2. Es kann einfach nicht alles gut werden.

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"Wieso sollte alles gut werden? Wieso? Ich habe niemanden den es interessiert wie es mir geht, NIEMANDEN. Ich habe keinen Grund zu leben, keinen Grund weiterzuleben. Keinen Grund glücklich zu sein und wenn ich nicht glücklich sein kann, kann ich nicht leben. Warum sagst du also dass alles gut werden wird. Nichts wird gut werden. Mein Leben ist ein Scherbenhaufen, meine Seele ist ein einziges Durcheinander genauso wie mein Körper." langsam ziehe ich die Ärmel meines Sweatshirts nach oben und die ganzen Narben die sich über die Jahre angesammelt haben kommen zum Vorschein. Bis jetzt habe ich niemandem diesen Beweis für mein innerliches Zerbrechen gezeigt und falls es jemand zufällig bemerkt hat, war dieser jemand erst erschrocken und hat sich dann dezent von mir abgewendet. Na klar, ich bin eine Gefahr. Eine Gefahr für alles und jeden am meisten aber für mich selbst. Dieser Junge aber ist anders. Er sieht mir tief in die Augen und streicht mit seinen lebendig warmen Fingern, trotz des Regens, behutsam über meine Narben. So lange hat mich niemand mehr berührt und schon garnicht mit dieser Achtung wie der Junge hier es tut. Er behandelt mich als wäre ich etwas besonderes, als wäre ich etwas wert. Bin ich zwar nicht aber dieses Gefühl jemandem nicht ganz egal zu sein ist das schönste was ich seit langem erlebt habe. "Ich kenne dich nicht, ich weis nichts über deine Vergangenhei, aber ich finde man sollte im Leben immer ein neues Ziel haben und es scheint so als hättest du aufgegeben."
Nachdenklich drehe ich mich um, immernoch stehe ich auf dem Geländer der Brücke, im strömendem Regen, in einer Welt in der ich nicht mehr sein will. Habe ich aufgegeben? Wirklich lange habe ich versucht stark zu sein, nichts und niemanden an mich ran zu lassen. Habe so getan als wäre ich wirklich stark innerlich jedoch war ich zerbrochen und weil ich so nicht weiterleben kann sagt mir dieser Junge der nichts von mir weis, meine Lebensgeschichte kein bisschen kennt und mich vorher noch nie bemerkt hat, dass ich aufgegeben habe. "Vielleicht habe ich ja aufgegeben. Es gab für mich auch keinen Grund mehr zu kämpfen." der braunäugige sieht mich bemitleidend an. Anscheinend liebt er sein perfektes Leben mit seiner perfekten Familie und seinen perfekten Freunden, er kann einfach nicht verstehen wie ich mich fühle und deshalb kann er mir auch nicht helfen. Ich drehe mich also wieder um, bereit zu springen. "Ich weis du denkst dir jetzt was will mir dieser Typ da schon sagen, er kennt dieses Gefühl von Leere und Einsamkeit nicht. Er weis nicht wie es ist wenn man nur Hass zu spüren bekommt und nie auch nur einen Funken Liebe. Ob du es glaubst oder nicht, ich weis wie sich das anfühlt." Verwundert und mit bebendem Körper drehe ich mich wieder zu ihm. Wie kann jemand einem so wundervollen Menschen etwas schlechtes tun? Was ist aus den Menschen geworden? Die Menschlichkeit ist abhanden gekommen und man sollte sie dringendst wieder zurück holen! "Ich war immer ein molliges kleines Kind, ich würde gemobbt bereits als ich in den Kindergarten kam, ich hatte nur zwei Freunde und zu meiner 16. Geburtstagsparty kamen nur diese zwei. Ich war in ein Mädchen verliebt die mich 22 mal abblitzen lies. Aber ich würde von meiner Familie geliebt und das ist der Grund warum ich noch hier bin! Sie haben mir geholfen zu verstehen dass jeder Mensch etwas wert ist. Das jeder Mensch toll ist! Und dass es wichtig ist auf sein Herz zu hören. Und da es mir vorkommt als hättest du niemanden der dir all das schöne dieser Welt zeigen kann, will ich dieser Jemand für dich sein." Obwohl das noch so merkwürdig und unglaubwürdig klingt, ich bin mir so sicher dass er es ernst meint denn aus seinen Augen spricht die Wahrheit. Doch ich kann es einfach nicht wahrhaben dass sich jemand um mich kümmern will. Das sich jemand für mich und meine Gefühle interessiert.
"Spring nicht." der unbekannte streckt mir seine Hand entgegen und ich überlege ernsthaft ob ich sie nehmen soll. Der leichtere Weg wäre es zu springen, aber ist der leichte Weg auch immer der Richtige?

Ein letzter Blick in die Tiefe bevor ich mir sicher bin, dass ich heute nicht springen werde. Behutsam lege ich meine Hand in seine "Kannst du mir beibringen glücklich zu sein?" er lächelt mich an und fängt mich auf. Körperlich ebenso wie seelisch und ich erlaube es und lasse mich fallen.
"Liam" sagt der Junge nun und hält mir seine Hand hin, als ich diese nehme fällt mir auf das es aufgehört hat zu regnen und ein paar kleine Sonnenstrahlen haben sich auch hierher verirrt. "Beginne zu leben!" Liam strahlt mich mit seinem wunderschönem Lächeln an und zieht mich hinter ihm her. Er hat recht, ich sollte anfangen zu leben und nicht einfach nur überleben.

Just give me a reason. (a Niall Horan ff) ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt