17.

1.6K 81 0
                                    


Schlussendlich schaltete Manu sein Hirn ab und ging Micha hinterher. Er zog sich nicht die Kapuze tief in die Stirn, er trug keine Käppie, die sein Gesicht in den Schatten geworfen hätte, er ignorierte in dem Moment seine schrecklichen Narben, trat auf die Straße heraus und sah sich hastig nach Michael um. Da! Sein bester Freund verschwand gerade um die Straßenecke. Manu, immer noch in Socken und lockerem T-shirt, folgte ihm mit schnellen Schritten, seine Kondition lies zu wünschen übrig, und blieb schwer keuchend wenige Meter hinter Zombey stehen. "Micha... hah, hah, warte!", keuchte er und stützte die Hände auf die Knie. Die Blicke. Er spürte sie. Hauptverkehrsstraße. Viele Menschen starrten ihn an. Seine Narben. >Monster!< Schienen sie zu schreien. >Du Monster! Geschieht dir recht! Einfach deine Freundin zu verlassen!< Manu sah sich panisch um. Blicke. So viele Augen! "Micha!", klar, die Blicke waren egal, Micha zählte! "Es tut mir leid, okay? Ich... ich konnte es dir einfach nicht erzählen... weil..." Manu's Blick schweifte wieder ab. Zu den Menschen. Ein kleines Mädchen. Es quietschte und klammerte sich an seine Mutter. Manu atmete wieder schneller. "Manu! Alles okay?" Zombeys Stimme klang nur undeutlich zu ihm durch. "Manu!" Die Blicke! Manu sah sich panisch um, doch auf einmal packte ihn eine Hand am Arm und er sah in Michas besorgtes Gesicht. Keine Spur Wut war darin noch zu sehen. "Die.. die schauen.. mich alle an..", stotterte Manu. Micha sah sich um. "Was glotzt ihr so blöd? Noch nie einen Menschen gesehen?", blaffte er, zog sich seine Fleece-Jacke aus, legte sie Manu um, zog ihm die Kapuze ins Gesicht und spickte alle anderen mit tödlichen Blicken, die sich beeilten, in ihren Tätigkeiten fortzufahren, während Zombey Manu zurück in Richtung seiner Wohnung zog. "Du Idiot! Warum folgst du mir?", er klang eher besorgt als böse. Manu schwieg. Er war schon so lange nicht mehr draussen gewesen, ohne sein Gesicht verborgen zu haben. Über ein Jahr. "Sorry..." Manu zog die Jacke enger um seine Schultern und sah zu Zombey rüber. Sollte er..? Nein. Er wusste es erst einen Tag, wenn überhaupt. Er sollte auf jeden Fall noch warten. "Ich bin mir mit dem.. Verliebtsein selbst noch nicht sicher, deswegen.. hab ich nichts gesagt... wann genau bist du eigentlich reingekommen?" Jetzt war es an Michael, betreten zu Boden zu schauen. "Kurz vor dem, dass ihr wisst, dass du verliebt bist, wenn du so reagierst, das hat der Typ gesagt." Das erleichterte Manu wieder. "Ich hab überreagiert, Manu. Wenn du sowas nicht erzählen willst, dann ist das okay, ich war im ersten Moment einfach kurz zu dumm, um das selbst du begreifen. Verzeihst du mir?" Bei dem Hundeblick konnte Manu gar nicht nein sagen. "Wir haben beide was blödes gemacht. Ist schon okay." Er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick beim gehen. Schweigend stiegen sie in den Fahrstuhl und fuhren hoch. Sie traten in die Wohnung und Manu reichte Micha seine Jacke. "Danke.", murmelte er, sah seinem besten Freund kurz in die Augen und schloss die Tür zu seinem Zimmer hinter sich. Seufzend lehnte er sich gegen die Tür. Er strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht und tappste dann zu seinem Handy, das auf dem Schreibtisch lag. Kurz schrieb er seinem alten Schulfreund eine Nachricht und legte sich dann schlafen. Er versuchte jedenfalls, zu schlafen. Nach ein paar Stunden, als es bereits schon länger dunkel draussen war, schlich er sich in die Küche und stürzte ein Glas kaltes Wasser runter. Langsam ging er zurück. Vor Zombeys Zimmer blieb er zögerlich stehen. Die Tür war einen Spalt breit offen und Manu konnte Zombeys Rücken im Licht, das aus dem Flur in sein Zimmer fiel, deutlich sehen. Ob er schlief? Ob er etwas dagegen hatte, wenn Manu sich in sein Zimmer setzte? Nur um nicht allein zu sein. Skeptisch musterte Manu die schlanke Gestalt und setzte sich auf den Boden vor der Zimmertür. Er lehnte sich gegen die Wand und legte den Kopf in den Nacken. Er war nicht mehr allein, zu lange hatte er sich von der Außenwelt abgeschottet und nun war Michael da. Er schloss die Augen. Und er schlief ein, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Sieh mich nicht an... (ZomGer FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt