Kapitel 12

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"Hey, wir sind fertig!", sagte Jimin keuchend. "Ja." "Im zweiten Stock sind die Duschen", meinte er. "Ah, okay." "Ich bringe dich hin, muss auch mal duschen gehen..." Er blickte mich verschmitzt an. "J-ja okay. Lass uns am besten gleich hingehen." Meine Sportklamotten klebten mir an der Haut, doch obwohl ich absolut keine Energie mehr hatte und das Training heute wahrscheinlich das anstrengenste aller Zeiten gewesen war, fühlte ich mich besser als sonst. "Ich muss nur kurz in den Practice Room von Merle und Yoongi, ihr bescheid sagen. Weißt du, wo der ist?" "Ja. Wir können gleich dahin gehen. Eigentlich müssten sie schon Schluss haben." Auf dem Weg Richtung Fahrstuhl, redeten wir über die beiden: "Weißt du, wie bei denen das Training läuft?", fragte er mich. Ich schaute zu Jimin auf. Es war immernoch ungewohnt, dass er plötzlich größer war. "Ich glaube, ganz gut. Sie kommen echt miteinander klar. Suga hat mir gesagt, dass Merle nicht so nervtötend wie..." "Ich?" "Hähä....ja.... ist." Er lachte. "Aber zwischen denen läuft nichts, sie verstehen sich einfach nur gut." "Jaja, weiß ich schon. Merle und Rap Mon sind so ein eigener Organismus." Ich musste lächeln. Damit hatte er wohl Recht. Wir stiegen in den Fahrstuhl ein und liefen in Richtung Practice Room. Jimin öffnete die Tür. Auf dem Boden saßen Merle und Namjoon: "Ouh, ich hab euch gar nicht erwartet." Merle wirkte verunsichert. Das konnte ich auch verstehen, da sie auf Namjoons Schoß saß. "Haha, jaaa. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass es heute spät werden könnte. Also warte nicht auf mich." "Ich passe auf sie auf", fügte Jimin hinzu. Merles Augen wurden größer: "IHR geht zusammen weg??" "Ja~", verlegen schaute ich aus dem Fenster. "Irgendwas stimmt nicht", meinte Namjoon und betrachte Jimin. "Hast du irgendwelche Medikamente genommen und bist tagsüber gewachsen?" "Eigentlich hat er nur Schuheinlagen." "Ah, ich verstehe." Jimin guckte gespielt sauer und Rap Monster grinste ihn an. "Also, habt einen schönen Abend. Wir werden auch einen haben, stimmt's?", fragte Namjoon, während er seinen Blick nun auf Merle wandte. "Ja, ich denke schon (어, 맟아...생각해)", Merle lächelte ihn an und wendete sich dann wieder zu mir. Ich glaub, ich hatte sie noch nie so glücklich in meinem ganzen Leben gesehen. Wir verabschiedeten uns von den beiden und stiegen wieder in den Fahrstuhl ein."Wo wollen wir jetzt eigentlich hingehen?", fragte ich Jimin. "Zu den Duschen?", fragte er mich zurück. "Ach stimmt ja~", murmelte ich vor mich hin. Wir blieben vor einer Tür stehen und ich öffnete sie. "Links sind die Frauenduschen und rechts die für Männer. Wir sehen uns dann", sagte Jimin rasch und verschwand schon in einen der rechten Räume. Es gab keine Türen. Die Räume wurden nur von milchgläsrigen fast deckenhohen Scheiben getrennt. Ich machte mich auf den Weg zu den Frauenduschen, welcher an den "Abteilen" vorbeiführte, und legte vor diesen meine Sachen ab. Es tat gut, das lauwarme Wasser auf meiner Haut zu spüren. Einen Duschgelspender gab es auch. Als ich fertig war, drehte ich das Wasser wieder aus. Doch es gab ein Problem: Ich hatte kein Handtuch. 'Oh nein, alles nur nicht das Handtuch.' Ich tappte in Richtung meiner Tasche mit meinen Sachen. Vielleicht würde meine Haut ja auch so trocknen. Eine gefühlte Ewigkeit lief ich nur im Kreis, bis ich eine Stimme hörte: "Ich glaube, ich hab vorhin vergessen, dir das Handtuch zu geben." Es war Jimin. Scheiße. "J-ja." Ich fluchte vor mich hin. "Willst du es noch haben?" Er hatte plötzlich einen merkwürdigen Unterton in seiner Stimme gehabt. "Eigentlich schon", antwortete ich. "Aber?" "Weißt du doch..." Ich hörte jemanden hinter den Scheiben näher kommen. Ich spürte, wie ich nervöser wurde. 'Einfach mich irgendwie mit meinen Klamotten abdecken', dachte ich mir nur in diesem Moment. Gerade konnte ich noch nach meinem langen Sweatshirt greifen und es mir vor meinen Körper halten, als Jimin um die Ecke kam. "Hier ist dein Han-", er stockte und betrachtete mich. Er musterte mich von oben bis unten. Zumindest glaubte ich, dass er es tat, da ich viel zu sehr mit ihm beschäftigt war: Er hatte sich ein schwarzes Handtuch um die Hüfte gewicktelt. Seine Haut glänzte nicht, sie musste schon trocken sein. Trotzdem hatte er anscheinend extra seine Klamotten aus gelassen. In der rechten Hand hielt er das Handtuch. Sein gesamter Oberkörper war unbedeckt. Er war dünn, eindeutig. Das hatte ich schon auf Instagram gesehen. Aber trotzdem hatte er noch Muskeln. Nicht zu viele, genau perfekt. Wie ich es mochte. Plötzlich lief er auf mich zu. Nur wenige Zentimeter vor mir blieb er stehen und betrachete mein Gesicht. Das Handtuch hielt er immernoch. Er küsste mich sanft auf die Stirn: "Du brauchst keine Angst haben. Ich tue dir nichts." Er legte das Handtuch über meine Schulter. Dann trat er noch einen Schritt auf mich zu und wisperte mir ins Ohr: "Schöne Figur. Hoffentlich werde ich sie bald ganz sehen." Eine Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus. Er entfernte sich langsam von mir und ging zurück zu den Männerduschräumen. Ich stand nur da und blickte ins Nichts.

Nervös zog ich mir meine Klamotten wieder an und föhnte meine Haare. Dann lief ich hinaus auf den Gang. Dort stand auch schon Jimin, der mich verschmät angrinste. Seine schwarzen Haare, die er als einen Seitenscheitel trug, waren zerzaust und glänzten. Nun trug er auch Make-Up: ein bisschen dunklen Lidschatten und Eyeliner. "Hast du es auch geschafft? Du hast echt lange gebraucht, weißt du das?" "Ja~ ich hatte ja kein Handtuch. Hier ist es." Er nahm es, ging zurück in den Raum und kam wenige Sekunden später wieder heraus. "그래, 가자! (Okay, lass uns gehen!)", meinte er zu mir und griff nach meiner Hand....

Draußen war es schon sehr dunkel. Ich schaute auf mein Handy: 23:35 Uhr.
Neben mir setzte Jimin seinen Mundschutz auf: "Perfektes Licht. Komm, lass uns an den Hangang." Ich setzte auch meinen auf und so liefen wir durch die Stadt. Überall blinkten die Reklameschilder in den verschiedensten Farben und Formen. Trotz dass es schon so spät war, liefen überall Menschen auf den Fußwegen. "Es ist nicht mehr weit", sagte Jimin rechts neben mir. Als wir an einer Ampel ankamen, schien es so, als ob er meine Hand nehmen wöllte, tat es dann aber doch nicht. "Da vorne ist schon der Hangang. Dann können wir die Mundschutz-Masken abnehmen", meinte er. "Mhm", sagte ich nur darauf und wir liefen über die grüne Ampel weiter. Rechts neben uns tauchte ein Reklameschild für eine 노래 방 / Karaokebar auf. "Da müssen wir auch noch in den nächsten Wochen hin!" "Auf keinen Fall. Ich kann nicht singen", sagte ich empört. "Ist doch egal. Nur zum Spaß." Ich seufzte: "Wir werden ja sehen."
Endlich waren wir am Ufer angekommen. Die Anzahl an Menschen war hier um einiges niedriger, als im Zentrum der Stadt. "Puh, endlich." Jimin nahm seinen Mundschutz ab. "Hm, ich würde sagen, wir biegen rechts in den Weg ein." "Gerne. Ich weiß eh nicht, wo es hier lang geht", meinte ich darauf. Ich lief rechts neben ihm und anfangs redeten wir kaum. Doch dann entschied sich Jimin dazu, die Stille zu brechen: "Hattest du schonmal einen Freund?" Diese Frage kam sehr unerwartet. "Nein", antwortete ich knapp. Ich hatte keine Lust darauf, zu lügen. Sollte er es ruhig wissen. "Also war der Kuss mit Taehyung dein erster?" "Woher weißt du, dass wir uns ge-" Er schaute mich mit einem wissenden Blick an. "Du kannst dir diese Frage ersparen." "Ja, hast Recht. Nein, es war nicht mein erster Kuss. Ich habe schon einmal jemanden geküsst, aber er war nicht mein Freund." "Ah, okay." Irgendwie traute ich mich nicht, ihn danach zu fragen. Er nahm meine Hand. Ich merkte, wie mir wärmer wurde. Ich fühlte mich so sicher bei ihm. Nach einer Zeit kamen wir an Bänken vorbei. Jimin zeigte auf eine und so setzten wir uns auf diese. Er blickte auf die andere Seite des Ufers. Ich wollte ihn nicht dabei stören, konnte aber meinen Blick von ihm nicht abwenden. "Magst du es, mich anzustarren?", fragte er, ohne mich anzuschauen. "Ähm...tut mir leid." "Hab ich gesagt, dass es schlimm ist?" Er drehte sich zu mir um und zog eine Augenbraue hoch: "Also mach weiter so." Ich erröte. Er blickte an mir herab und dann wieder hinauf, doch schaute er mir nicht in die Augen. Dann leckte er sich die Lippen. Automatisch musste ich es auch machen.
Plötzlich stand er auf. Ich war verwirrt und blieb sitzen, da er sich vor mich stellte. Er grinste. "Steh auf", sagte er. So tat ich es auch. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Dann nahm er meine rechte Hand, setzte sich selbst wieder hin und zog mich auf seinen Schoß. Erschrocken blickte ich ihm in seine Augen. "Ich liebe es, wie du mich anstarrst, aber ich mag es noch mehr, wenn ich dich dabei anschauen kann", hauchte er. "Ganz nah." Er wendete seinen Blick nicht von mir ab. Fast scheinte es mir so, als ob er nicht einmal blinzeln würde. Ein leichtes Lächeln huschte ihm über's Gesicht. "Süß." Dann küsste er mich unerwartet. In wahrscheinlich weniger als einer Sekunde stieg mein Blutdruck enorm an. 'Dieses Kribbeln in meinem Bauch, dass plötzlich wieder ausgelöst wird, die warmen weichen Lippen, die leichte Brise um uns herum, einfach alles war... ein unbeschreibliches Gefühl.'

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