Kapitel 1

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Ich war die erste die wieder aufwachte. Ich lag auf Gras und über mir konnte ich den blauen Himmel und ein paar Bäume sehen. Langsam richtete ich mich auf und wollte mich umschauen, böser Fehler.
Mein Kopf tat entsetzlich weh. Es fühlte sich an als würde er jeden Moment explodieren. Verdammt, warum hat man nie ein Aspirin dabei wenn man gerade eines braucht? Ich versuchte den Schmerz so gut es ging auszublenden und versuchte stattdessen lieber Lucy aufzuwecken. Diese richtete sich darauf stöhnend auf und murmelte etwas das wie „Scheiß Zauberportal" klang. Naja das oder Zahnkanibal, aber das ergab eher weniger Sinn. Unwillkürlich musste ich grinsen.
So war es schon immer. Egal wie aussichtslos sie Lage auch war, Lucy brachte mich immer wieder zum Lachen. Ich konnte mich immer auf sie verlassen.
Erst jetzt begann ich mich genauer um zu sehen. Wir waren unter einer ziemlich großen und scheinbar auch alten Eiche gelandet. Der Baum stand einsam auf einer Lichtung, um die ein dichter Wald lag.
Verdammt. Wie blöd waren wir eigentlich? Spätestens bei der unsichtbaren Barriere hätten bei uns doch die Alarmglocken läuten müssen. Und jetzt hatten wir die Scheiße. Wir waren Irgendwo im Nirgendwo gelandet. Ich hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt.
„Mach dir keine Vorwürfe." Verwundert schaute ich zu Lucy.
„So siehst du immer aus wenn du denkst du wärst Schuld. Aber du bist es nicht. Es war meine Idee den Gang zu erkunden." Weinte Lucy? In den vielen Jahren die Lucy und ich jetzt befreundet waren hatte ich sie erst zweimal richtig Weinen sehen.
Das eine Mal als ihr Hund Freddy gestorben war und das andere Mal als sie vom Auto angefahren worden war.
Ich hatte plötzlich keine Ahnung was ich tun sollte. Ich umarmte sie einfach. Es war nicht ihre Schuld. Wir waren es beide.
„ Wir sollten uns auf den Weg machen. Irgendwo werden wir schon Hilfe finden." Am Stand der Sonne erkannte ich ,dass es irgendwann nachmittags sein musste mehr konnte ich aber Leider auch nicht erkennen. Wir entschieden uns dann in Richtung Süden zu laufen.
Es war schon spät und die Sonne war am untergehen. Ich war müde, aber immerhin hatten die Kopfschmerzen aufgehört.
„Lucy beeil dich mal!", schrie ich nach hinten und erblickte eine total erschöpfte und unzufrieden dreinblickende Lucy.
„Ich will nicht mehr, wann sind wir denn endlich da? Ich brauch eine Pause!"
Nein. Wir konnten keine Pause machen. Es würde bald dunkel werden und ich konnte mir Weißgott besseres vorstellen als Nachts durch einen mir unbekannten Wald zu irren. Meine Beine waren schlapp und ich fühlte mich so ausgelaugt wie noch nie, trotzdem steigerte ich mein Tempo weiter.
Ich erinnerte mich noch an den Sportunterricht von früher, den den immer so furchtbar fand. Ich hatte ihn regelrecht gehasst. Aber im Nachhinein hätte ich wohl doch besser an meiner Ausdauer arbeiten sollen. Das nannte man dann wohl Ironie des Schicksals.
Ich hörte hinter mir das Keuchen von Lucy, die versuchte Schritt zu halten. Ich wurde immer schneller, bis ich schließlich fast rannte. Aber ich musste hier weg, raus aus dem Wald.
Ich kam mir vor wie ein Schiffbrüchiger auf der Suche nach dem rettenden Land. Und dann stoppte ich.
Keine Ahnung ob es nur Wunschdenken war und ich es mir nur eingebildet hatte, aber ich glaubte Stimmen gehört zu haben.
War das etwa mein rettendes Festland?
„Hast du das gerade auch gehört?", fragte Lucy hoffnungsvoll. Juhu, ich hätte vor Freude los hüpfen können. Es war keine Einbildung gewesen. Doch anstatt in großes Jubelgeschrei auszubrechen nickte ich einfach nur.
Dann, war es plötzlich still, totenstill. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern und der Wind hatte aufgehört die Blätter zum Rascheln zu bringen.
Und dann unterbrachen endlich ein paar tiefe Stimmen die Stille. Ich atmete erleichtert aus. Erst jetzt merkte ich das ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Doch viel Zeit zum verschnaufen blieb nicht. Wir rannten los. Blindlinks stolperten wir mehr als das wir liefen in die Richtung aus der die Stimmen kamen.
Endlich hatten wir jemanden gefunden der uns helfen konnte. Vor uns stand eine kleine Gruppe Männer. Es waren höchstens fünf oder sechs, doch sie sahen so bedrohlich aus als stünde vor uns eine ganze Armee. Ihre Gesichter waren wild und zeigten das sie schon einiges erlebt haben mussten, die verstrubbelten Haare standen wirr vom Kopf ab und waren teilweise verfilzt und ihre Kleidung war so schmutzig als wäre sie noch nie gewaschen worden. Aber als wäre das noch nicht genug gewesen waren sie bis an die Zähne bewaffnet.
„ Na so was. Heute scheint ja unser Glückstag zu sein, gleich zwei von diesen Quälgeistern." Der zuerst über unser Auftauchen verwunderte Ausdruck in ihrem Gesicht wich einem mordlustigen Grinsen.
Nein, diese Leute waren nicht unsere Rettung, sie waren unser sicherer Tod.
Es war wie ein Reflex als ich mich umdrehte, Lucy schnappte und davon lief. Hinter uns hörte ich noch einen der Männer schreien: „Hinterher!"
Der Wald war ziemlich dicht und unsere Verfolger schnell. Zwar hatten wir einen kleinen Vorsprung, doch ziemlich bald würden sie uns eingeholt haben. Zu allem Übel war es inzwischen stockfinster.
Und plötzlich war unsere Flucht vorbei. Vor und neben uns war eine große Felswand die uns einkesselte. Wir saßen in der Falle. Die Felsen waren zu hoch um an ihnen hoch zu klettern und um außen herum zu gehen war nicht mehr genügend Zeit. Dann waren sie da, mit ihnen unser sicherer Tod. Sich drängten uns bis ganz an den Felsen. Schützend stellte ich mich vor die zitternde Lucy. Ich würde sie mit allem beschützen was ich hatte. Eine Woge aus Wut und Entschlossenheit überkam mich. Doch dann hob einer der Männer seine Arme und die Waffen die er eben noch an seinem Körper trug schwebten jetzt frei in der Luft. Die Anderen machten es ihm nach. So etwas hatte ich noch nie gesehen, was sollte ich jetzt machen?
Ich wurde wütend. Wütend auf Lucy die nicht auf mich gehört hatte, wütend auf das Portal weil es uns her geschickt hatte, wütend auf die Männer weil sie uns vermutlich umbringen würden und ich war verdammt noch mal wütend auf mich weil ich nichts dagegen tun konnte.
Ich schrie einfach.
Erschrocken über meine Reaktion wich Lucy zur Seite. Gerade noch rechtzeitig als sich eine große Druckwelle ausbreitete die unsere Angreifer nach hinten stieß. Doch auch ich wurde von ihr erfasst und flog nach hinten gegen die Felsen.
Etwas hartes prallte gegen meinen Kopf und ich kippte um. Ich spürte wie etwas warmes an meiner Schläfe herunter lief. Ein paar Meter weiter sah ich wie sich die Männer wieder aufrappelten. Jemand rief meinen Namen, Lucy?
Alles um mich herum verschwamm und ich sah nur noch wie urplötzlich weitere Gestalten aus den Bäumen sprangen und sich auf unsere Angreifer stürzten.
Dann wurde zum zweiten Mal heute meine Welt schwarz.


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Hey, ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich weiß es ist echt fies es mit so einem Cliffhanger enden zu lassen, aber jetzt müsst ihr euch eben erstmal warten.
Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich deutlich länger und braucht deshalb auch entsprechend Zeit aber ich geb mir Mühe es so bald wie möglich fertig zu stellen.
Noch vielen Dank an frog1306 das sie mir die App empfohlen hat, schaut unbedingt mal bei ihr vorbei!

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