VI - Knochen

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Wie meine Knochen zersplitterten.

Wie eine leuchtende Ader zog sich die Autobahn durch die Nacht. Von der Brücke aus konnte ich sehen, wie der Horizont sie verschluckte.
Mittlerweile war es dunkel. Durch die grellen Beleutungen waren keine Sterne am Himmel zu sehen und ich fand, dass diese Metapher fast schon belustigend war.
Du warst der Jenige, der die hellen Lichter dieser verschissenen Welt von meinem Sternenhimmel abhielt.
Jetzt, nachdem du gegangen warst, wurde mein Himmel zerfressen. Von all den bösen Dingen, die durch meinen Kopf geisterten.
Ich drückte die Zigarette aus und blies den Rest des Rauches in den kalten Wind.
Einen Moment starrte ich in die Tiefe, sah die rasenden Autos unter mir.
Alle so voller Leben.
Weißt du, es hätte nicht so enden müssen.
Nein, im Gegenteil. Alles hätte so gut werden können. Aber dein Egoismus und meine Schwäche haben unser Kartenhaus zusammenbrechen lassen.
Du.
Zerfetzt auf dem Beton, der sich langsam rot färbte.
Und ich neben dir.

Jetzt.

Mit diesem Gedanken ließ ich los und fühlte mich dir ein letztes Mal in diesem Leben nahe.

Schwerelos.
Glücklich.

Bis meine Knochen auf dem Asphalt zersplitterten.

humanus (II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt