8.

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Blinzelnd sehe ich mich um. Dann erstarre ich. Dass was ich hier sehe, kann unmöglich alles echt sein. Der Raum ist voll mit Bildern, Bücher, Waffen und anderen Gegenständen. Einige sehen unglaublich alt aus. Ich blicke mich kurz zu Jayden um, doch der gibt mir nur mit einem Nicken zu verstehen, dass ich mich umschauen darf. Seine Mine ist ein bisschen gepresst, als wäre das hier schwer für ihn. Ich gehe mit langsamen Schritten auf einen alten Schreibtisch zu. Das Holz sieht schwer und teuer aus, und eine dünne Staubschicht überzieht die Gegenständen und den Tisch.

Ich blicke auf die Dokumente. Es sind Briefe, zusammengehängt geschrieben, und zum Teil schon längst vergilbt, Blätter mit seltsamen Zeichnungen und Texten, die sehr kompliziert aussehen, Tagebücher, die von längst vergangenen Tagen berichten, ein alter Kompass, dessen Nadel nach rechts zeigt, ein dicker Atlas und ein Globus, auf dem man schon lange nicht mehr alle Ländernamen lesen kann. Ich fahre langsam mit meinem Zeigefinger über den Globus. Der Staub bleibt sofort haften, aber ich ignoriere es. Ich drehe mich zu dem schwarzen Bücherregal um. Auf den Regalen sind alte Bücher und neue, manche sind völlig verstaubt und andere sehen so aus, also ob man sie eben gerade versorgt hätte. Zwischen Büchern sind weitere Briefe eingeklemmt, auch einige Schriftrollen. Rechts auf einem kleineren Regal, sind Gegenstände oder vielleicht auch Erinnerungsstücke aufgestellt. Ich kann verschiedene Tonfiguren erkennen, Muscheln, Steine die seltsam leuchten.

Ich drehe mich weiter. Verschiedene ausgestopfte Tiere jagen mir einen Schauer über den Rücken. Aber es gibt auch recht Moderne Gegenstände hier. Zum Beispiel das Flugzeugmodel, das von der Decke herabhängt und ein Mikroskop das auf dem kleinen Regal liegt. Ich drehe mich weiter herum. An der Wand vor mir sind Bilder. Es sind unglaublich viele. Ich trete einen Schritt näher an die Wand und erstarre. Die Bilder zeigen immer verschiedene Gruppenfotos, aber auf jedem von ihnen ist ein und dieselbe Person. Jayden. Man muss sich nicht mit der Geschichte der Fotografie auskennen, um zu bemerken, dass einige der Fotos uralt sind, und wohl fast mit der ersten Kamera die es gab aufgenommen wurde.

Manche der Bilder sind schon unglaublich verblichen, und es hat auch einige, die gezeichnet wurden. Eine der Zeichnungen zeigt eine kleine Familie mit vier Personen. Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Der Sohn ist vielleicht vier Jahre alt und grinst verschmitzt zu dem Maler. Dieses Lächeln kenne ich nur zu gut. Ich räuspere mich leicht und wende mich an Jayden, der hinter mir steht und über mich hinweg die Fotos betrachtet. „Bist...bist das du?" frage ich leise und deute auf die Zeichnung mit dem kleinen Jungen. Ich sehe in Jaydens Gesicht, das kurz einen leicht schmerzhaften Zug annimmt, dann antwortet er mir mit einer regungslosen Mine. „Ja." „Erzählst du mir...", ich getraue mich nicht fertig zu sprechen. Jayden mustert mich kurz, dann seufzt er leise. „Ja, aber bitte lass uns wieder zurückgehen." Ich lächle ihn unsicher an. „Okay." Er nimmt vorsichtig meine Hand, wobei er seinen Griff zuerst lockerlässt, damit ich meine Hand noch zurückziehen könnte, wenn ich will. Aber ich drücke nur seine große, warme Hand. Er führt mich aus dem Zimmer und schließt die Türe hinter sich ab. Dann laufen wir Hand in Hand die Treppe hinauf ins Wohnzimmer. Jayden lässt sich auf das Sofa fallen und zieht mich zu sich. „Also... ich...". Fängt er an, wird dann aber unterbrochen als die Türe aufgeht.

Ein mittelgroßer Mann kommt herein und lächelt uns zu. Dann beugt er leicht den Kopf vor Jayden und erkundigt sich unterwürfig: „Sie wollten mich sprechen, Alpha?" Jayden wirft mir einen entschuldigen Blick zu, dann antwortet er: „Ja Noah. Bitte finde den Anführer des New Yorker Rudels. Max Connor. Und lass ihn zum H4 Treffpunkt bringen. Sag ihm, wir kommen in Frieden und wollen nur über seine Tochter reden." Ich reiße die Augen auf. Jayden will sich mit meinem Vater treffen! Mein Herz fängt an zu rasen und ich spüre Erleichterung. Ich habe meine Familie so vermisst! Ob ich sie wohl auch treffen darf, oder ob Jayden alleine gehen will? Insgeheim nehme ich mir vor, irgendwie dorthin zu kommen, egal wie. Ich muss meinen Vater sehen. Er wird sich unglaublich viele Sorgen gemacht haben. Meine rasenden Gedanken werden von Noah unterbrochen, als er fragt: „Was soll ich sagen, wenn er fragt, ob er seine Tochter wiedersehen kann?" Jayden wirft mir einen kurzen Blick zu und fängt an zu lächeln, als er die Hoffnung in meinem Gesicht sieht. „Sag ihm, er wird sie dort sehen. Gesund und munter."

this alpha is a damn heroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt