II - Magen

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Wie mein Magen mich zerfraß.

Es war eine dieser Nächte, in der ich zu viel getrunken hatte. Ja, ich habe die geschworen niemals wieder zur Flasche zu greifen, aber du hattest dein Versprechen am Leben zu bleiben auch gebrochen. Hör auf mir ein schlechtes Gewissen einzureden.
Ich wankte durch die Straßen, war orientierungslos und wartete eigentlich nur darauf, dass meine Beine endlich nachgaben und ich auf dem Beton landete.
Die Penner lagen am Straßenrand wie überfahrende Tiere. Ich weiß noch, als du mir erzählt hattest, dass deine Katze überfahren wurde. Sie hatte so schönes weißes Fell ... ob es einen Katzenhimmel gab?
Ich sah den Typ erst, als er sich vor mir aufbaute. Mein Gehirn brauchte einen Moment, um zu realisieren, was geschah. Die Waffe hatte er direkt auf meinen Kopf gerichtet.
"Gib mir deine Kohle.", hallten die Worter durch meinen Schädel. Ich wollte etwas erwidern, als er aufhorchte. Die Lautstärke der Sirenen zerriss mein Trommelfell, ich wollte mir die Ohren zu halten, der Typ drehte sich um und wollte abhauen.
Alles war wie in Zeitlumpe.
Dann hörte ich den Schuss.

Weißt du, man sagt, wenn man angeschossen und der Magen verletzt wird, verdaut man sich selbst. Ganz langsam.
Der Schmerz gab nach einer Minute. Sanft unhüllte er mich.
Ich konnte das Blut auf der Straße sehen. Ich sah die Lichter, die Menschen. Ich sah alles, bis mein Magen mich endgültig zerfraß.

Das brachte mich einen Schritt näher an den Tod.

humanus (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt