Kapitel 5

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-Emma-

Wir saßen schon eine Weile wieder vor dem Fernseher, aber ich konnte mich einfach nicht auf die Serie konzentrieren. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Harry ab. Wieso war ich immer so gefühlskalt ihm gegenüber? Das wollte ich doch eigentlich gar nicht. Ich mochte ihn irgendwie. Und genau das, wollte ich mir nicht eingestehen, es nicht zu lassen und versuchte mich mit meinem Verhalten von diesen Gefühlen, die sich wenn ich bei ihm war oder nur seine Stimme hörte in mir ausgelöst wurden, abzuschirmen. Es ging einfach nicht.

Er war ein Star und ich ein ganz normales Mädchen, er würde mir nur das Herz brechen. Und das wollte ich nicht zu lassen. Nicht schon wieder. Aber wieso verletzte ich ihn, nur damit ich nicht verletzt wurde? Aber tat ich das überhaupt? Er konnte jede haben, was interessierte ihn es dann, wenn mal ein Mädchen nicht in ihn verknallt war?

Aber so weiter machen wollte ich auch nicht. Es machte mich traurig. Ich nahm mir fest vor morgen nett zu sein und nicht so abweisend. Das hatte niemand verdient, so behandelt zu werden. Wie würde ich mich denn fühlen, wenn mir gegenüber jemand so war? Und wenn ich ehrlich war, war ich neugierig. Ich wollte ihn besser kennenlernen, wissen wie er war, wenn nicht alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren. War er wirklich der Mensch, den die ganze Welt zu kennen meinte? Auf einmal sah ich das morgige Treffen gar nicht mehr als Unannehmlichkeit, ich war richtig aufgeregt.

Morgen wollte ich ausgeschlafen sein und auf die Serie konnte ich sowieso nicht mehr achten. „Ich geh jetzt ins Bett, ich bin müde. Du kannst ruhig noch weiter gucken, wenn du willst. Du weißt ja wo alles steht.“, sagte ich zu Tim und verschwand in meinem Zimmer. Verwundert sah er mir nach, da ich eigentlich immer diejenige war, die von uns beiden länger durchhielt, nickte dann jedoch und ich ging zufrieden mit meinem Plan für morgen schlafen.

Das laute Dröhnen des Weckers riss mich aus meinem festen Schlaf. Ich hatte von etwas Schönem geträumt, aber konnte mich nicht mehr erinnern, was es war. Noch leicht verschlafen tapste ich aus dem Bett unter die Dusche und machte mich fertig. Das Wetter passte so gar nicht zu meiner guten Laune, die ich heute hatte, es war mal wieder verregnet.

Ich redete mir ein, dass ich gut gelaunt war, weil ich endlich mal ausgeschlafen und trotzdem pünktlich sein würde, aber mein Unterbewusstsein sagte mir deutlich, dass es viel mehr an dem Treffen mit Harry heute lag. Zögernd stand ich vor meinem Kleiderschrank und überlegte hin und her. Erst zog ich ein Kleid raus, aber das Wetter war erstens dafür viel zu schlecht und ich sähe viel zu aufgestylt aus. Ich zog ein Shirt an, zog es jedoch sofort wieder aus, weil ich einen Fleck bemerkt hatte und schlüpfte von einem Outfit ins nächste.Nichts schien zu passen.

Irgendwann gab ich es schließlich auf und schlüpfte in eine schwarze skinny Jeans und zog einen weinroten weiten Pullover an, der sich kuschelig an meine Haut schmiegte. So fühlte ich mich wenigstens wohl in meiner Haut. Dann noch in meine weißen Chucks, die Haare zu einem hohen Dutt genuddelt und fertig. Schnell griff ich nach meiner hellbraunen Lederhandtasche und band meine Armbanduhr um und es konnte losgingen. Überrascht stellte ich mit einem Blick auf die Uhr fest, dass ich immer noch in meinem Zeitplan war. Das Glück schien heute auf meiner Seite zu stehen.

Kurzerhand beschloss ich  auf dem Weg noch einen kleinen Stopp bei Starbucks zu machen und holte mir einen Frappuccino und einen Muffin. Es war vielleicht etwas ironisch, weil ich selbst in einem Café arbeitete, aber uns war es verboten, dort selbst etwas zu „konsumieren“, selbst wenn wir es bezahlten, also blieb mir nichts anderes übrig, wenn ich noch ein Frühstück haben wollte.

