Das Kaugummimädchen

03

„Sind deine Kaugummis etwa schon leer?"

„Das ist aber keine anständige Begrüßung, Oscar. Ich bin schließlich eine Kundin."

„Schön, wenn du unbedingt willst: einen wunderschönen guten Tag. Ich hoffe, dass du nicht schon wieder Kaugummis kaufen möchtest."

„Aus reinem Interesse - hast du schon einmal Kunden mit deiner abweisenden Art vergrault?"

„Nein, die Kunden lieben mich für gewöhnlich."

„Warum fällt mir das so schwer so glauben?"

„Weil du nicht in der Lage zu sein scheinst meine positive Ausstrahlung zu bemerken. Also was möchtest du kaufen?"

„Drei Tüten Kaugummis."

„Wa- ... drei Tüten?"

„Exakt."

„Aber ... was willst du mit der dreifachen Menge diese unverzehrbaren Kaumasse?"

„Ich fülle damit die Kaugummiautomaten in der Stadt auf. Es wäre schade, würden sie verkümmern und in Vergessenheit geraten."

„Das meinst du nicht ernst. Das ... das kannst du nicht ernst meinen- wieso?"

„Weil ich es unverantwortlich finde, den Kindern diese Erinnerung vorzuenthalten."

„Du bist so seltsam, Kaugummimädchen. Wie kommst du überhaupt an die Automaten ran? Soweit ich weiß, sind sie verschlossen."

„ ... es gibt Wege."

„Du hast die Automaten geknackt?"

„Das hast du gesagt."

„Aber du hast nicht widersprochen."

„Ich habe dir aber auch nicht zugestimmt."

„Was? Was starrst du mich so an?"

„Du bist so unendlich seltsam."

„Das sagtest du bereits. Also, verkaufst du mir die Kaugummis oder muss ich mir einen anderen Kiosk suchen, was ein wirklicher Jammer wäre, da du mir beginnst sympathisch zu werden."

„Ich .. ach, nimm einfach, hier. Das macht 3, 90 Euro."

„Ich danke dir, mein Lieber."

„Ja ja, viel Spaß bei ... nein, egal. Ich weiß von nichts."

Wieder einmal beobachtete Oscar das hinausgehende Mädchen und fragte sich, was zum Teufel in sie gefahren war. Er schüttelte den Kopf und füllte die Regale nach, doch seine Gedanken beschäftigten sich ununterbrochen mit dem merkwürdigen Mädchen, dessen Namen er noch immer nicht kannte.