Kapitel 5

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Was ich sah war der wunderschönste Ausblick, den ich jemals gesehen hatte. Überall erblickte man die Hochhäuser und Straßen von Seoul. Menschen und Autos schienen so klein wie Ameisen zu sein.
plopp
Ich schaute neben mich. V hatte eine dunkelgrüne Dose geöffnet, die er zuvor noch in seinem Rucksack gehabt hatte. "배고파 (Hast du Hunger?)?", fragte mich Taehyung. "진형은 요리 했어 (Jin hat gekocht)." "J-Ja, schon." Ich lächelte ihm zaghaft zu. Er holte zwei Paar Stäbchen aus seinem Rucksack. So saßen wir nun auf einer Bank, ringsherum niemand. Nur der Wind, der die Blätter der Bäume rascheln ließ und der gedämpfte Verkehrslärm, der von der Stadt zu uns hinauf drang. "Wo kommen eigentlich deine Eltern her", fragte V plötzlich. "Meine Familie ist sehr gemischt. Meine Mutter ist aus Deutschland und mein Vater kam aus Afrika. Seine Eltern wiederum kommen aus Afrika und Frankreich, und meine Urgroßmutter hatte eine chinesische Mutter. Aber das sieht man mir wohl nicht mehr an." Ich lachte. "Wow, das ist kompliziert. Meine Eltern sind beide aus Südkorea. Genauso wie deren Eltern und so weiter." "Ah. Ich verstehe. Tut mir leid, wenn ich so...so aufgeregt bin. Du musst wissen, ich bin echt ein großer Fan von euch..." "Wirklich?", fragte er nun. 'Warum habe ich das nur gerade gesagt? Bestimmt denkt er, ich stehe auf ihn oder sowas...vielleicht tue ich das ja auch. "Ich habe schon gemerkt, dass ihr uns kennt. Aber ich hätte nicht gedacht, dass du uns so magst", sagte Taehyung nun. "Ja...?", antwortete ich daraufhin nur. "Aber wir kannten euch auch schon. Du warst doch in diesem einen Kdrama, wie hieß es nochmal....싫어 (Hate)?" "Genau." "Und deine Freundin konnte man auf ein paar Werbeplakaten von dieser einen Kosmetikmarke in der Stadt sehen. Wie waren echt erstaunt darüber, dass eine Nicht-Koreanerin so gut koreanisch sprechen kann." Er grinste. "Oh, danke." "Aber wie endet es eigentlich? Jin ist die ganze Zeit angespannt, weil er es wissen möchte." "Ich glaube, das sollte ich euch lieber nicht sagen. Das nimmt nur den Spaß beim Gucken." Ich lachte. "Okay~", er versuchte gespielt beleidigt zu gucken, was am Ende aber eher nach Aegyo aussah, als nach allem anderen, weil er gleichzeitig grinste. Dann lächelte er mir zu: "Alles okay?" "J-ja, wieso?", entgegnete ich ihm zögerlich. Er legte seinen Kopf schief: "Weil du mich so fragend anschaust. Vielleicht verstehe ich das auch nur falsch." "Wirklich fragend? Hatte ich gar nicht bemerkt. Muss wohl die..." "-Aufregung sein?" Er grinste noch mehr. "Wahrscheinlich." Ich blickte weg. Er lachte leise, dann begann er ein anderes Thema. Wir redeten noch eine Weile über das Drama und Korea, bis wir merkten, dass es dunkel wurde. Hatten wir so lange geredet?
"Ich glaube, wir sollten langsam zurück gehen", sagte ich zu ihm. Er seufzte: "Ja, das ist wohl besser so."
An der U-Bahn Station angekommen, setzten wir wieder unsere Masken auf.
Er begleitete mich noch bis zum Hotel. "Dann sehen wir uns übermorgen wieder", meinte er. "Ja, richtig." Wir standen uns nun gegenüber. Ich schaute auf den Pflasterstein. "Das war cool heute. Können wir ja wiederholen", sagte Taehyung. Obwohl er nicht viel größer als ich war, wirkte er durch seine Tiefe Stimme so männlich auf mich, dass es mich fast schon ein wenig einschüchterte. "J-Ja, gerne."

V POV

Wir standen uns einfach nur gegenüber. "J-Ja, gerne." Ich war erleichtert, dass sie sich auch nochmal mit mir treffen wollte.
Wie sollte ich mich von ihr verabschieden? Einfach "Tschüss" sagen und gehen?-Nein. Mich verbeugen? Auch blöd. Oder...Sie umarmen?-Auch nicht so eine gute Idee. Aber die beste, die mir bis jetzt gekommen war. Zögernd machte ich einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. Ihre Haare waren weich, als ich sie mit meinen Händen berührte. Als ich merkte, dass sie die Umarmung nicht erwiderte, löste ich mich von ihr und machte wieder einen Schritt zurück. "Entschuldigung", sagte ich zu ihr. "Alles gut", meinte sie und schaute mir tief in die Augen. Ich konnte nicht zur Seite schauen; ihre Augen schienen mich förmlich zu fesseln. Dann ging sie einen Schritt auf mich zu und umarmte mich kurz. "Also, dann gehe ich mal. Merle wartet sicher schon. Bis Donnerstag", sagte sie zu mir und drehte sich um. "J-Ja." Ich musste mich erst einmal wieder fangen. "Bis Donnerstag!" Ich sah ihr noch nach, wie sie die große Glastür öffnete und dann in Richtung Fahrstühle verschwand.

SOPHIA POV

'Hat er mich gerade wirklich umarmt? Und viel wichtiger: Habe ich ihn zurück umarmt? Ich kann nicht fassen, dass ich dafür den Mut aufgebracht habe.' Ohne es zu merken, drückte ich den falschen Knopf und fuhr 4 Stockwerke höher. Als ich dann aus dem Fahrstuhl trat, war ich verwirrt. 'Mist', sagte ich zu mir und stieg wieder ein...

Der nächste Tag verlief entspannt. Ich und Merle liefen nur ein wenig durch die Stadt. Natürlich wurden wir dauernd angestarrt. Als Ausländer muss man das wohl in einem Land wie Südkorea in Kauf nehmen. Leute machten Fotos von uns und ich konnte Schülerinnen hören die 'Wow, sind die groß' oder 'ich hab die schonmal irgendwo gesehen' sagten. Wir lächelten daraufhin immer nur diesen Personen zu und manchmal gaben wir auch eine Antwort. Dann schauten sie verdutzt und entschuldigten sich. Schnell war der Tag auch schon vorbei.
In den nächsten eineinhalb Wochen trainierten wir jeden Tag sehr hart. Ich verstand mich immer besser mit Taehyung und J-Hope. Ab und zu redete ich auch mal mit Jungkook, doch zu Jimin wurde mein Verhältnis komischerweise immer schlechter.
"So, ab heute wird die große Gruppe aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt ihren eigenen Raum. Insgesamt wird so für die nächsten vier Wochen trainiert, da die Einzeltänze mit Sicherheit mehr Zeit in Anspruch nehmen werden", erklärte der Tanzlehrer. Ich beobachtete, wie Suga etwas zerknirscht auf den Boden starrte. "Jimin, Sophia, ihr werdet mit mir trainieren. Suga und Merle gehen bitte mit Frau Choi und Herr Oh mit und der Rest übt mit Herr Park und den anderen Tanzlehrern." Ich schaute mich nach Jimin um. Nicht wirklich glücklich sah er aus. Er richtete seinen Blick auf und betrachtete Taehyung. V war auch nicht sehr begeistert. Er sah fast schon traurig aus, wie er da stand: Seine Hände in den Hosentaschen und seinen Kopf hängend. Dann sah ich, wie Jimin leicht lächelte. 'Was stimmt nur mit ihm nicht?'
"Kommt jetzt bitte mit mir mit." Ich hatte mir meine Sachen geschnappt und lief unserem Lehrer hinterher, gefolgt von Jimin, der bis jetzt kein Wort mit mir gesprochen hatte. Unser Lehrer schloss einen Raum auf: "Wärmt auch bitte schon einmal auf, sonst werdet ihr mit Sicherheit Muskelkater bekommen." Er lachte kurz. "알겠어요 (Verstanden)", erwiderte ich. Jimin war in der Zeit schon in den Raum gegangen. Der Raum war ein wenig kleiner, als der andere und hatte nur auf zwei Seiten Spiegel.

 Der Raum war ein wenig kleiner, als der andere und hatte nur auf zwei Seiten Spiegel

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Jimin stellte sich vor einen dieser und begann sich zu dehnen. Wie gebannt starrte ich dabei auf seinen Körper. Er war muskulös, einfach sehr männlich. Man konnte dies gut an seinen Armen sehen, da er wie fast jeden Tag ein Tanktop trug. Als er meinen Blick durch den Spiegel bemerkte, grinste er. Ich schaute schnell weg. "Willst du dich nicht auch ein bisschen aufwärmen?", fragte er mich nun. "J-Ja, natürlich." Sein Grinsen war wieder verschwunden. Er verwirrte mich einfach jede Sekunde. Egal, ob wir miteinander redeten oder nicht. Er hatte eine ähnliche Wirkung auf mich, wie Taehyung. Ich schmunzelte kurz. Dann kam auch schon der Tanzlehrer herein...

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