Als ich angekommen war entsorgte ich schnell den Plastikbecher, bevor der Drachen, das Logo der Konkurrenz sehen konnte und verschwand hinten, um meine Schürze umzumachen. Das Gleiche schien Matty gerade auch zu tun, der mir den Rückenzugewandt das Regal nach seiner Schürze durchwühlte.

Ich schlich mich von hinten an und kniff ihn in die Seiten und rief: „Buuh!“ Er sprang vor Schreck hoch und stieß sich an dem Regalbrett über ihm den Kopf. Er rieb sich den Hinterkopf stöhnend aber lachte danach schon wieder. „Na warte! Das kriegst du noch zurück!“, drohte er. Ich streckte ihm die Zunge raus und griff hinter ihm nach meiner Schürze. „oh bevor ich es vergesse. Hier ist dein Pulli. Danke nochmal.“, sagte ich und griff in meine Tasche und reichte ihm ihn. Er steckte ihn ein und wir gingen beide raus und an die Arbeit.

Viele der Gäste kamen regelmäßig, und kannten schon mehrere Generationen der Besitzer, was hieß sie waren auch dementsprechend schon etwas älter. Ich mochte besonders eine alte Dame, die jeden Tag um 2 hierher kam und ihren Tee und ein Stück Erdbeerkuchen bestellte, nachdem sie mit ihrem Pudel spazieren gegangen war. Ich beobachtete sie schon eine Weile, sie war immer herausgeputzt und in geblümten Röcken und parfümiert, als würde sie auf jemanden warten, doch sie blieb immer allein.

Überrascht, dass sie heute schon so früh hier war ging ich mit einem Lächeln zu ihr herüber und begrüßte sie. „Guten Morgen, Mrs Taylor. Sie sind heute aber früh dran. Darf ich ihnen das übliche bringen?“ Sie sah von ihrem Buch auf und lächelte, als sie mich sah. „Guten morgen, Kindchen. Nein, mir ist es noch zu früh für Kuchen, bitte nur einen Tee. Wenn du wieder da bist, setz dich etwas zu mir, ich hab doch sonst niemanden zum reden.“ Ich lächelte. „Gerne, aber ich glaube, meine Chefin wäre darüber nicht sonderlich erfreut.“ Sie grinste mir verschwörerisch zu und flüsterte:„Mach dir mal darüber keine Sorgen. Mit der werde ich auch noch auf meine alten Tage fertig.“ Schmunzelnd ging ich zurück in die Küche und kam wenige Augenblicke später mit einer heissen Tasse Tee zurück und setzte mich zu ihr an den Platz auf den sie mit ihrer knochigen Hand klopfte.

„Hach, du erinnerst mich sehr an mich, früher als ich in deinem Alter war. Du hast die gleichen leuchtenden Augen. Weißt du, als ich 19 war, da war ich unsterblich verliebt. Er hieß Edward und war schon 7 Jahre älter. Wir haben uns immer heimlich getroffen, weil meine Eltern uns nicht gerne zusammen gesehen haben und mir es nie erlaubt hätten, ihn zu heiraten. Er war meine große Liebe.  Doch unsere Beziehung hatte keine Zukunft und als er 30 wurde heiratete er eine andere. Er schrieb mir einen Abschiedsbrief, indem er mir sagte, ich würde für immer seine große Liebe bleiben. Das war das letzte mal dass ich von ihm gehört habe.“

Sie hatte während sie erzählte meine Hand in ihrer gehalten und verträumt aus dem Fenster gesehen. Mit meiner Frage schien ich sie wieder zurück in die Gegenwart zu holen. „Wow. Das hört sich unglaublich romantisch an. Aber wie kann es denn die große Liebe gewesen sein, wenn er sich für eine andere entschieden hat?“ , „Mein Kind, wahre Liebe ist selbstlos. Er hat sich gegen mich entschieden, weil es das beste für mich war, auch wenn er damit unglücklich war, er wollte nicht, dass ich meine Familie verlor und somit entschied er sich gegen uns und für mich.“ Sie hatte Tränen in den Augen  und sah auf einen Umschlag, der vor ihr auf dem Tisch lag. „Und stell dir vor was heute passiert ist. Ich habe den hier in meinem Briefkasten gefunden, ich weiß nicht wie er überhaupt meine Adresse herausgefunden hat.“

Mit einem Lächeln schob sie mir auffordernd den Brief herüber und ich hob ihn vorsichtig auf und begann zu lesen:

London Miracles - Verwirkliche deinen Traum ( a One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt