Prolog *überarbeitet*

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Das flackernde Licht der Kerzen malte Bilder auf ihre aschfahle Haut. Das dünne Blutrinnsal, das aus ihrem Mundwinkel lief, verschwand in den Wogen ihrer flammendroten Haare. Seine Hand zitterte leicht, als er seiner Schwester über die blasse Wange strich. Ihre Haut war eiskalt. Ein Beben erfasste seinen Körper, ob aus Wut oder Trauer konnte er nicht sagen.

Ein plötzliches Geräusch und ein leises Wimmern ließen ihn zusammenfahren. Innerhalb weniger Sekunden hatte er seinen Zauberstab gezückt und richtete ihn auf den Schrank, aus der das Geräusch gekommen war. Mit einem Schlenker seines Stabes flogen die Türen auf und er war bereit, einen Fluch auszusprechen – da hielt er inne. Ein leises Keuchen entwich seinen Lippen, als sein Zauberstab klappernd zu Boden fiel. „Oh mein Gott." Seine raue Stimme war kaum mehr als ein Windhauch.

„Mummy?", ertönte die Stimme erneut. „Mummy?" Das Wimmern wurde immer lauter, durchdringender. Beim Anblick des kleinen Mädchens, verängstigt zusammengekauert in der hintersten Ecke des Schrankes, zog sich sein Herz schmerzvoll zusammen. Mit ein paar großen Schritten war er bei ihr, streckte vorsichtig seine Hand nach seiner Nichte aus und strich ihr sanft über die zerzausten, flammendroten Haare. Das kleine Wesen zuckte zusammen, ihre Augen glänzten verräterisch und ihre Unterlippe bebte. „Mummy?" Jedes ihrer leisen, unschuldigen Worte rammte sich wie ein Dolch in sein Herz.

„Mummy ist nicht hier, Gracie", wisperte schließlich, nachdem er seine Stimme endlich wiedergefunden hatte. „Sie ist ganz weit weg." „Wann kommt sie denn wieder?" „Du wirst sie eines Tages wiedersehen, Gracie, versprochen", wich er ihrer Frage aus. „Aber ich will sie jetzt wiedersehen!" Jetzt begannen der Kleinen die Tränen über die Wangen zu laufen. Sanft schloss der Mann das kleine Mädchen in seine Arme. „Ich weiß, Gracie, ich weiß."

„Wer waren die Männer? Mummy hat gesagt, ich sollen ganz ruhig sein, damit die mich nicht finden können, also bin ich ganz ruhig gewesen, weil Mummy es mir so gesagt hat. Aber dann waren da Stimmen und Mummy hat geschrien. Und dann war es plötzlich ganz still, aber ich habe mich nicht bewegt, weil Mummy gesagt hat, dass ich keinen Muss von mir tun soll. Mummy hat gesagt, ich soll warten bis sie oder Onkel wiederkommen."

Das Mädchen hickste zwischen ihren zusammengewürfelten Wörtern, sie hatte vor lauter Aufregung Schluckauf bekommen. „Ich will zu Mummy! Wo ist Mummy?" Mit ruhigen Bewegungen begann er ihr über den Rücken zu streicheln. „Ich weiß, meine Süße, ich weiß. Du wirst Mummy wiedersehen. Und bis es soweit ist, ist Onkel immer für dich da." „Versprochen?" „Versprochen, Gracie."


Vor Überarbeitung: 203 Wörter
Nach Überarbeitung: 417 Wörter

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