Kapitel 10

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8. September 2015

Sonntag. Es ist jetzt 2 Tage her, seitdem meine Mutter.. von uns gegangen ist. Bewegt habe ich mich kaum. Das höchste sind Toilettengang und manchmal Essen holen.

Zumindest habe ich mich umgezogen, nachdem mein Vater mich dazu gebracht hat. Anfangs wollte ich auch nichts essen, aber mein Vater hat mich auch dazu gezwungen, worüber ich auch eigentlich froh bin.

Doch ich wusste, dass es nicht so weitergehen konnte. Ich hatte mich dazu entschieden, morgen wieder in die Schule zu gehen.

Ich weiß, dass es Fragen geben wird, das haben mir bereits meine 359 Nachrichten von Junia auf Whatsapp gezeigt.

"Wieso bist du nicht zurück in die..."

"Wieso antwortest du nicht?"

"Was ist passiert?"

"Kim?" - nur ein paar Beispiele.

Ich habe auf nichts geantwortet, ich habe die Nachrichten nicht mal geöffnet. Ich war nicht bereit dafür. Deshalb konnte ich mich morgen auf was gefasst machen. Aber es musste einfach sein. Es wäre nicht gut mich so zu verstecken.

Gestern hat Noah angerufen. Das erste Mal als das Telefon geklingelt hat, haben sich weder ich noch mein Vater dazu verpflichtet gefühlt abzunehmen.

Beim zweiten Mal auch nicht.

Als es jedoch auch ein drittes Mal geklingelt hat, habe ich mich aufgequält um zu sehen, wer uns jetzt stören musste. Meinem Vater waren drei mal wohl immernoch zu wenig, da ich ihn nicht auf dem Weg zum Telefon sah.

"Hallo? Kim, bist du's?" Hörte ich Noahs Stimme aus dem Hörer.

Ich war froh, dass es nur er war und nicht Junia oder Chris. Er wusste Bescheid, laut meinem Vater. Ich musste ihm nichts erklären. Ich würde nicht alles erzählen müssen.

*Ja, ich bin's.*

"Wie geht's dir Kim?"

Mein Schweigen verstand er wohl als Zeichen dafür wie überflüssig diese Frage war.

Also redete er weiter:"Hm.. das muss ganz schön hart für dich sein.. ich meine.."

Doch da unterbrach ich ihn. *Für mich?! Das ist auch deine Mutter! Lässt dich das eigentlich kalt?!*

"N-Nein natürlich nicht. Aber wenn man von ihrer Krankheit wusste und gesehen hat, wie schlecht sie aussah schon seit sie davon wusste.. dann.. also ich habe damit gerechnet, dass sowas passiert."

Er machte mich rasend.

*WIE DU HAST DAS GEAHNT? WIESO HAST DU DANN NICHTS GETAN UM DAS ZU VERHINDERN?! UND WIESO HAST DU MIR NICHT GESAGT, DASS SIE KRANK WAR? Sie.. hat mir einen Brief geschrieben. In dem meint sie, dass sie es wohl nicht geschafft hätte sich umzubringen, wenn wir davon gewusst hätten und sie abgehalten hätten. WIR HÄTTEN DAS VERHINDERN KÖNNEN! UND DU SAGST NICHTS! AUßERDEM KLINGST DU ALS WÜRDE DAS DICH KALT LASSEN! Du.. NOAH WIR HÄTTEN DAS VERHINDERN KÖNNEN!* mit den Worten legte ich auf.

Mit tränenüberströmten Gesicht ging ich zurück ins Zimmer - ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich geweint hatte.

Im Bett angekommen ignorierte ich das erneute Klingeln des Telefons. Irgendwann erstarb auch das Klingeln und ich schlief ein.

Wieder zurück aus den Erinnerungen an gestern bemerkte ich, dass mein Handy klingelte. Das war komisch - niemand rief mich auf dem Handy an.

Auf dem Display stand eine mir unbekannte Nummer. Nach langem Überlegen, ob ich jetzt dran gehen sollte oder nicht, siegte letztendlich die Neugier. Ich hob ab.

"Kim?" Sagte eine mir bekannte Stimme, doch ich konnte sie nicht einordnen.

*Eh ja?*

"Hier ist Luca."

Jetzt erkannte ich auch seine Stimme. Ich runzelte die Stirn.

*Woher hast du meine Nummer?*

"Ach ich hab da so meine Mittel und Wege." Ich hörte das Grinsen aus seiner Stimme heraus und da musste ich auch lächeln.

Ich hatte 2 Tage nicht mehr gelächelt und dann schaffte er das mit so einem Spruch?

"Ich wollte dich fragen was am Freitag los war." Und das Lächeln verschwand.

"Du musst nicht erzählen, wenn du nicht willst."

Ich musste nicht.

Doch ich merkte, dass ich wollte. Ich musste das loswerden, mich jemandem öffnen.

Also begann ich dem Jungen, den ich seit Freitag nur flüchtig kenne, alles zu erzählen.

Ich stockte oft, wurde durch Schluchzern von mir unterbrochen.

Doch ich merkte wie Luca aufmerksam zuhörte. Also redete ich immer weiter und weiter. Als ich fertig war, herrschte zuerst Stille.

"Das.. ist heftig."war das erste was er dazu sagte.

Ich musste kurz auflachen. Das hatte ich nicht erwartet, aber letztendlich fand ich es besser als ein einfaches "Mein Beileid."

Danach telefonierten wir nicht mehr lange. Ich erzählte ihm noch, dass ich morgen wieder in die Schule kommen würde. Wir verabredeten uns uns vor dem Schuleingang zu treffen.

Bevor ich auflegte, versicherte er mir noch, dass er für mich da sein würde und dass ich mich immer melden könnte. Ich bedankte mich, verabschiedete mich und legte dann auf.

Er war süß. Und es bestätige sich nochmal für mich, dass er ganz anders war als man oberflächlich denken konnte. Er wäre ein guter bester Freund.

Meine Uhr zeigte mir bereits 22:26 Uhr an - ich hatte wohl länger mit Luca geredet, als ich anfangs gedacht hatte.

Also entschied ich mich zu schlafen. Ich machte das Licht auf meinem Nachttischschränkchen aus, rollte mich auf die Seite und gab mich der hoffentlich friedlichen Traumwelt hin.

Hallo Mensch :)
Schön, dass du die Story bis hier hin verfolgt hast.

Wir neigen uns bald dem Ende der Geschichte zu. Deshalb wollte ich fragen.. hättet ihr lieber ein Happy End oder nicht?

Schreibt's bitte in die Kommentare :)

CIAOOIII
Aileen

Ausweglos? [completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt