Hirnfasching. Wortkotze.
Wenn einem tausend Gedanken herumschwirren und man keinen davon richtig greifen kann, dann hat man das Gefühl, man wird erschlagen. Und wenn man etwas im Kopf hat, das überhaupt nicht mehr gehen will, dann fühlt es sich so an, als würde einem der Hals zugedrückt werden. Ich schüttle meinen Kopf, aber die Gedanken fliegen nicht an ihren Platz zurück. Sie haben Flügel, kleine und schnelle Flügel - wie ein Kolibri. Ich kann das Summen hören.
Meine Finger fliegen über die Tastatur und tippen schwarze Buchstaben auf weißen Hintergrund. Und doch macht es den Eindruck, als hätte ich nachher nicht unbedingt weniger Gedanken im Kopf. Ständig schweife ich ab, bleibe mit den Gedanken irgendwo hängen. Überall, aber nicht da, wo ich eigentlich sein sollte. Lieber bin ich an fernen Orten, bei anderen Menschen; Menschen, die ich noch nicht einmal kenne - und die mich nicht kennen.
Manchmal überrennt mich der Hass und ich werde ganz starr. Ich habe Angst vor mir selbst, bin wütend auf mich und die Welt. Dann möchte ich mich verkriechen und nichts hören und sehen. Manchmal wäre ich gerne ein kleiner Maulwurf, der den ganzen Tag unter der Erde ist und nur zwischendurch kurz an die Erdoberfläche kommt.
Alles stresst mich, alles ist zu viel. Ich verlange zu viel von mir, als wäre ich in allen Bereichen perfekt. Rational gesehen weiß ich, dass ich nie überall die Beste sein kann. Aber ich verlange es. Aber gleichzeitig sabotiere ich mich selbst. Ich nehme mir die Chancen zu siegen. Ich nehme mir alles. Weil ich nicht an mich glaube. Ich glaube einfach nicht an mich. Warum sollte ich?
Der Wind spielt mit meinen Haaren und liebkost meine Haut. Der Himmel färbt sich blau, türkis, gelb, orange, rot. Das Zwielicht ist wunderschön und ich kann einzelne Sterne bereits erkennen. Ich wünschte, ich könnte zu den Sternen reisen und jeden einzelnen von ihnen betrachten. Die Lichter der toten Seelen. Die Lichter der toten Sterne. Vielleicht ist auch mein Licht irgendwann dort oben.
# 10.06.2016
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Gedankenfragmente
PoetryGedanken und Wortkotze in Poesieform. #8 Poesie am 22.6.2016