Unbehaglich stand Hermione im Gryffindor-Gemeinschaftsraum und wartete auf ihre beiden Freunde. Der Streit am Vortag hatte ihr eine unruhige Nacht verschafft, weshalb sich dunkle Schatten unter ihren Augen bemerkbar machten. Betreten sah sie zu Boden und versuchte die tuschelnden Mitschüler zu ignorieren. Hermione dachte sich eigentlich, dass die Anfeindungen und das Gerede seit einiger Zeit etwas nachgelassen hatten, doch sah sie sich jetzt neuen Vorwürfen ausgesetzt.
„Es ist schon komisch, dass Granger bei dem Unfall dabei war oder?", „Sie saß direkt an Katies Nebentisch! Das ist doch verdächtig!", „Nicht einmal Harry und Ron wollen etwas mit ihr zu tun haben! Ihnen ist sicherlich klar geworden, wer sie eigentlich ist", waren nur einige der Gesprächsfetzen die sie am Vorabend aufgeschnappt hatte. Ihr Magen krampfte, als sie Rons Gesichtsausdruck sah, als er die Treppe vom Jungenschlafsaal herunter kam.
„Guten Morgen... Ich möchte gern wegen Gestern mit euch reden", sagte sie behutsam.
Ron grummelte vor sich hin und Harry, der hinter ihm war, stimmte Hermione zu: „Ja, das sollten wir!" Harry war zwar wütend gewesen, dass Hermione nicht auf seiner Seite war, aber als er von den Vorwürfen ihr gegenüber hörte, wollte er ihr beistehen.
„Versteht doch, warum ich nicht will, dass jemand beschuldigt wird, bei dem kein dringender Tatverdacht besteht. Mir geht es doch dieses Schuljahr genauso", versuchte Hermione beim Weg zum Frühstück ihr Verhalten zu rechtfertigen.
Ron, der ihr nicht so schnell vergeben konnte sagte beleidigt: „Vergleichst du uns etwa mit den Rüpeln, die dich als Todesser-Abschaum bezeichnen!"
Um einen weiteres Entfachen des Streites zu verhindern schritt Harry ein: „Nein, Ron. Das sagt sie nicht" und an Hermione gewandt: „Das Einzige was ich will ist, dass du nicht blind gegenüber Malfoy wirst, nur weil er jetzt freundlich zu dir ist! Ich denke, er führt etwas im Schilde und ich wünschte, dass du das ernst nimmst."
Dankbar über seine schlichtenden Worte gestand Hermione zu: „Ja, ich denke das ist fair. Ich werde es im Hinterkopf behalten. Danke Harry – tut mir leid, dass ich euch gestern einfach stehen gelassen habe."
Als sie in der Großen Halle angekommen waren, bemerkte Hermione Harrys gequälten Gesichtsausdruck als er Ginny und Dean beim Turteln erblickte. Ron, der der Situation wenn möglich aus dem Weg gehen wollte, setzte sich weit weg ans andere Ende und rief Harry zu sich herbei.
„Ist irgendwas vorgefallen?" fragte Hermione an Harry gewandt.
„Ron und Ginny haben gestern ziemlich heftig gestritten! Wir sollten uns da vielleicht raus halten. Ich hoffe nur, dass sie das wieder auf die Reihe bekommen – am Wochenende ist das Quidditchspiel!" Harry folgte Ron zu seinem Platz und Hermione hatte das Gefühl, dass es ihm nicht nur um das Spiel ging.
Immer wieder bemerkte sie Harrys verstohlene Blicke in Ginnys Richtung. Was hatte sich seit gestern geändert? Im Drei Besen mussten sie auch mehrere Stunden den Anblick genießen – warum stört es ihn jetzt?
„Glaubst du, dass Katie bis zum Training am Mittwoch wieder fit ist?" fragte Ron als er sich sein zweites Brötchen strich.
„Keine Ahnung! Ich hoffe es sehr, denn sonst muss ich einen Ersatz nehmen und dir wird nicht gefallen, wer mir da vorschwebt." Hermione hielt sich aus der darauffolgenden Diskussion eines möglichen Ersatzes heraus. Harrys besorgter Blick galt womöglich eher Dean Thomas, der als Jäger einspringen sollte. Kopfschüttelnd goss sie sich ihren Tee ein – sie konnte die Faszination und Wichtigkeit dieses Sportes einfach nicht nachvollziehen.
Mehr unbewusst als bewusst huschte ihr Blick zum Slytherintisch. Malfoys hellblonde Haare stachen aus der dunklen Menge hervor. Es war mittlerweile so kalt geworden, dass die meisten Schüler zur Winteruniform gewechselt haben und dadurch entweder einen dunkelgrauen Sweater oder ein schwarzes Jackett über dem langärmeligen weißen Hemd trugen. Er sah blass aus, wie auch schon die ganze Woche.
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Das schwere Erbe der DeVilliers (Dramione)
FanficDer schreckliche Verlust von Hermiones Eltern deckt eine überraschende Wahrheit ihrer Herkunft auf. Dumbledore kann aus diesem schrecklichen Ereignis eine für den Krieg positive Wendung herbeiführen. Doch was hat Draco Malfoy damit zu tun? Die Gesch...