13. Kapitel - Auch wenn man heute einiges anders sagen oder denken würde...

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Kapitel 13:
Auch wenn man heute einiges anders sagen oder denken würde, so passen die Bilder von damals eben in den Rahmen der Zeit

Rückblick: Während der Blind Auditions

Drei Jahre sind vergangen, seitdem ich zum ersten Mal bei dieser Show mitgemacht hatte. Drei Jahre, in denen ich so oft wie möglich an meiner Stimme gearbeitet hatte. Jede Minute meiner Freizeit hatte ich in die Musik investiert. Vieles hatte ich dabei hinten anstellen müssen: Arbeit, Freunde und Familie oder auch sportliche Aktivitäten. Aber trotzdem hatte ich es geschafft mich nicht gänzlich abzukoppeln.

Ich war immer wieder mal hier und da erschienen. Hatte mich zu wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen blicken lassen. Und trotzdem hatte jeder Besuch einen Bezug zur Musik gefunden.
Ob es nun die Hochzeit einer alten Schulfreundin war oder die Taufe der Tochter eines Arbeitskollegen, immer hatte ich den Moment genutzt und angeboten zu singen. In den meisten Fällen – falls nicht schon ein professioneller Sänger engagiert worden war – wurde dieses Angebot dankend angenommen.

Darum hatte ich mich auch bereit gefühlt zurückzukehren. Ehrlich gesagt hätte ich mich nicht groß gewundert, wenn ich nicht in die Blind Auditions gekommen wäre. Denn im Gegensatz zu der Staffel vor drei Jahren war das Niveau um ein Vielfaches gestiegen.

Ich wollte nicht überheblich klingen, aber es war nicht gelogen, wenn ich von mir behauptete, dass ich eine sehr gute Sängerin war. Meine Technik war gut, nicht ausgezeichnet, aber immerhin sollte zu hören sein, dass ich intensiven Gesangsunterricht genommen hatte.

Und doch hätten die Scoutings schon das erste unbezwingbare Hindernis sein können, eine weitere Mauer auf dem Pfad zu meinem Erfolg. Aber ich hatte Glück gehabt. Sie hatten mich genommen, hatten mir die Chance gegeben nicht nur vor einer kleinen Kamera, sondern vor der prominenten Jury mein Können zu zeigen.

Nun war der Moment gekommen. Meine Chance auf mein so lang erträumtes Ziel: Die Anerkennung der Coaches. Entgegen anderer Kandidaten war es nicht mein erklärtes Ziel hier zu gewinnen. Denn das hatte weiß Gott nicht nur mit Können zu tun. Da spielten auch viel Glück, Sympathie und zu meinem Gunsten getroffene Entscheidungen eine wichtige Rolle. Und das konnte man niemals vorhersehen.

Nein, ich war gekommen, um mir selbst zu beweisen, dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte, dass es einen Sinn gehabt hatte so viel Zeit in die Musik zu investieren und dass diese investierte Zeit gewürdigt wurde. Ich wollte mich einzig und allein der kritischen Meinung der Coaches stellen. Denn diese fünf Prominenten waren derzeit das Maß aller Dinge für mich.

„Noch zehn Minuten!", verkündete mir eine Mitarbeiterin. Ich atmete tief durch.

Damals, vor drei Jahren, war es ganz ähnlich abgelaufen. Überall waren Menschen hin und her gewuselt. Es hatte wie ein heilloses Chaos gewirkt und doch schien jeder seine Aufgabe zu haben. Kaum einer hatte mich beachtet, die schüchterne junge Frau, welche vor Aufregung ihre zitternden Hände kaum unter Kontrolle bekommen hatte.

Ich war damals ein komplett anderer Mensch gewesen. Unsicher. Zurückhaltend. Nicht von mir überzeugt. Das hatte sich jetzt geändert. Die Zeit hatte mich stärker gemacht, hatte mir mehr Kraft gegeben. So konnte ich dieser Aufgabe jetzt ganz zuversichtlich gegenübertreten. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren. Ich konnte nur neue Erfahrungen gewinnen und mich weiterentwickeln.

Freudig erwartete ich, dass es endlich losging. Bald würde ich mein Können beweisen können. Bald würde ich da vorne auf dieser Bühne stehen und hoffentlich die Augen der Zuschauer zum Leuchten bringen. Bald würde ich die neuen Coaches einmal wahrhaftig vor mir sehen und nicht nur durch den Fernsehbildschirm.

Alles auf Anfang (The Voice of Germany Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt