Es war noch relativ früh, die Sonne stand noch lang nicht im Zenit. Trotzdem arbeiteten Kleo und Lucy schon lange.
„Nächstes Jahr fahren wir aber wo anders hin!", beschwerte sich Lucy die gerade den Rasenmäher zurück in den alten Schuppen schob. Kleo, die gerade mit dem schneiden der Hecke beschäftigt war, konnte sich beim Anblick ihrer mosernden Freundin das Lachen nur schwer verkneifen.
„Von mir aus, dann machen wir eben eine Pause", gab sie dann schließlich nach, was Lucy mit einem zufriedenen Lächeln quittierte.
Kaum hatte sie die Heckenschere niedergelegt war Lucy auch schon zu den Fahrrädern gerannt, die sie als sie ankamen nur achtlos gegen den Gartenzaun gelehnt hatten. Sie schnallte den Korb, den Kleos Großmutter ihnen mitgegeben hatte, vom Gepäckträger ab und rannte dann zum Gartenhaus zurück. Dort war Kleo schon damit beschäftigt zwei Stühle und einen Tisch davor aufzustellen. Hungrig packten die beiden Mädchen ein paar belegte Brötchen und zwei selbst gemachte Limonaden aus. „Iss aber nicht gleich alles das muss noch für den Rest des Tages reichen!", ermahnte Kleo ihre Freundin, welche sich darauf schmollend eines der kleinsten Brötchen nahm.
„Du hättest eben besser frühstücken sollen."
Doch statt Lucy weiter zu tadeln nahm sie sich auch eines und biss genüsslich hinein. Anschließend nahm sie einen Schluck von der Limonade ihrer Großmutter. Es prickelte herrlich. Es schmeckte wunderbar süß und gab ihr neue Energie.
Kleo sah sich im Garten um und erinnerte sich an die letzten Stunden voller Arbeit. Im Garten standen lauter alte Obst Bäume und aus einem besonders großen Apfelbaum ragte ein kleines Baumhaus. Es stammte noch aus der Zeit ihrer Großmutter und war schon ziemlich morsch. Als Kleo noch etwas kleiner war, war sie einmal durch den Boden gebrochen und hatte sich den Arm verstaucht.
„Weißt du, deine Großmutter könnte uns wenigstens helfen.", beschwerte sich Lucy wieder. „ Du weißt doch das meine Großmutter körperlich nicht mehr die fitteste ist. Und glaub mir du willst nicht das sie dabei ist, denn dann nörgelt die sie die ganze Zeit das man doch alles falsch mache und die heutige Jugend einfach nichts mehr richtig hinkriege. Außerdem erinnert der Garten sie viel zu sehr an Opa."
Ihr Blick glitt zur Seite zu Lucy, ihrer besten Freundin seit der Grundschule. Sie war ehrlich, offen und direkt. Schon damals, am ersten Schultag, hatte sie sich ohne auch nur einen Moment zu zögern neben sie gesetzt und seitdem waren sie unzertrennlich. Sie hatte kurzes dunkelbraunes Haar mit blonden Strähnchen. Vor ca. einem halben Jahr hatte sie sich zu der gewagten Kurzhaarfrisur entschieden und es stand ihr einfach fabelhaft. Sie hatte klare blaue Augen und wenn sie sich freute leuchteten diese wie zwei kleine Saphire. Ihre Haut hatte einen Karamell-braunen Ton.
Extra für die Gartenarbeit hatte sie eine alte Latzhose und ein T-Shirt mit einem Teddy darauf an, die schon beide ziemliche Gebrauchsspuren aufwiesen. Und trotzdem stand ihr das. Lucy hatte schon immer den Drang zum Anders sein und auch jetzt konnte man es noch erkennen. Denn statt einfach ganz normal auf ihren Stuhl zu setzen hielt sie es für nötig noch zusätzlich im Schneidersitz zu sitzen.
Kleo hingegen war eher zurückhaltend, wenn ihr allerdings etwas nicht passte ergriff auch sie das Wort. Im Gegensatz zu Lucy hatte sie lange, rote Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte. Sie hatte eher helle Haut und lauter Sommersprossen. Ihre Augen waren grün und innen etwas heller als außen. Heute hatte sie eine ausgewaschene Jeans mit einem Loch am rechten Knie und ein einfaches violettes T-Shirt an.
„Wir sollten dann mal weiter machen bevor ich meine Beherrschung doch noch verliere und die restlichen Brötchen verspeise" ,sagte Lucy und lachte. Zusammen packten sie alles wieder ein und machten sich wieder an die Arbeit.
Es musste ungefähr zwölf Uhr mittags sein als Lucy wieder anfing zu nörgeln es sei doch jetzt endlich Zeit zum Essen. Sie war gerade damit fertig geworden die verfaulten Früchte einzusammeln und kippte diese gerade auf den Kompost.
„Ja gleich, lass uns aber zuerst die Hecke fertig schneiden", erwiderte Kleo nur. Lucy entwich nur ein langer Seufzer, doch dann nahm sie sich eine Heckenschere und half Kleo.
„Hey, Kleo komm mal her und sieh dir das an", widerwillig erhob sich Kleo und eilte zu ihrer Freundin. „Da ist ein Loch in der Hecke, dabei müsste hier doch alles zugewachsen sein!" Und tatsächlich dort war ein fast mannshohe Lücke, die zuvor von einem großen Brett und diversen Gartengeräten verdeckt wurde. Doch soweit Kleo wusste war hinter der Hecke sowieso nur ein so dichter Wald das man es nur mit einer Säge bewaffnet es hindurch schaffte. Doch dahinter ging es einfach weiter. Ein schmaler Gang aus Blättern und Ästen tat sich hinter der Lücke auf. Es war als hätte man ihn extra so wachsen lassen. Kein Ast oder auch nur ein einziger Zweig ragten in den Gang hinein.
„Also ich sehe mir das mal genauer an" ,sagte Lucy und wollte gerade loslaufen als Kleo sie am Handgelenk packte.
„Stopp. Wir wissen doch gar nicht wo es da hingeht, lass uns wenigstens jemandem Bescheid geben."
„Sei doch keine Spaßbremse! Es wird schon nichts passieren." Kleo sah schließlich ein das es zwecklos war zu diskutieren, da Lucy schon ihren Entschluss gefasst hatte und nicht mehr davon abzubringen war. Das einzige was sie tun konnte war sie zu begleiten und sicher zu stellen das sie keine Dummheiten machte.
Sie liefen jetzt bestimmt schon 5 Minuten durch den Gang und waren schon mehrere Male abgebogen, sodass man den Ausgang nicht mehr sehen konnte. Das Sonnenlicht fiel nur schwach durch die dichte Blätterdecke.
„Schnell komm her und sieh dir das an", rief Lucy die schon voraus gegangen war. Als Kleo dann um die Ecke bog traute sie ihren Augen kaum. Der Gang war zu ende und sie stand mitten auf einer Lichtung. Die Bäume um sie herum bildeten eine Art Kuppel. In der Mitte stand ein Torbogen aus weißem Stein an dem Efeu hinaufwuchs. „Hier schau mal was ich gefunden hab", sagte Lucy die strahlend auf Kleo zu rannte. Sie hatte zwei weiße Kristalle in der Hand die im schwachen Licht funkelten.
Kleo nahm einen von ihnen und steckte ihn in ihre Hosentasche.
„Was ist das hier?", rätselte Kleo die auf das Tor zuging. Plötzlich knallte sie gegen etwas und fiel um. Eine Art unsichtbare Wand blockierte den Weg zum Tor.
„Lucy komm und sieh dir das an", rief sie ihrer Freundin zu. Sie rannte zu ihr packte sie an der Hand und zog sie zum Tor um ihr die Barriere zu zeigen. Doch als sie dort ankam wo sie hätte sein müssen war nichts. Dann ließ sie Lucys Hand los und wurde prompt zurück geschleudert. Besorgt kniete sich Lucy zu ihr hinunter.
„Scheint als würde irgendetwas nicht wollen das du allein durch den Torbogen gehst", erwiderte Lucy grinsend, „ich glaube wir sind einem echten Geheimnis auf der Spur. Na denkst du das selbe wie ich?" Ja, das tat Kleo. Jetzt hatte Lucy sie endgültig mit ihrer Neugier angesteckt. Sie stand auf und nahm Lucys Hand.
Die beiden Mädchen gingen zusammen auf den Torbogen zu und gingen hindurch. Erst verschwamm alles um sie herum. Kleo klammerte sich an Lucys Hand. Eine plötzliche Angst übermannte sie und wollte nicht mehr von ihr lassen.
Und dann wurde alles schwarz.Hallo mein Name ist Leonie Klara Rosenbaum, aber alle nennen mich Kleo. Zum Anfang meiner Geschichte bin ich 15 Jahre alt und habe gerade die 9. Klasse hinter mich gebracht.
Nur das das klar ist, das ist meine Geschichte . Es ist schon komisch wenn ich mich an damals zurückerinnere. Wie vieles ich zu diesem Zeitpunkt noch erleben würde, so viele Abenteuer würde ich noch bestreiten, so viele neue Freunde würde ich noch finden, doch auch so viel Leid würde ich noch sehen, so viele harten Zeiten noch durchleben. Im Nachhinein ist es lustig wie unschuldig ich vor meinem großen Abenteuer doch war.
Naja ist ja auch egal.
Eine Sache müsst ihr über mich allerdings vorweg wissen.
Ich habe unglaublich viel Glück, doch mindestens genauso viel Pech. Ich vermute das eine einfach um das jeweils Andere wieder auszugleichen. Doch ob meine Reise nun Glück oder Pech war, keine Ahnung. Entscheidet doch einfach selbst.
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Die Patronen
FantasyEigentlich wollten Kleo und ihre Freundin Lucy nur schöne Ferien bei Kleos Großmutter verbringen. Doch alles kommt anders als erwartet. Jetzt muss sich Kleo mit einer neuen Welt, Magie, den Mächten des Bösen und aufmüpfigen Rebellen herumschlagen. S...