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Ihr wolltet eine Fortsetzung, hier habt ihr eine Fortsetzung. Achtung: ich kann nicht songtexten.

***
Seelenspiegel


Alea zitterte am ganzen Körper. Kalter Schweiß überzog seine Haut, sein Atem ging hastig. Doch seine Augen waren geschlossen. Hinter den Lidern zuckte es merkwürdig, als würde er sich im Traum angsterfüllt umsehen. Er warf sich erneut herum, keuchte und kämpfte gegen irgendetwas, was nur er sah. Lasterbalk, der Bandleader, der am anderen Ende des Raumes ein Bett bezogen hatte und davon wach geworden war, rief ihn nun leise. Mehrmals wiederholte er den Namen des Sängers, dann gab er es auf, stand auf und trottete zu dem völlig panischen Mann. Kurz rüttelte er ihn an den Schultern, doch erneut war es hoffnungslos. Erst, als er ihm eine Ohrfeige verpasste, die nicht gerade sanft war, schlug der Schlafende die Augen auf.
„Alles klar?", fragte der Größere besorgt und beugte sich etwas zu seinem Schützling hinunter. Für einen Moment verwirrt starrte Alea nur in das Gesicht seines unsanften Weckers, dann drehte er ihm den Rücken zu und studierte die weiße, kahle Wand des Zimmers. Als er realisierte, dass er immer noch eine Antwort schuldig war, brachte er völlig durcheinander ein leises „Hmmm" hinaus. Nur langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder.
„Willst du mir erzählen, was passiert ist?", wollte Lasterbalk wissen, ganz in der Rolle des Vaters der Spielmänner. Stumm schüttelte der Andere den Kopf, dann richtete er sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Tapsig und etwas unsicher auf den Beinen machte er einige Schritte in Richtung Ausgang.
„Sicher?", ertönte es erneut von dem Besorgten. Der Rotschopf nickte und tastete sich in der Dunkelheit voran bis er den Griff der Tür erreicht hatte. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum. Der Lästerliche ließ ihn gehen.

Die Flure des Hotels waren hell erleuchtet, weshalb der Sänger erst einmal die Augen zusammenkniff, um sie vor der plötzlichen Helligkeit zu schützen. Der Teppichboden des Ganges fühlte sich rau unter seinen nackten Füßen an. Probeweise zog er die Zehen an, testete, wie weich es war. Es fühlte sich abgelaufen an. Als wären schon viele Menschen darüber gegangen auf der Suche nach ihrem Bett. Als das Licht nicht mehr schmerzte, setzte er sich in Bewegung. Er wusste genau, wohin er gehen wollte. Er kannte die Zimmernummer. 382 lautete sie. Beinahe eilig brachte er seinen Weg hinter sich. Zu real hatte sich der Traum angefühlt. Zu echt waren seine Schreie gewesen.

Der Zugang zu der Schlafstätte des Gesuchten war nur angelehnt. Ein Flaschendeckel steckte zwischen dem Holz und dem Rahmen, damit sie nicht zuging. Er kam nicht umhin zu schmunzeln. Hatte er ihn schon erwartet? Hatte er geahnt, dass er trotz ihrer Vereinbarung, in Anwesenheit der Band sich zurückzuhalten, die Liebe wieder stärker war als Versprechen? Er fühlte sich wie magisch angezogen zu dem Raum, in dem der Andere wohl schlief. Vorsichtig schob er die Tür weiter auf, damit er durch den schmalen Spalt, der nun entstanden war, leise hineinschlüpfen konnte. Er lehnte sie nach vollbrachter Tat wieder an und sah ziellos in die Dunkelheit, damit sich seine Sicht wieder umgewöhnen konnte. Es dauerte nicht allzu lange. Die Vorhänge hatten die beiden Bewohner des Zimmers offengelassen, das schwache Licht einer entfernten Straßenlaterne erleuchtete den Weg für den Ruhelosen. Er stieg langsam und lautlos, darauf bedacht, niemanden zu wecken, über die zwei Koffer, die achtlos am Boden lagen bis hin zu dem gesuchten Bett. Er erkannte die Silhouette seines Geliebten sofort. Die leicht in alle Richtungen abstehenden Haare, deren Rotton durch die gleichfarbige Ziffernanzeige der Uhr auf dem Nachttisch verstärkt wurde. Die Zahlen standen auf 4:26. Das friedlich wirkende Gesicht war ihm zugewandt, die Augen in vollkommener Ruhe geschlossen, die Gesichtszüge waren entspannt. Er lächelte bei dem Anblick. Es ging ihm gut. Alles war in Ordnung. Behutsam ging er vor ihm in die Knie und nahm sich die Zeit, ihn zu betrachten. Auf diesem Weg fand er die Ruhe, die er benötigte. Allmählich verflogen die schrecklichen Bilder aus seinem Gehirn, das vertraute Antlitz verscheuchte alle schlechten Gedanken. Seine Welt würde sich wieder zusammenfügen, nur weil er ihn ansah. Die Gelassenheit seines Geliebten übertrug sich auf ihn und endlich fand er die Entspannung, die er gesucht hatte.

"Lass es uns einfach probieren"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt