„Und? Immer noch nichts?"
„Immer noch nichts." Antwortete ich auf Pia's Frage hin. 5 Tage. 5 Tage hatte ich kein sterbens Wörtchen von ihm gehört. Von wegen er würde sich melden. Aber ich konnte ihn ja auch verstehen. Ich hätte an seiner Stelle, nach dem Auftritt von meiner Mutter auch ganz, ganz schnell das Weite gesucht.„Ich find es immer noch zum schreien, dass sie dich sexsüchtig genannt hat." Schnaubend verdrehte ich meine Augen. Was dachte sich meine Mutter eigentlich?
„Vor allem was versteht sie denn bitte unter sexsüchtig?" Ich schüttelte meinen Kopf zum Zeichen der Ahnungslosigkeit.
Die Frau konnte wirklich froh sein, das ich sie nach dieser Aktion noch am Leben gelassen hatte.
Ich vernahm ein leises Lachen neben mir und sagte: „Du findest das ganze auch noch witzig oder?"
„Nimm's mir nicht übel, aber irgendwie schon ja." Böse schaute ich Pia an, die darauf nur entschuldigend lächelte, dann aber wieder anfing zu lachen.
„Tolle beste Freundin hab ich da, wirklich."
„Boah, jetzt reiß dich mal zusammen. Jake wird sich schon noch melden, mach dir da mal keine Sorgen und jetzt hör auf so ne Fresse zu ziehen, du verjagst noch die Kunden!" Ich verdrehte meine Augen, versuchte dann aber nicht mehr an ihn zu denken.
In den paar Tagen war ziemlich viel passiert. Vor drei Tagen hatten wir unsere Eröffnung des Skate Shops gehabt und ich musste sagen, es lief für den Anfang ziemlich gut. Wir hatte schon mehrere Aufträge bekommen, individuelle Boards zu designen. Eigentlich wollte ich ja das Jake bei der Eröffnung dabei war, aber naja. Man konnte halt nicht alles haben..
Pia war gerade dabei, einen Kunden zu beraten, während ich ein wenig durch den Laden schlenderte und mich ein wenig umsah.
„Entschuldigen Sie, aber könnten sie mir vielleicht bei der Auswahl eines neuen Skateboards helfen?" Kam es plötzlich, nah an meinem Ohr, sodass ich erschrak. Die Stimme war mir mehr als bekannt.
Ich drehte mich um und schaute in sein lächelndes Gesicht.
„Ich weiß nicht genau, sie sehen nicht so aus als hätten sie Ahnung vom skaten." Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz schneller zu schlagen begann, dennoch war ich immer noch sauer auf ihn. Schließlich hatte er sich die ganze Zeit über nicht ein einziges Mal melden können!
„Braucht man Ahnung im skaten wenn man sich ein Skateboard kaufen will?" Fragte er, mich immer noch anlächelnd. Ich hob nur eine Augenbraue, sagte dann: „Ich weiß ihren Geschmack gar nicht."
„Ich vertraue ihnen." Ich verdrehte die Augen und zeigte auf eines der Boards, das ich alleine gemacht hatte und schaute ihn fragend an.
Ihm gefiel es anscheinend, das konnte ich an seinem Blick sehen.
„Ich nehme es." Ich verdrehte die Augen und ging zur Kasse, Jake kam mit dem Board nach.
„Macht 95$." Irgendwie war es komisch etwas an Jake zu verkaufen, wäre ich nicht sauer auf ihn gewesen, hätte ich ihm vielleicht ein Skateboard geschenkt. Tja, er war selbst schuld.„Ähm...Hätten sie vielleicht auch noch Zeit mir das fahren beizubringen?" Unschuldig blickte er mich an und ich musste mich zusammenreißen nicht zu grinsen, was ich allerdings nicht wirklich schaffte. „Könntest du bitte aufhören mich mit Sie anzureden? Das ist echt schrecklich!" Ich schüttelte leicht grinsend den Kopf und schaute auf meine Hände. Ich hatte keine Lust ihm in die Augen zu schauen, da würde ich nur weich werden und das wollte ich nicht, schließlich sollte er merken das etwas nicht stimmte.„Beantwortest du dann meine Frage?" Wollte ich Zeit mit ihm verbringen? Wollte ich das wirklich? Pia stieß mich plötzlich unauffällig, auffällig in die Seite und schaute mich mit einem Blick an der sagte Na los, mach schon! Sag ja!!!
Ich seufzte schwer und sagte dann aber ja. Jake schien sichtlich erleichtert und gemeinsam verließen wir den Laden, nachdem ich mir aus dem Hinterraum mein Skateboard geschnappt hatte. Ich schaute noch einmal hinter mich, zu Pia, die beide Daumen nach oben hielt und wie wild grinste.
„So, jetzt bist du mir wohl mal wieder eine Erklärung schuldig." Sagte Jake nach einer Weile, in der wir schweigend nebeneinander gelaufen waren.
„Ich dir?" Lachte ich und schaute ihn belustigt an. „Eher bist du mir eine schuldig, meinst du nicht?"
Er machte den Mund auf um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber geschlagen wieder und schmunzelte leicht.
Es war ein ziemlich langer Weg, den ich nicht kannte. Ich fragte aber auch nicht nach.
Als wir an unserem Ziel angekommen waren, sah ich eine kleinere Skatebahn. Sie sah schon ziemlich alt aus und noch dazu waren wir dir einzigen. Trotzdem gefiel es mir hier.
Jake setzte sich auf den Boden und ich tat es im nach. Wieder schwiegen wir.
„Sexsüchtig also?" Schmunzelte er schließlich und schaute auf sein Board. Genervt ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen. „Merk dir eins, du solltest die Worte meiner Mutter nie, wirklich nie, ernst nehmen. Sie erzählt nur Dreck."
„Ich dachte auch nicht, dass du sexsüchtig bist. Das hätte ich gemerkt." Ich hob eine Augenbraue an, woraufhin er lachte und ich ihn dann auf den Arm schlug.
„Sorry das ich mich nicht gemeldet habe, aber...ich weiß auch nicht wieso. Ich hatte Angst das du sauer auf mich bist, weil ich einfach so abgehauen bin."
„Glaub mir, wäre ich du gewesen, wäre ich auch weg gewesen." Beide lachten wir und schauten uns dann an. „Ich war eher sauer, weil du dich nicht gemeldet hast." Ich schenkte ihm ein beschwichtigendes Lächeln und stand dann auf.
„So nachdem das dann geklärt wäre, fangen wir an mit dem skaten!" Jake stand ebenfalls energisch auf und salutierte vor mir, was mich zum lachen brachte.
So schlecht im skaten wie ich dachte, dass er es wäre war er gar nicht. Es fehlte zwar ziemlich an Übung, aber es sah nicht ganz so peinlich aus und das war schon mal etwas.
Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als er versuchte einen Flip zu machen, dabei aber vollkommen versagte, es gelang mir aber nicht und so entwich mir ein kichern. Das sah aber auch zu witzig aus!
„Was ist so lustig?" Fragte Jake grinsend und ich schüttelte meinen Kopf, als Antwort.
„Zeig du mir doch mal ob du das kannst, bis jetzt standest du ja nur hier rum und hast mich beobachtet! Wer weiß ob du überhaupt skaten kannst?" Ich hob eine Augenbraue, ließ dann mein Board auf den Boden gleiten. Ich machte mehrere Flatlands, Grinds und zum Schluss ein paar Flips. Als ich fertig war, pfiff Jake anerkennend und ich grinste.
„So, wie war das jetzt nochmal mit Ich kann nicht skaten?" Fragte ich schmunzelnd, bekam aber keine Antwort.
„Du darfst die Beine nicht bei der Landung durchdrücken, um die restliche Energie abzufedern und deine Gelenke zu schonen." Mischte ich mich schließlich ein, als weitere Flipversuche fehlgeschlagen waren.
Wir waren ziemlich lange auf der Skaterbahn, denn es wurde schon dunkel. Jake hatte einige Male ein paar Snaps gemacht, auch von mir, ohne dass ich es zuvor gemerkt hatte. Jedoch machte es mir nicht mehr viel aus, es war eh zu spät nicht an die Öffentlichkeit zukommen, durch das veröffentlichte Foto und die Fotos die noch kommen würden vom Photoshoot.
„Ähm...willst du noch mit zu mir? Es ist niemand zuhause." Fragte er als wir in der Lobby unseres Hauses angekommen waren. Es war also niemand da? Das hieß wir waren ungestört. Ich biss mir auf die Lippe und willigte ein. Ich musste mir den ganzen Weg zu Jakes Apartment ein Grinsen verkneifen. Ohne das er es merkte schrieb ich Pia noch schnell eine SMS, dass sie nicht auf mich warten solle.
Er schloss die Tür auf und ließ mir den Vortritt in die Wohnung. Nachdem wir beide unsere Schuhe ausgezogen hatten, lief Jake ein Stück in die Wohnung hinein, drehte sich allerdings fragend wieder um. „Wollen wir einen Film..." Fing er an, jedoch unterbrach ich ihn, indem ich ihn einfach küsste. Ihm machte das nichts aus, denn schnell fanden sich seine Hände an meinen Hüften, die mich näher an ihn pressten.Erst jetzt stellte ich fest wie sehr mir Jake in diesen paar Tagen gefehlt hatte. Sein Lächeln, was mich zum lächeln brachte. Seine Witze, die mir Tränen in die Augen brachten. Seine Verrücktheit, die mich jedes Mal grinsend fragen ließ Was stimmt mit diesem Jungen nicht? und seine Nähe, die mich wahnsinnig machte.
Das war der Moment an dem ich es erst realisierte.
Ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verknallt.
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