9. Kapitel - Zeit die Dinge genauer zu betrachten

93 9 0
                                    


Kapitel 9:

Zeit die Dinge genauer zu betrachten, die im Fahrtwind von Euphorie, Adrenalin und Zweifel einfach zu schnell verflogen sind

„Nur noch ein Talent, dann sind wir fertig und die Blinds sind schon wieder abgedreht", warf Samu in die Runde der Coaches.

Stefanie horchte erstaunt auf. Ein langer Studiotag lag hinter den fünf, allerdings war die Zeit so schnell verflogen, dass sie nicht damit gerechnet hatte schon fertig zu sein. An diesem Tag war sie in guter Stimmung, daher hätten noch ruhig ein paar Talente mehr auftreten können.

„Krass. Es fühlt sich an, als hätten wir gerade erst angefangen", kommentierte sie die Situation.

„Ich bin froh, wenn der Stress vorbei ist", entgegnete Michi.

Da konnten die anderen nicht wirklich etwas dagegen sagen. Denn natürlich waren die Aufzeichnungen der Blind Auditions kein Zuckerschlecken und jeder der Coaches kam nach einiger Zeit an seine Grenzen. Immer wieder neue Talente mit neuen Songs, immer wieder die Frage, ob die Stimme ausreichend Qualität aufweist, um eine Runde weiter zu kommen. Immer wieder die Erkenntnis, dass die Ohren allein bei dieser Entscheidung nicht weiterhelfen können.

„Und diese Klamotten kann ich auch nicht mehr sehen!", warf Smudo ein.

Bei dieser Aussage musste Steff schmunzeln. Schließlich empfand sie ganz genauso. Es war ein komisches Gefühl jeden Tag auf das Neue in die identischen Kleider zu steigen. Obwohl diese täglich gewaschen und auch zwischendurch erfrischt wurden, war es seltsam.

Zum Glück hatte sie auf den weisen Ratschlag der Stylistin gehört und sich in nichts Unangenehmes gezwängt, sondern genau die Kleidung gewählt, welche sie am meisten ansprach. Ob dieses Outfit dann auch den Fernsehzuschauern gefiel wurde natürlich im Augenwinkel behalten, war aber zweitrangig.

„Ich weiß nicht so recht. Es war gerade so lustig und jetzt ist erst einmal Pause, bis wir schließlich unsere Teams zu Battles zusammenstellen müssen", überlegte die Sängerin dann laut.

Innerhalb dieser wenigen Tage hatte sie sich schon wieder so daran gewöhnt die Musik anderer zu bewerten und mit ihren Kollegen zusammenzuarbeiten, dass sie das nicht missen wollte. Schließlich waren all diese Menschen, die hier mit ihr gemeinsam arbeiteten so etwas wie eine zweite Familie.

Denn obwohl die letzte Staffel eine Weile zurücklag, hatte Stefanie sich sofort wieder heimisch gefühlt. Samu, der neckende Chaot. Smudo, der herzliche Spaßvogel. Michi, der lustige Entertainer. Und dazu noch Andreas, der Neue, der sich sofort super eingegliedert hatte. Sie alle waren so sympathisch, dass sich die Zeit im Studio nicht wie Arbeit anfühlte.

Allerdings fühlte sich ihr komplettes Leben nicht so an. Die „Arbeit" in der Band bedeutete sich von Gefühlen leiten zu lassen und dadurch Texte zu schreiben, Melodien zu kreieren und Menschen mit dieser Musik zu berühren, sie an den Gefühlen teil haben zu lassen. Auch wenn sie damit ihr Geld verdienten, würde die Sängerin niemals behaupten, dass sie arbeitete. Sie ging ihrem Hobby nach, das war es.

„Leute, die Lampe leuchtet, es geht los!", sagte Andreas.

Auf Kommando verstummten alle Geräusche. Die Schwarzhaarige strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann atmete sie tief durch. Noch ein letztes Mal die Ohren weit aufspannen und gespannt lauschen, das war nun ihre Aufgabe.

Theoretisch war noch ein Platz frei in ihrem Team. Würde das Talent sie überzeugen? Würde das gesungene Lied in ihr angestrebtes Repertoire passen? In wenigen Sekunden würden sich diese Fragen beantworten. Und in weniger als zwei Minuten war es dann auch schon wieder vorbei.

Alles auf Anfang (The Voice of Germany Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt