sein Gesicht kannte er ja schon. Beste Freunde.. nein, er war nicht in ihn verliebt. Oder? "Schon okay, Micha. Nichts, was du nicht schon gesehen hättest, hast mir ja nichts abgeguckt." Zombeys Wangen färbten sich rot und der ältere lachte. Das sah irgendwie süß aus.. okay, weg mit dem Gedanken. "Was gibt's zu essen?", fragte Manu und eine Sekunde später piepste die Mikrowelle. "Hab das Essen von Gestern aufgewärmt.", antwortete Micha und die peinliche Situation war vergessen. Jedenfalls in den Hintergrund gerückt. Sie setzten sich an den Esstisch und mummelten das Essen rein, während sie sich angeregt über irgendwelche Spiele unterhielten. Sie wurden einander nie müde, bis spät in der Nacht lümmelten sie zusammen rum und zockten Mario Party. Manu zog Zombey voll ab. "Heeey!", schmollte Zombey. Manu grinste amüsiert. Er gähnte. "Ich geh langsam mal pennen, glaub ich.", murmelte er müde. Zombey sah zu ihm rüber und lächelte. "Tu das, ich räum die PS weg, wenn du willst." Manu schüttelte den Kopf. "Nee, lass sie einfach stehen." Er stand auf und sagte Zombey gute Nacht, bevor er sich ins Bett verzog. Eigentlich zufrieden kuschelte er sich in sein Bett, doch seine Müdigkeit lies ihn trotzdem nicht einschlafen. Seine Gedanken flogen zum Abend zurück, dadurch zu der Tatsache, dass er vielleicht in seinen besten Freund verliebt war und so kam er zu seiner Ex-Freundin zurück, die sein Leben zerstört hatte und alles kam wieder hoch. Natürlich war sein Leben nach der Trennung und der Zerstörung seines Gesichts nicht gleich geblieben. Das Resultat war Wut gewesen. Starke Wut. Traurigkeit, dass er nie mehr ohne Sorge, dass ihn jemand sehen konnte, herausgehen konnte. Dass alle Kinder und andere Menschen Angst vor ihm hatten. Und das komplette Endresultat waren Depressionen. Tiefe Depressionen, die glücklicherweise nach einem Jahr wieder weitestgehend weg waren und auf Youtube niemand bemerkt hatte, da er sie immer nur Abends gehabt hatte. Und es fing wieder an, wenn er daran dachte. Sein fröhliches Gefühl wurde durch ein schmerzhaft leeres Loch in seiner Brust ersetzt und langsam breitete sich der altbekannte, verhasste Schmerz in seinem Kopf aus. Langsam krümmte er sich zusammen. Tränen bahnten sich einen Weg über seine Wangen und er schluchzte. Wow, sein abgeschottetes Leben war echt Scheiße. Auf einmal öffnete sich die Tür. "Manu? Alles okay? Ich war auf dem Weg aufs Klo und.. weinst du?" Erschrocken setzte sich Manu auf und sah zu ihm. "Nein... nein, ich weine nicht." Er wischte sich übers vernarbte Gesicht. Zombey schloss die Tür hinter sich und hockte sich neben ihn. "Was ist los?" Manu verschränkte die Arme über den angezogenen Knien und schluckte die weiteren Tränen runter. Zombey blieb einfach neben ihm sitzen, bis Manu sich von seinem kurzen Schwächemoment gefangen hatte. "Nur Erinnerungen, die wieder hoch gekommen sind.", sagte er leise und sah zu Zombey rüber. "Ich hatte ziemlich lange Depressionen deswegen." Er deutete auf sein Gesicht und biss sich auf die Unterlippe. "Das ist sicher schwer gewesen. War das vor zwei Jahren?" Manu nickte. "Wir haben davon gar nichts bemerkt...", murmelte Zombey erstaunt. "Ich hab euch auch zu der Zeit noch nicht ganz so gut gekannt und einfach alles in mich reingefressen, Dummheit halt." Manu stand auf und öffnete das Fenster. "Inzwischen ist es sehr sehr selten abends so schlimm." Er lehnte sich auf die Fensterbank und sah nach draußen in die pechschwarze Nacht. Frische Luft floss in seine Lungen und klärte seine Gedanken, der Schmerz verblasste etwas, das Loch blieb. "Ich weiß vielleicht nicht, wie es dir genau geht, aber vielleicht kann ich dir wenigstens helfen." Zombey stand nur etwa einen Meter hinter ihm und Manu spürte die Körperwärme seines besten Freundes im Rücken. Und in diesem Moment wünschte er sich, dass er sich einfach umdrehen und in seine Arme werfen konnte. Ihn zu umarmen, sich an diesen dünnen, schwachen und doch ungewöhnlich starken Körper zu klammern und sich gut zu fühlen. Das Loch gefüllt zu haben. Manu klammerte die Finger an der Fensterbank fest. War das Liebe? Schwärmerei? Oder nur Freundschaft? Es fühlte sich intensiver an als die letzten Tage. Ein flaues und doch schönes Gefühl im Magen, direkt unter dem schwarzen Loch in seiner Brust. So ähnlich hatte er sich auch am Anfang bei seiner Ex gefühlt. Also war er wohl verliebt. Verliebt in seinen besten Freund. Manu haderte mit sich selbst, ob er sich nun umdrehen und ihn umarmen sollte, alles ignorierend, oder so stehen bleiben sollte, damit die Situation nicht eskalieren konnte. Bevor er allerdings irgendetwas tat schlossen sich zwei Arme um ihn, drückten ihn an den Körper seines besten Freundes und ließen ihn nicht mehr los. Er vergrub seine Finger im schlabbrigen Schlafshirt Michas' und drückte seine Stirn gegen seine Schulter. "Sorry, ich glaub, du brauchst das jetzt.", erklärte Zombey leise, der seinen Kopf auf Manus Schulter abgelegt hatte und ihm über den Rücken strich. Lange standen sie so da und Manu, Manu fühlte sich komplett. Das Loch war gefüllt. Seine Gefühle, die schweren, schlimmen Gefühle schoben sich zur Seite und machten der Freiheit und der Erleichterung Platz. Ja. Manu sah es ein. Er war in Zombey verliebt. "Danke, Micha." Er lies ihn los und Manu nickte dankbar. "Du solltest schlafen gehen, Manu, dann geht es dir morgen wieder besser." Er grinste schief. "Geht klar, ich versuche es." Zombey lächelte besorgt zurück und lies ihn dann mit den Worten: "Wenn was ist, komm ruhig zu mir.", allein. Manu ging es wieder viel besser und langsam, ja, langsam konnte er einschlafen.

Sieh mich nicht an... (ZomGer FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt