22.

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I’m no hero. Heroes don’t come back. Survivors return home. Heroes never come home. If anyone thinks I’m a hero, I’m not. – Bob Feller


Jaydens Sicht


Ich sehe sie an, halte ihr Hand, während sie ihren letzten Atemzug macht. Einen Moment lang holt sie noch keuchen und voller Schmerzen Luft, in der nächsten ist ihr Gesicht sorgenfrei und erleichtert. Ihre Augen schließen sich nicht, weshalb ich genau sehe, wie sie mich verlässt. Clysseia stirbt unter meinen Händen.

Der Schmerz, den ich dabei empfinde, lässt sich nicht beschreiben. Es ist schlimmer als alles, was man fühlen kann. Es zerreißt mich in Stücke und meine Seele gleich mit. Ich kann nicht mehr atmen, meine Lungen wollen keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Das einzige, was ich noch mitbekomme und fühle, ist der Verlust. Und mit ihm ein unendliches, schwarzes Loch.

Ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich noch einen Moment mit ihr hätte. Ein paar winzige Augenblicke, aber es ist zu spät. Sie ist tot. Und ich kann nichts dagegen tun. Diese Hilflosigkeit tut so verdammt weh. Luck bricht neben mir zusammen, sein Schluchzen ist das einzige Geräusch, das zu hören ist.

Eine Gruppe von Werwölfen betritt nach einer gefühlten Ewigkeit fast lautlos die Lichtung. Ich nehme ihre Anwesenheit wahr, kann aber nicht darauf reagieren. Meine Gedanken sind einzig und alleine auf den leblosen, toten Körper vor mir gerichtet.

Es sind dieselben Gefühle wie beim ersten Mal, als ich sie verloren habe. Als ich noch nicht wusste, dass sie wiederkommen würde. Damals dachte ich, diesen Schmerz könnte man niemals durchstehen. Und auf gar keinen Fall zwei Mal.

Ich fühle den Schrei in meiner Kehle mehr, als das ich ihn höre. Dieses Mal wird sie nicht mehr zurückkommen. Sie ist tot. Und sie wird nicht mehr in einem anderen Körper zu mir zurückfinden. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in tausend Jahren. Ich spüre wie meine Kraft, die mich all die Jahre unsterblich gemacht hat, von mir weicht. Sie stirbt mit der Seele meiner einzig wahren Liebe.

Das Gefühl des Verlustes wird so unerträglich, dass ich unweigerlich dem unerbittlichen Drang nachgebe. Dem Drang, dass alles zu vergessen, eine winzige Pause inmitten meines Weltunterganges. Die Ränder meines Sichtfeldes werden fleckig, schwarz und dann, endlich, verliere ich das Bewusstsein.


-----5 Monate später-----


„Was nimmst du?“, fragt mich Luck und schiebt mir die Getränkekarte zu. Ich werfe nur einen raschen Blick darauf, ehe ich antworte: „Whisky.“ Er nickt und winkt dem Barkeeper zu. Der blonde Riese nickt uns kurz und respektvoll zu, ehe er noch die Bestellung eines Pärchens aufnimmt.

„Willst du was essen?“, erkundigt Luck sich, obwohl er meine Antwort kennt. „Nein.“ Ich drehe mich auf dem Barhocker, sodass ich in seine Richtung blicken und mich gleichzeitig an dem Tresen anlehnen kann. Luck sieht mich allerdings nicht an, sondern mustert gedankenverloren die Getränkekarte.

„Was darf’s sein?“, fragt der Barkeeper uns. Er ist ebenfalls ein Werwolf, kennt uns aber mittlerweile gut genug, um uns ohne Kommentar in seinem Revier zu dulden. „Einen Whisky und einen Gin Tonic bitte.“ Der Barkeeper nickt und wendet sich von ihm ab. Luck und ich schweigen, bis wir beide unsere Getränke vor uns stehen haben.

this alpha is a damn heroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt