Alles auf Anfang (The Voice of Germany Fanfiction)

2. Kapitel - Eine Dekade im Zeitraffer...

2. Kapitel
- Eine Dekade im Zeitraffer, sind wir doch gerade erst mit unserem krächzenden Bus in Bautzen losgefahren

Die Sonne schien hell durch das kleine Fenster. Ein wunderschöner Tag war angebrochen. Und doch waren nur wenige Menschen zu sehen. Genauer gesagt konnte man durch das Fenster nur zwei junge Männer erblicken, welche entspannt auf einer Bank saßen und in die Ferne blickten. Kein Wort wird gesprochen. Die Stille war überwältigend.

Auch in dem kleinen Zimmer, zu welchem das Fenster gehörte, befanden sich zwei Personen. Die Sonne schien warm auf deren Gesichter, jedoch schienen sie das nicht wirklich wahrzunehmen. Beide waren sie in Gedanken versunken. Jeder der beiden dachte zurück, ließ die Erinnerungen der letzten Jahre Revue passieren.

Sie hatten sich an diesen Ort zurückgezogen, um wieder zurückzufinden. Hier, weit entfernt von der Zivilisation, konnten sie sich ungestört wieder auf das besinnen, was ihr Leben bestimmte: auf die Musik. Fast niemand wusste, dass sie hier waren und die wenigen, die über die Ankunft der vier Bescheid wussten, behandelten sie wie normale Urlaubsgäste. Es war genauso wie sie es sich vorgestellt hatten.

 „Die Zeit ist so schnell an uns vorbeigeflogen. Jetzt sind es schon ganze zehn Jahre Bandgeschichte auf die wir gemeinsam mit den Fans zurückblicken können. Ich kann das kaum glauben. Ein ganzes Jahrzehnt haben wir nun schon der Musik gewidmet.“, überlegte die junge Frau, die in den Armen ihres Freundes lag, laut. Nachdenklich blickte sie sich um.

Die Umgebung ähnelte der, die sie gewohnt war kein bisschen. Alles war fremd, so neu. Und doch fühlte sie sich geborgen, verstanden. Hier konnte sie endlich zurückblicken, ohne nach vorne getrieben zu werden. An diesem besinnlichen Ort kam niemand auf sie zu und drängte sie weitere Interviews zu geben oder Insiderfakten zu verraten, solange keine neuen Lieder veröffentlicht wurden.

„Es ist so viel Zeit vergangen, Jahre sind an uns vorbeigegangen, ohne dass wir uns jemals umgedreht haben. Wir wollten nur weitergehen, nie stehen bleiben und dem Erfolg näher kommen. Und was machen wir jetzt? Haben wir nicht alles was wir wollten? Haben wir nicht alles erreicht?“, überlegte sie weiter und schaute abwesend aus dem Fenster. Schwere Gedanken schienen sie zu quälen. Sie wusste nicht ob es richtig war.

„Bist du glücklich?“, fragte Thomas sie geradeheraus.  Er hatte sie beobachtet, jede einzelne ihrer Bewegungen verfolgt und festgestellt, dass sie die entspannte Zweisamkeit nicht genießen konnte. Etwas bewegte ihr Herz, doch er schaffte es nicht herauszufinden was es war.

Die Sängerin ist verwirrt. Gerade hatte sie noch von der Band und deren Erlebten gesprochen und dann bekam sie eine solche Frage gestellt. Auffordernd blickte der Braunhaarige ihr entgegen, wartete auf eine Antwort ihrerseits. Was ging wohl gerade in ihm vor? Sie fragte sich, ob er ihr überhaupt zugehört hatte.

Unverwandt beobachtete er sie. Mit forschem Blick versuchte er zu erahnen, was sie dachte. Doch war das nicht möglich, da sie selbst keine Antwort auf seine Frage hatte. War sie wirklich glücklich? War sie zufrieden mit dem, was sie erreicht hatte? So sicher war sie sich da nicht. Vieles war im Laufe der Jahre geschehen. Viele ihrer innersten Träume hatten sich erfüllt, waren tatsächlich war geworden.

Aber konnte sie deshalb von sich behaupten, dass sie vollends glücklich war? Gab es nicht immer etwas, was man verbessern konnte, ein kleines Makel, welches den Traum vom perfekten Leben mit einem Schlag zerstörte und die Seifenblasen platzen ließ? Eine Kleinigkeit reichte aus, um alles kaputtzumachen und die schönen Träumen in Albträume zu verwandeln.

Es gab so viele Dinge, die die Sängerin noch erleben wollte, so viele Ziele, die noch vor ihr lagen. Sie hatte diese aufgehoben und in ihrem Herzen eine Liste erstellt, die noch abgearbeitet werden musste. Es war ihre Hauptaufgabe darauf zu achten, dass sie nicht vergessen und irgendwann erfüllt wurden. Die Nachdenkliche wollte an ihrem Lebensende nicht bereuen müssen, nicht alles ausprobiert zu haben.