Ankunft

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Unsanft landete ich auf dem Boden, es war kalt und feucht. Neben mir hörte ich jemand fluchen, als ich zur Seite sah erkannte ich Izzy. „Alles okay, Clary?", ihre Stimme klang dumpf. Ich konnte nicht gleich antworten, da sich mein Hals von dem Staub so trocken anfühlte. Daher nickte ich nur. Wir zogen uns gegenseitig auf die Beine und sahen uns in dem kleinen Raum um.

Die Möbel waren mit weißen dreckigen Bettlacken zugedeckt und der ganze Raum war mit einer Schicht Staub überdeckt. Ein Stück weiter weg konnte ich meine Tasche auf dem Boden entdecken. Ich hob sie auf und hängte sie mir um, dann sah ich mich nach Isabelle um. Sie stand inzwischen an die Wand neben der Tür angelehnt und wartete auf mich. Ich lief zu ihr und öffnete die kleine alte Holztüre.

„Wo sind wir?", hörte ich Izzy hinter mir fragen. „Im Kölner Dom", teilte ich ihr mit. Als ich das Portal erschaffen hatte um uns aus New York zu bringen, weg von den Dämonen die uns schon seit Wochen Ärger machten, hatte ich an die große Kirche gedacht die ich bei meinem letzten Besuch in Deutschland besichtigt hatte. Allerdings war sie da prachtvoll gewesen, es war alles hell erleuchtet, voller Touristen und bunt. Jetzt sah es keineswegs so aus wie beim letzten Mal, die Kirche war zwar nicht komplett zerstört, denn das Deckengerüst war noch da, aber trotzdem sah es schlimm aus. „Wow, sieht aber schön aus", ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. „Letztes Mal sah es ganz anders aus, ehrlich!", gab ich zurück. Wir liefen den langen Mittelgang entlang auf die große Doppeltür zu. Dort angekommen drückten wir sie gemeinsam auf da sie sehr schwer war.

Draußen stand die Sonne hoch am Himmel und blendete in den Augen. Ich musste blinzeln bis ich mich an das gelbbraune Licht gewöhnt hatte, langsam konnte ich sehen wie es draußen aussah. Der innere Teil der Kirche war nichts im Vergleich zu dem wie es hier aussah. Ich zog scharf die Luft ein und musste gleich wieder husten weil auch hier draußen die Luft so staubig war, noch schlimmer als in der kleinen Abstellkammer. Soweit das Auge reichte waren die Gebäude entweder komplett zerstört oder fielen zumindest teilweise in sich zusammen. Auf dem Boden lagen Scherben der Fenster und unter der Dreckschicht waren einzelne demolierte Möbelstücke zu erkennen, aber keine einzige Menschenseele.

„Oh mein Gott, so sieht es in Deutschland aus? Das sieht aus wie im Krieg!", meinte Isabelle entsetzt. Ich war mindestens so entsetzt wie sie, es sah wirklich aus wie im Krieg. Wir hatten in der Schule zum Thema des 2. Weltkriegs einen Film angesehen, was damals in Deutschland passiert ist und das erinnerte mich sehr daran. Izzy lief an mir vorbei, die Stufen nach unten. Sie drehte sich einmal im Kreis und sah sich um. Als ich auf sie zuging konnte ich sehen wie erschüttert sie war. Ihr Blick blieb auf etwas links von mir hängen. Als ich bei ihr stand, sah ich in die selbe Richtung, unter einem halbwegs intaktem Fenster hing an einer Stange eine Flagge. Die Flagge war rot, in der Mitte war ein weißer Kreis und in dem weißen Kreis das schwarze Hakenkreuz. Wir waren also wirklich in Deutschland nur in der falschen Zeit. Es war die Zeit des Nationalsozialismus.

„Willkommen im Krieg."

Reise in die Vergangenheit (Chroniken der Unterwelt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt