Auserwählt

Teil 4

Danke Mimi und danke Bella für euren lieben Kommentare <3

Das Mädchen welches Frieden wollte war tod.
Langsam begann ich zu weinen. Es war kein Spiel, hier starben Menschen.
Meine Armbanduhr vibrierte erneut. Mein Sichtfeld war durch die Tränen verschwommen, aber ich erkannte eine Frau aus Team Schwarz und einen Jungen aus Team Weiß. Drei Tote bereits und ich hatte nur durch Zufall überlebt. Mein Teampartner und Eric aber scheinbar auch, zum Glück.
Ich setzte mich und dachte nach. Hier musste ich weg, falls jemand uns zugehört hatte. Ich könnte außerdem den Kristall von dem Mädchen einsammeln.
Ich schauderte aber stand auf. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi und ich musste mich an dem Geländer festhalten um sicher nach unten zu gelangen.
Unten angekommen lugte ich durch ein Fenster, der Regen hatte aufgehört. Erleichtert öffnete ich die Tür und spähte nach draußen. Meine Trauer über das Mädchen schob ich beiseite, jetzt ging es um den Kristall!
Die Säure schien abgelaufen zu sein, aber sie hatte einige Schäden hinterlassen. Die Autos, Straßenlaternen oder Mülleimer waren verquollen und teilweise veggeätzt. Ich bog links ab in Richtung einer Kreuzung, ich hätte mir einen Weg vom Dach aus planen sollen. Aber jetzt zurückzugehen würde zu viel Zeit brauchen.
Ich ging also weiter. Was passieren würde wenn ich dort auf einen Gegner traf mochte ich mir nicht vorstellen.
Unruhig drehte ich mich immer wieder um und unbewusst ging ich schneller. Immer schneller, sodass ich am ende rannte.
Außer Atem lehnte ich mich an die Hauswand und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen, während meine Augen weiterhin hektisch die Gegend abscannten.
Als es wieder ging wollte ich das Haus betreten, aber die Tür war abgeschlossen. Hatte ich mich geirrt?
Nein, ein Fenster war eingeschlagen, Also kletterte ich mit müh und Not dadurch. Als ich auf den Scherben landete gab es ein unangenehmes Geräusch, aber ich war immerhin drinne.
Das Treppenhaus war hier nicht so hoch und nach 10 Minuten stand ich vor der Dachtür.
Ich drückte sie auf und erneut schlug mir kühler Wind ins Gesicht, welchen ich diesesmal jedoch als angenehm empfand. Ich war richtig, denn am ende des Daches konnte ich etwas liegen sehen. Mit mulmigem Gefühl ging ich los.
Schritt für Schritt tapste ich vorran, den Blick starr auf die Leiche gerichtet. Ich taumelte die letzten Schritte bis ich da war. Leere Augen schienen mich panisch anzustarren, den Mund hatte sie immernoch vom Schrei geöffnet und ihre Haare waren genzlich weggeätzt. Ihre Haut sah aus wie geschmolzenes Plastik, sodass ich das Mädchen von meiner Uhr kaum erkennen vermochte.
Mir war schwindelig und übel, während ich meinen Blick nicht abwenden konnte.
Der Geruch nach verbranntem Fleisch war zu viel. Ich stürtzte ans Geländer und übergab mich. Zitternd wischte ich meinen Mund ab und drehte mich mit geschlossenen Augen um. Was nun?
Ich machte einen Schritt, aber meine Beine wackelten so sehr, dass ich mich lieber hinkniete. Ich hatte das Gefühl, das Mädchen stünde neben mir, starre mich mit ihren toten Augen an und gebe mir die Schuld für ihren Tod. Langsam öffnete ich ein Auge, dann das andere. Wieder stürtzte ich zu dem Geländer und erbrach mich.
"Beruhig dich Linn" murmelte ich. Zitternd hielt ich mir die Nase zu und ging nun zu dem Körper, ich durfte hier nicht viel länger bleiben.
Ich suchte mit meinem Blick ihren Kristall. Da! Das Blau funkelte mich an und ich streckte gierig meine Zitternde Hand nach ihm aus. Ich berührte den Rauten Förmigen Stein und zog ihn mit einem schmatzenden Geräusch aus ihrer Hand.
"Oh Gott" keuchte ich. Schließlich musterte ich den Stein. Er sah exakt aus wie meiner, nur halt in Blau.
Ich tat ihn in meinen Rucksack, fehlten noch acht Steine.
Ich sah auf meine Armbanduhr, es war erst eine Stunde vergangen. "Und nun?" raus. Die erste Antwort die mir einfiel war raus aus diesem Hochhaus und ein Versteck. Und Essen. Essen kam mir jetzt gerade gelegen.
Ich würdigte dem toten Körper keinen Blick mehr und schulterte den Rucksack.
Dann hieß es wieder rein ins Treppenhaus und runter. Während ich an den ganzen Wohnungen vorbeiging kam mir die Idee in die Wohnungen zu sehen. Ich stieß also eine Tür auf und trat ein. Langsam und leise schlich ich vorwärts. Durch einen kleinen Flur in ein Schlafzimmer. Dann ins Wohnzimmer. Ins Bad. Und schließlich in ein Kinderzimmer. Ein Bilderrahmen lag auf dem Boden, das Glas war zerbrochen. Ich begutachtete meinen Fund. Eine zierliche Frau und ein größerer Mann lächelten mich an. Vor den beiden stand ein kleines Mädchen mit braunen geflochtenen Haaren. Sie lachte.
"Was ist in dieser Stadt nur passiert?" flüsterte ich und stellte das Bild in ein Regal.
Ich fühlte mich nun wie ein richtiger Einbrecher der wie ein Geist durch diese Wohnung lief. Ich fand die Küche, nur nichts essbares. Da war eine Nudelpackung die schon seit einigen Jahren abgelaufen war, alles was ich sehen konnte war eine Tafel Schokolade. Die konnte man eventuell noch essen.
Ein krachen. Dann Stille. Hatte ich mir das nur eingebildet? Ich schlich langsam zurück unter einen Tisch. Nicht das beste Versteck, aber hier war gerade nichts besseres. Ich wartete zwei Minuten, aber nichts geschah.
Langsam kroch ich aus meinem Versteck und tapste aus der Wohnung. Ich lauschte. Stille. Also doch nur einbildung. Ich setzte meinen Weg die Stufen runter fort, dann vibrierte meine Armbanduhr. Halb verängstigt sah ich auf den Distplay. Eine Nachricht war angekommen:
»Liebe Spieler. Sicherlich haben einige von euch Hunger oder es fehlen die Waffen. Wir sind gütig und lassen euch regelmäßig Überraschungskästen zuliefern. Sie kommen über Fallschirme. Aber es gibt leider nicht genug für alle. Der schnellste gewinnt.
Viel Glück«

Essen! Leider war es wohl für mich unmöglich an welches zu gelangen. Wenn ich bloß meinen Teampartner hier hätte.
Ich ging weiter. "Nur Mut Linn! Du hast ja auch schon einen Kristall" ermutigte ich mich als ich aus dem Hochhaus schritt. Die Sonne lächelte mir entgegen und es schien als wäre noch nicht alles verloren.
Was ich nicht registriert hatte, war die inzwischen aufgebrochene Hochhaustür...