Dunkle Vermutungen

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Ich kletterte von Mel's Körper hinunter. Aria lief auf sie zu und umarmte sie stürmisch. Joel sah sie erst erleichtert an und schaute dann zu mir. Ich fühlte mich plötzlich total ausgelaugt und musste damit kämpfen, meine Augen offen zu halten. Mel richtete sich auf, so gut es unter dem Gewicht von Aria möglich war. Nachdem sich Mel aufgesetzt hatte, drückte Joel sie und ließ sie gefühlte Minuten später erst wieder los. Mel schien sich in seiner Umarmung sehr wohl zu fühlen, denn sie schloss einen Moment ihre Augen. Meine Tränen waren versiegt, aber mir wurde von diesem Anblick schlecht. Hatte ich mich zwischen sie gedrenkt? Lieben sie sich?  Ich ließ meinen Kopf sinken und hob ihn erst wieder, als ich mir sicher war, meinen ersten und einzigen Freunden, wieder in die Augen sehen zu können. Ich würde mich in Zukunft von Joel zurückziehen, jedenfalls wenn es um Liebe ging, das versprach ich mir, für Mel. Doch es sollte ganz anders kommen. Mel stand auf, sakte aber wieder zusammen. Aria nahm sie in die Arme und trug sie mit sich. Joel und ich gingen hinter ihnen her. Joel's Augen waren immer noch voller Sorge und ich muss gestehen, es drehte sich mir der Magen um, warum hatten mir die beiden nur nichts voneinander gesagt...? Und warum hatte sich Joel mir so genähert, wenn er doch eine andere liebte? Ich wurde durch ein warmes Gefühl in meiner Hand aus meinen Gedanken gerufen. Es war Joel, der seine Hand in meine gelegt hatte. Zaghaft erwiederte ich den leichten Druck. Aber mir wurde wieder bewusst, was ich mir vor ein paar Sekunen noch versprochen hatte und löste deshalb unsere Hände voneinander. Zwar tat ich es sanft, aber Joel bemerkte es und bemerkte, dass ich etwas auf meinem Herzen hatte. ,,Was hast du? Habe ich etwas Falsches getan?" Joel blieb stehen und ich deshalb auch. Ich dachte erst nach bevor ich antwortete, wofür ich mich in diesem Moment liebte, sonst brabbelte ich einfach drauf los. ,,Du liebst Mel." sagte ich ganz sachlich und ging weiter. Nach kurzem Zögern kam Joel mir nach, wieder auf Augenhöhe, sagte er :,,Du hast Recht..." und bei diesen Worten zersprang mein Herz, ich hatte es zwar gewusst, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, ich hätte es mir ja auch nur einbilden können. ,,aber..." sagte er noch und Ich blieb stehen, während er es auch tat. ,, Ich liebe sie nicht so wie dich." Na toll. Was kam jetzt? Was sollte denn jetzt wieder das bedeuten? ,,Ich verstehe schon, ihr kennt euch schon lange, es ist nur selbstverständlich, dass ihr euch liebt." Mir liefen die Tränen über meine Wangen und ich drehte mich weg, damit er sie nicht sah. Gerade in dem Moment, indem er meine Hand nehmen wollte um mich wieder in seine Arme zu ziehen, lief ich fort, schneller in Richtung Internat, als er es hätte tun können. Aria war mit Mel schon längst nicht mehr vor uns gewesen und so lief ich und lief, bis ich an der Schule war, doch ich brauchte einen Ort, wo ich alleine sein konnte, also lief ich zu der Seite des Internates und sank an der Mauer nieder und begann zu weinen. Ich weinte, obwohl ich ihn doch nur so kurze Zeit kannte, war er mir so nah gekommen. Ich hatte ihn lieb gewonnen. Das musste ich mir einfach eingestehen. Wieso? Was hatte ich falsch gemacht, dass ich das Gefühl hatte von jedem verarscht zu werden? Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder beruhigt und war glücklich darüber, dass ich ein paar Taschentücher in meiner Hosentasche hatte. Als ich fertig mit Schniefen und Heule war, lehnte ich mich an die kühle Schulmauer und schaute eine Zeit lang in den Wald, der sich vor mir erstreckte. Ich holte ein paar mal tief Luft. Es machte sich in mir wieder dieses ausgelaugte Gefühl breit und ich wäre gerne kurz in ein kleines Schläfchen gefallen, aber mir fiehl wieder die Schule ein. Ab heute würde ich hier zur Schule gehen und gleichzeitig wohnen. Ob ich das jetzt noch wollte, nachdem das mit Joel und Mel kein Gehemnis mehr war, war eine ganze andere Sache. Ich rappelte mich hoch. Ich hatte schon so viele Tiefpunkte in meinem Leben gehabt, dann würde ich jetzt wohl auch noch damit fertig werden. Ich wollte gerade wieder Richtung Internatseingang gehen, als sich vor mir Joel matrialisierte. Komischer Weise erschrak ich nicht, wahrscheinlich war ich mit meinen Nerven einfach zu sehr am Ende. Ich schaute ihn nicht an, sondern ging einfach an ihm vorbei, aber das ließ er nicht zu. Er hielt mich an meinem Arm fest und ich zuckte innerlich durch diese Brührung zusammen, sie war sanft und trotzdem stark. Ich konnte nicht mehr, was wollte er jetzt nun schon wieder von mir. ,,Hey Süße" sagte er überheblich zu mir, naja ich hatte ihm meinen Rücken zu gewandt, sodass ich mir nicht sicher sein konnte. Ich spürte allerdings, dass sich in mir eine Wut ausbreitete, die sich wahrscheinlich hauptsächlich gegen mich richtete. Grob zerrte ich meinen Arm aus seiner Hand und drehte mich sauer um. ,,Lass mich in Ruhe!" zischte ich ihn wütend an. Einen Augenblick wagte ich es ihm in seine Augen zu schauen, diese wunderschönen Augen, die mich komplett überracht ansahen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. ,,Ich will nie wieder etwas mit dir zu tun haben!", nach diesen Worten brach ein gewaltiger Blitz zwischen uns ein und hinterließ eine kleine verkohlte Stelle. Ich war nicht überrascht, im Gegenteil ich schlussfolgerte sogar, dass ich das getan hatte. Um es nochmal genau zu wissen, konzentrierte ich mich auf diese schwarze Stelle, zwischen dem Jungen den ich liebte und mir. Ich stellte mir vor wie sich dort ein Feuer ausbreitete und in die Höhe wuchs. Und tatsächlich, als ich die Augen öffnete war vor mir ein riesiges Feuer und ich fühlte mich seltsam geborgen und viel mehr zuhause als irgendwo, wo ich sonst schon mal war. Mit dieser , von mir richtig gut gelungenen, Vorstellung, drehte ich mich um und ging Richtung Internatseingang. Aus den Augenwinkeln sah ich wie ich es im Weggehen schaffte, das Feuer langsam zu löschen.

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