Kapitel 3

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Satt und mit neuer Energie saß ich nun wieder im Auto. Ich müsste noch recht viele Stunden Fahrt vor mir haben. Das Problem ist nur, dass ich nicht durchweg fahren kann, ich nur im Auto sitze und mich nach einer Dusche sehne. Nochmal im Atlas nachgeschaut und mein nächstes Ziel ist 2 h entfernt.

Landeshauptstadt München steht auf dem nächsten Schild. In der bayrischen Hauptstadt möchte ich meinen Tag verbringen und erst morgen weiter fahren. Ich habe ja Zeit und möchte mein Leben genießen! Immer wieder halte ich Ausschau nach einem billigen Hotel. "So finde ich doch sowieso nichts!", murmele ich wütend und schlage kräftig auf das Lenkrad. Die Hupe ertönt und verwunderte aber auch erboste Augenpaare drehen sich zu mir um. Das war mir jetzt auch vollkommen egal! Ich entschied mich nun, zu Fuß weiter zu gehen. Das Auto parke ich auf einen öffentlichen Parkplatz und mit meinem Rucksack auf dem Rücken erkunde ich München. Ein paar sehr betrunkene Bayernfans kommen grölend aus einem Pub. Ich halte nicht viel von Fußball, denn für mich ist das nur moderner Sklavenhandel. Aber anscheinend muss deren Lieblingsmannschaft gewonnen haben. Die Sonne scheint heiß auf meinen Kopf und um die Schatten der Häuser zu nutzen, verschwand ich in einer dunklen Gasse.

Oh nein, ein Armenviertel! Es ist schlimm, soetwas zu sehen. Als Kind wollte ich den Menschen immer Wasser und etwas zu Essen geben, aber meine Eltern meinten, dass das alles nur Betrüger seien. Aber das ist doch kein Fake! Eine alte Dame hält sich gerade den Rücken und bückt sich, um mit der Hand ein wenig Wasser aus einem Brunnen zu schöpfen. Schnell lief ich zu ihr und legte meine Hand auf ihre Schulter. "Warten sie.", sage ich sanft und zog aus meinem Rucksack eine frische Wasserflasche hervor. "Ich danke dir, Kind.", sagt sie und nimmt einen kräftigen Schluck, bis sie mir die Flasche wieder hin hält. "Ach, behalten sie nur. Ich kann sie nicht mehr gebrauchen.", winke ich ab. Das ist zwar nicht ganz die Wahrheit, aber ich habe noch genug Geld, um mir eine neue zu besorgen. "Wie soll ich dir nur danken.", winselt sie. "Es ist alles gut. Sie brauchen mir nicht zu danken. Wenn ich mal fragen darf, wie sind sie eigentlich obdachlos geworden?" Als ich es aussprach merkte ich erst die Wirkung meiner Worte und entschuldigte mich sofort. "Ach, das ist doch nicht schlimm. Ich freue mich, wenn Menschen mit mir reden. Das machen nicht viele. Also vor 10 Jahren hatte mein Mann einen Arbeitsunfall und verstarb. Danach wurde meine Firma zu gemacht und ein Brand zerstörte unser, bzw. Mein Haus. Die Versicherung wollte nicht mehr zahlen und dann bin ich hier gelandet.", erzählt sie und nimmt nochmal einen Schluck Wasser. Ich nickte bestürzt und war mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob ich es überhaupt erfahren wollte. Sie merkte meine plötzliche Traurigkeit und zwang sich zu einem Lächeln. "Kopf Hoch Liebes, du hast dein Leben noch vor dir und lass dich von einer alten Frau nicht verunsichern. Es ist so wie es ist, und ich bin froh, dass ich noch etwas habe. Danke für die Wasserflasche, aber ich muss jetzt zu meinem Schlafsack. Gleich bekomme ich etwas Suppe von dem Deutschen Roten Kreuz." Ich lächelte zurück und nickte. "Genieße dein Leben. Du bist noch jung an Jahren und kannst so viel daraus machen." Wieder nickte ich, wünschte ihr auch viel Glück und ging wieder in die volle Innenstadt.

Frei und das Leben hinter sich gelassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt