Einmal mit Profis 63

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Marcos Sicht

Nach dem Amelie aus meinem Auto ausgestiegen war und mein Rufen ohne Reaktion blieb, sah ich ihr noch lange nach und ließ mich dann wieder müde und traurig in meinen Sitz fallen. Es war so schwer mit ihr und das Projekt war gescheitert. Ich musste es mir endgültig selbst eingestehen. Es hatte keinen Wert und es würde sich niemals ändern oder bessern. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Was ein bescheuertes Sprichwort! Ich wollte Amelie um jeden Preis der Welt und es schien, als könnte ich diese Ware nur mit meinem Leben bezahlen. Zumindest mit meinem Verstand, denn diesen verlor ich allmählich wirklich durch sie. Mein Magen knurrte so stark, dass es schon schmerzte. Ein Schluck von dem kalten Kaffee gab auch keine Linderung und es half wirklich erst, das Brötchen. Obwohl mein Hunger meilenweit entfernt war, mein Magen hatte offensichtlich einen anderen Kopf. Als ich gegessen hatte, fuhr ich von dem Parkplatz runter und fuhr einen Umweg zu mir nach Hause, der fast 2 Stunden dauerte. Zu Hause endlich angekommen, ging ich ausgiebig lang duschen und verzog mich dann in mein Bett.

Mit starrem Blick zur Decke, lag ich bis weit über Mittag da. Natürlich dachte ich über Amelie nach. Wie hätte es auch anders sein können? Ich musste sie mir aus dem Kopf schlagen und doch ging ich Möglichkeiten durch um sie wieder zurück zu erobern. Irgendwie musste es doch einen Weg geben? Als ich genug Szenarien durchgespielt hatte, schob ich all den Mist wieder zur Seite und stellte nüchtern fest, der Zug war abgefahren. Ich würde sie nicht mehr zurückbekommen und könnte uns beiden viel Leid ersparen, wenn ich sie in Ruhe ließe. Irgendwann schlief ich ein und wachte nur wenige Stunden später mit einem Brummschädel wieder auf. Vor den Fenstern war es bereits dunkel und ich sah auf den Wecker neben mir. Es war noch nicht wirklich spät und die Sonne musste gerade eben erst untergegangen sein. Ich rieb mir durch das Gesicht, um irgendwie etwas an Klarheit zu kommen und richtete mich dann auf. Eigentlich war ich kein Mensch, der sinnlos Medikamente nahm, doch die Kopfschmerzen würde ich nur so loswerden. Ich schleppte mich ins Badezimmer und stand vor dem Spiegel, doch was ich sah, gefiel mir überhaupt nicht. Denn meine Augen waren tief rot gerändert und man konnte deutlich die dunklen Schatten erkennen. Ich suchte natürlich direkt nach einem Schuldigen, wobei mir nur Amelie einfiel. Es war nicht gerecht ihr die Schuld zu geben, wie auch, ich hätte auch einfach nicht über sie nachdenken brauchen. Doch das war einfacher gesagt als getan und schon war sie wieder allgegenwärtig. Ich machte den Wasserhahn an, hielt meine Hände unter den Strahl und rieb mir das eiskalte Wasser durchs Gesicht. Dann erst öffnete ich den Apothekerschrank und holte mir Kopfschmerztabletten hervor, anders würde ich diesen Schmerz nicht mehr ertragen können. Als ich damit fertig war, schlich ich weiter bis in die Küche um mir noch etwas zu trinken zu holen. In meinem Kühlschrank gab es nur noch Wasser oder Saft und irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde das nicht ausreichen. Angestrengt überlegte ich mir, ob ich nicht doch noch irgendetwas in meiner Hausbar finden würde. Also trat ich den nächsten Schritt an und ging dorthin. Nachdem ich das letzte Mal schon die Flasche Whisky leer gemacht hatte, war da nicht mehr so viel zu finden, bis auf eine Flasche Wein und Wodka. Ein gezielter Griff und nochmal zurück in die Küche, um ein Glas und den Orangensaft mit ins Schlafzimmer zu nehmen. Das große Wasserglas war schnell mit einer starken Mischung gefüllt und ebenso wieder geleert. Als ich mich nach der Dröhnung zurück lehnte, merkte ich direkt wie der Alkohol sich einen Weg durch meinen Körper bahnte. Umständlich füllte ich mir ein weiteres Glas, um mich damit und meinem Handy zusammen, wieder in die Kissen zurück zu legen. Ich nippte nur noch an meinem Getränk und rief dann die Kontakte in meinem Telefon auf. Der Alkohol kribbelte in meiner Nase und ließ mich auch leicht schütteln, trotzdem nahm ich einen weiteren Schluck und sah auf Janas Nummer. Ich dachte an das letzte Gespräch mit ihr. Über die Sache mit der Liebe und das sie glaubte, es hätte mich schwer erwischt. Ja sie hatte recht, aber sie konnte auch nicht in die Zukunft sehen und somit den Ausgang der Geschichte. Ich scrollte weiter durch meine Kontakte und landete bei der Nummer von Viviana. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, dass ich überhaupt ihre Nummer abgespeichert hatte. Kurzerhand rief ich sie an. Es ging eine kleine Ewigkeit bis sie sich endlich meldete. Umso erfreuter war ich, als sie zusagte. Ich gab ihr die Adresse und eine Stunde später war sie bei mir. Hätte ich die Flasche Wodka nicht bis zu ihrem Eintreffen platt gemacht, hätte sie ihren Job machen können. So gab sie sich wirklich Mühe, doch schlief ich ein und wachte erst auf als mein Wecker klingelte. Natürlich bereute ich das saufen und erst eine eiskalte dusche brachte mich wieder zurück ins Leben. Vorsichtig weckte ich Viviana und schmunzelte in Anbetracht dessen, dass ich es wieder mal einer Frau erlaubte zu übernachten. Der Unterschied lag darin, ich bezahlte dafür. Nach kurzem Rütteln an ihrer Schulter, schlug sie auch endlich ihre Augen auf und ich sagte "ich muss los zum Training"-"wie viel Uhr haben wir denn?" sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und blinzelte umher. "Es ist gleich 9"-"wow ... so gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen" Viviana reckte sich in alle Richtungen und fing an zu gähnen. Ich musste mich fertigmachen, weswegen ich noch schnell an meinen Schrank ging, um mir einen Hoody rauszuholen. "Wenn du mir nicht die Bude leer räumst, kannst du dich in Ruhe fertig machen" schlug ich ihr vor. Ich hörte nur ein leises Kichern vom Bett "nee Reus, keine Sorge man. Hatte ich nicht vor. Zumal du Jana kennst und ich gerne solche lukrative Geschäfte mache wie mit dir" ich wusste genau auf was sie anspielte. "Wenn du willst, zeig ich dir heute Abend wie lukrativ es sein kann. Wenn du Zeit hast, komm nochmal vorbei aber diesmal wird anständig für Geld gearbeitet" lachte ich frech, schulterte meine Tasche und zwinkerte ihr zu. "Zieh die Türe ordentlich zu wenn du gehst" gab ich noch als Anweisung und war auf dem Weg zum Training.

Viviana stand wirklich am Abend bei mir vor der Türe und diesmal ließ ich sie ernsthaft für Geld arbeiten. Am nächsten Morgen war sie schon vor mir wach und ging mit mir zusammen aus dem Haus. Auch die nächsten drei Nächte war sie bei mir, dann musste sie leider zu einem anderen Kunden. Irgendwie war es ziemlich seltsam, sie plötzlich nicht mehr neben mir liegen zu haben, nachdem ich sie bei mir schon 5 Nächte verbringen lassen hatte. Dabei war sie nur ein sehr schlechter Ersatz für Amelie. Sie erfüllte mir zwar jeden Wunsch aber es war einfach nicht dasselbe und den Alkoholkonsum erhöhte sich auch immer weiter. Es verging kein Abend ohne eine Flasche Wein bevor ich Viviana ran ließ. Eigentlich verdiente sie ganz gut für den wenigen Sex, weil ich im entscheidenden Moment zurück zog wenn ich noch zu nüchtern war. Grundsätzlich war sie einfach nur da, damit ich nicht alleine war und so nahm ich sie auch mit auf eine Party bei Marcel, der sie auch gleich erkannte und etwas verwirrt zu mir kam "sag mal, gehört die nicht zu Janas Mädchen? Du kannst doch nicht mit einer Nutte hier auftauchen?" Ich zuckte nur mit der Schulter und sah ihn gelangweilt an "sie ist Profi und sonst hast du doch auch nichts gegen?"-"meine Eltern sind da!" entsetzt sah er mich an, dann leicht sauer und ging zu seiner Alex. Ich wusste nicht was sein Problem war? Er hatte doch seine Traumfrau an seiner Seite! Ich hatte sie und konnte sie nicht festhalten und mit Viviana hatte ich mir wenigstens einen berechenbaren Ersatz in die Bude geholt.

Auch die zweite Woche ohne Amelie ging einfach so an mir vorbei. Nach dem Spiel wollte ich nur noch nach Hause obwohl wir gewonnen hatten. Keine Lust auf die Party oder mit ein paar von der Mannschaft was essen gehen. Stattdessen lag ich gelangweilt auf meinem Sofa und versuchte meine Knochen zu entspannen, die durch diese Tortur der letzten zwei Wochen doch ganz schön gelitten hatten. Es war ja nicht nur der Alkohol sondern natürlich auch das Training, zu dem ich regelmäßig erschien und trotz allem 100 % Leistung abrief. Eigentlich hätte ich auf ein bisschen Spaß gehofft, aber Viviana war anderweitig beschäftigt. Also zappte ich mich durch das eintönige Fernsehprogramm und mir wäre fast die Fernbedienung aus der Hand gefallen als es klingelte. Zu meiner großen Verwunderung stand Jana vor der Türe und sah mich mit einem weniger glücklichen Gesichtsausdruck an. Kaum ließ ich sie in meine Wohnung, setzte sie sich wie selbstverständlich auf mein Sofa. Sie überschlug ihre langen Beine und machte es sich bequem "ich suche Viviana seit ein paar Tagen, du weißt nicht zufällig wo sie ist oder?"-"magst du was trinken?" stellte ich ihr die Gegenfrage und sie grinste. "Nein danke. Wir brauchen nicht lange Drumherum reden. Ich mag nur von dir wissen ob sie meinen Platz bei dir eingenommen hat" ich nickte unmerklich und ging in die Küche um wenigstens mir etwas zum Trinken holen. "Was ist mit Amelie?" rief Jana durch die Wohnung und es zog mir das Herz zusammen. Mit der Flasche Wasser, die ich mir eben aus dem Kühlschrank geholt hatte, ging ich zu ihr rüber ins Wohnzimmer. "Was soll schon mit Amelie sein? Sie gehört nicht länger zu meinem Leben, hast du das nicht kommen sehen? Du konntest doch auch voraussehen, dass ich mich verliebt hatte. Es wollte einfach nicht funktionieren, vielleicht bin ich doch nicht für eine Beziehung gemacht?"-"du sollst nicht für eine Beziehung gemacht sein? Du hast nur verlernt mit Frauen richtig umzugehen, das ist dein Problem"-"ich habe ihr sogar Paris zu Füßen gelegt" schnaubte ich verächtlich. "Etwas weniger ist oft mehr und verwöhne mir Viviana nicht so" mit den Worten stand sie auf und hielt dann kurz inne "wenn ich es mir genau überlege, wäre es vielleicht besser wenn du dich um Amelie kümmern würdest, statt um Viviana"-"sie will mich bestimmt niemals wieder sehen. Ich habe es nämlich wirklich richtig verbockt" Jana fing laut an zu lachen. "Reus, lass dir einfach etwas einfallen. Etwas, zudem sie niemals nein sagen wird und auch nicht nein sagen kann. Ich wette dir wieder schon das Passende einfallen. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen" mit den Worten ging sie ebenso schnell, wie sie gekommen war und ließ mich grübelnd zurück.

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