Teil 6

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Irgendwann blieben wir stehen. Ich rang immernoch nach Luft und meine Schulter pochte. In der Ferne gab es ein Explosionsgeräusch und erneut vibrierte mein Armband.
"Puh, davor haste mich gerade noch bewahrt" kam es wieder von der Stimme. Mir war das jedoch egal. Mir war gerade alles egal. Sogar ob ich tot war oder nicht, denn meine Schulter schmerzte Höllisch und mein Pulli sowie meine Jacke waren an dieser Stelle Blut durchtränkt.
Wie Wenn jemand mit tausenden Nadeln in deine Schulter sticht. Wie Wenn jemand mit dir reden will obwohl du dich unter Wasser befindest und wie wenn du im dunkeln auf einem Seil balancierst. So fühlte ich mich. Verloren in dem nichts und nur eine gab mir Befehle. Zwei Hände drückten mich auf einen Stuhl und mit einiger Mühe gelang es mir meinen Rucksack abzuschnüren.
"Du blutest verdammt stark. Sieht übel aus"
"fühlt sich auch so an"
"Hast du ein Tuch oder so?"
"Rucksack" murmelte ich und wollte ihn öffnen, das war jedoch zu viel und ein: "Pass auf" war das letzte was ich hörte bevor alles schwarz wurde.

Ich wachte auf. Langsam versuchte ich mich zu Koordinieren. Mein Kopf schien explodieren zu wollen, aber meine Schulter hatte sich beruhigt. Als ich meine Augen öffnete und nach mehreren Versuchen meinen Blick scharfstellen konnte, erkannte ich über mir eine Betondecke. Sie war Gelb angestrichen, aber die Farbe war an einigen Stellen schon abgeblättert.
In der Mitte des Raumes hing eine Patroleum Lampe von der Decke, die ab und zu flackerte. Graue Rolladen verschlossen die Fenster und die braune Holztür schien ebenfalls verschlossen. Ich lag auf einer Couch und war mit einer dreckigen Decke zugedeckt, aber sie erfüllte immerhin ihren Dienst und wärmte mich.
Der Raum war im allgemeinen groß. Es schien ein Wohnzimmer zu sein, denn neben der Couch standen noch zwei verstaubte grüne Sessel, mit Blumenmuster. Auf einem kleinen Tisch stand ein alter Fehrnseher und ein großes Bücherregal säumte die rechte Wand. Auf einem Esstisch davor lag mein Rucksack.
Ich setzte mich auf und mein Kopf protestierte lautstark, denn ein Männchen schien in ihm einen tobsuchtanfall zu haben.
Schon wieder wurde mir schwindelig und warm war mir jetzt auch, also schob ich die Decke so gut es ging zur Seite, mit dem Ergebnis dass sie auf dem Boden landete.
Da mir immernoch warm war wollte ich meine Jacke ausziehen, bemerkte jedoch dass ich sie nicht mehr anhatte, meinen Pulli ebensowenig. Ich runzelte meine Stirn. Ich hatte nur noch mein Top an, aber meine Schulter war zu meiner Verwunderung verbunden. Wer hatte mich gefunden? War Eric gekommen? Nein, da war dieser Junge..
"Du bist aufgewacht" stellte jemand fest, der von der Tür kam.
Ich schreckte auf. Es war eben dieser Junge, welchen ich vor der Falle bewahrt hatte.
Und wieder war ich verwirrt. Er hatte mich doch umbringen wollen.
"Wolltest du mich nicht umbringen?"
"Ja, sorry nochmal dafür" sagte er und ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen.
Er kam zu mir und legte seine Hand auf meine Stirn.
"Du hast Fieber" stellte er fest.
"Wieso?"
"Wegen deiner Verletzung. Dein Körper ver.."
"Nein das meine ich nicht"
Mit einem fragenden Blick sah er mich an.
"Wieso hast du mich nicht umgebracht?" die Frage brannte mir auf der Zunge.
"Ich kann doch nicht mein Teammitglied umbringen. Wieso hast du eigentlich nichts gesagt? Dann wäre es nicht so weit gekommen" Nun sah er mich fragend an. Mein Teammitglied? Ein bisschen war ich ja traurig dass es nicht Eric war, aber zum anderen war ich erleichtert dass ich ihn nun gefunden hatte.
"Ich wusste nicht dass wir ein Team sind"
Erstaunt sah er mich an und er schien eigentlich noch eine Frage zu haben, jedoch schwieg er.
"Meine Klamotten?" fragte ich, denn es gefiel mir gar nicht hier so knapp bekleidet zu sitzen.
"Liegen im Nebenraum. Die sind noch schmutzig"
"Ich bin Linn" stellte ich mich vor.
Sein Gesicht hellte sich auf.
"Ich bin Jiu"

AuserwähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt