Der Geschmack von Freiheit und das Gewicht der Einsamkeit.

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Mit bloßen Händen grabe ich in der Erde, auf der Suche nach Hoffnung. Aber alles, was ich in den Händen halte, ist Dunkelheit und Schmerz. Ich suche nach der Wahrheit und halte die Hoffnung im Herzen. Doch was tun, wenn die Wahrheit schmerzt und die Hoffnung schwindet?

Sich selbst mit Pflastern bedecken, bis kein Stückchen Haut mehr zu sehen ist? Sich selbst in Säure baden, bis sich die Haut von den Knochen gelöst hat und man keinen Schmerz mehr spürt? Sich selbst in die Lüfte heben und fliegen, um der Dunkelheit auf dem Boden zu entkommen? Sich selbst mit Blättern und Steinen Muster auf die Haut legen, um sich ein bisschen schöner zu fühlen? Sich in die Erde eingraben, um eins mit der Natur zu sein?


Meine Knie schmerzen, als hätte sich ein spitzer Stein in sie gebohrt. Aber letztendlich ist es nur das Gewicht der Einsamkeit, das auf meinen Schultern lastet und mich erdrückt. Meine Tränen schmecken nach Salz und Verlust; nach zu viel Vertrauen in Menschen und zu wenig in mich; nach Wind und Meer. Mein Herz sehnt sich nach Freiheit und möchte mir am liebsten aus der Brust springen. Aber es ist festgekettet an mich. An den Boden. An die Erde.

Meine Finger tanzen in der Luft, die durch das offene Autofenster in den Wagen rauscht. Unsere Haare werden durcheinandergewirbelt. Sie nehmen mir die Sicht. Ich trage Liebe in mir, die nach Rosenseife schmeckt. Ich trage sie auf der Zunge und im Herzen. Der Geschmack von Seife schwirrt durch meinen Körper, aber niemand sonst riecht ihn. Und niemand erträgt ihn. Du erträgst ihn nicht. Ich tue alles für jeden und vergesse dabei mich selbst. Der Hass mir selbst gegenüber schmeckt nach Teer und verschimmelten Tomaten. Er riecht nach Milch, die zu lange in der Sonne stand. Manchmal habe ich das Gefühl, genauso unbedeutend zu sein, wie verschimmeltes Essen.


Mir wird gesagt, ich bin bunt und ein schöner Farbklecks. Aber ich sehe es nicht. Mir selbst gegenüber bin ich blind, als hätte mich die Nacht umhüllt. Ich grabe verzweifelt tiefer in der Erde und finde nichts. Ich stoße auf Steine und Wurzeln. Meine Fingerkuppen bluten und färben die braune Erde dunkel. Es riecht nach Metall und längst gekämpften Schlachten, Kämpfe die verloren sind. Ich lasse mich auf den Boden fallen und atme die Luft ein. Es riecht nach Gedanken und Gefühlen. Es riecht nach Wald. Auf meiner Zunge schmecke ich den Geschmack von Freiheit. Und auf meinen Schultern lastet das Gewicht von Einsamkeit und Verlust.



You were my universe. But I was just a star.


# 29.07.2016

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