Zombey?

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Wenige Minuten später betrat Michael erneut die Küche, zwei Kaffeetassen in der Hand. Er reichte Manu eine und zuckte zusammen, als dessen eiskalte Finger kurz die seinen berührten. Sein Gewissen riet ihm, erneut zu fragen, ob Manu okay war, doch er blieb stumm. Es gab keine Entschuldigung. Michas Finger umklammerten die Tasse in seinen Händen, deren Dampf einen leichten Kaffeeduft im Raum verteilte. Sein Blick zuckte über GLPs blaue Lippen und kurz drängte sich wieder die Erinnerung an die Berührung dieser Lippen an seinen eigenen heran. Er zwang seine Gedanken zur Ordnung. Sollte er die Heizung aufdrehen? Rationale Fragen, er durfte die Kontrolle nicht verlieren, musste seine Gedanken beherrschen.
Manu nahm einen Schluck des Kaffees und zuckte kurz wegen der Hitze zusammen. Er lehnte sich an einen Schrank, die Tasse on beiden Händen. "Danke", murmelte er, den Blick auf den Boden gerichtet, das Gesicht neutral. Die Maske saß wieder. Nicht, dass ihm das bei Michael etwas gebracht hätte - dieser Mensch konnte ihn beinahe lesen, Seiten an ihm, die Manuel selbst nicht kannte.
Schweigend leerte Micha seine Tasse und stellte sie in die Spüle, bevor er sich wieder Manu zuwandte. Wortlos legte er Manu eine Hand auf die Stirn. Eiskalt. Und trotzdem, irgendwie so warm. Ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass dies die intimste Geste zwischen ihnen war, seit den Tagen nach der Gamescom. Erneut zwang Zombey sich, Herrscher seiner Gedanken zu werden. Wortlos griff er nach seinem Handy. "Du bist unterkühlt, sicher, dass alles okay ist?"
"Es geht schon, wirklich." Michaels Hand hatte einen warmen Abdruck auf Manus Stirn hinterlassen, welcher unwillkürlich etwas lächeln musste. Schweigend räumte er auch seine Tasse in die Spüle, dann setzte er sich an den Küchentisch und stützte den Kopf in die Hände.
Zombey zögerte kurz, steckte dann sein Handy jedoch wieder ein. Es brachte doch auch nichts, seine Gedanken wirbelten und es war sinnlos, ein Gespräch hinauszuzögern. Trotzdem betrachtete er Manuel noch einige Momente schweigend, wie er da saß, keine Ähnlichkeit mit dem Manuel, den er fast 2 Millionen Menschen täglich vorspielte. "Soll ich packen?", fragte er schließlich, emotionslos, obwohl seine Gefühle fast übersprudelten. Er wusste nicht, ob er hier erwünscht war, in dem Haus eines Menschen, den er seinen Freund nannte und den er dennoch so oft verletzte und immer verletzen würde, egal, was er tat.
"Willst du denn gehen?" Wahrscheinlich würde Michael das Risiko, mit einem unberechenbaren und schwulen Freund in einem Haus zu leben, nicht eingehen. Er war sich fast sicher, dass Zombey ihn beobachtete, doch er hob den Blick nicht, zu groß war die Angst, in diese dunkelblauen Augen zu blicken und komplett schwach zu werden.
"Ja", antwortete Zombey. Er drehte sich in Richtung des Gästezimmers und fügte leise hinzu: "Ich habe dich in den letzten 2 Tagen mehr verletzt, als ich je wollte. Ich habe Angst, wirklich Scheiße zu bauen und dann alles zu verlieren...."

Schwere Folgen [ZomGer]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt