Ich fühle mich frei, so frei.
Der ewig währende Schmerz verschwindet allmählich.
Ich kann nicht sagen, wie lange mich dieser Schmerz bereits plagte, denn er machte mich blind, so blind.
Blind gegenüber meiner Umwelt und der Zeit.Die Leere in mir überschattete alles fröhliche und liebliche in mir.
Sie zerstörte mich und verwandelte Liebe in Hass und Hass in Schmerz.
Ich habe alles verloren
Doch nun ist alles anders. Die Leere in mir füllt sich allmählich, wie eine Badewanne, in die das Wasser eingelassen wurde. Der Schmerz verblasst.
Ich schließe meine Augen.
Ich fühle mich frei, so frei.
Das schwarze Loch in mir, diese unglaublich schmerzhafte Leere, wird sterben und nicht mehr auferstehen. Ein kleines Lächeln ziert mein Gesicht, doch verblasst augenblicklich, als mir Erinnerungen aus meinem Leben vor Augen blitzen:
''Haha fang' mich doch! Fang mich doch", quitschte ich mit meiner hohen Kleinkind Stimme.
So unbeschwert und frei..
Wieso konnte es nicht für immer so bleiben?
"Hah hast du die mal gesehen? Guck mal wie die aussieht. Hat bestimmt im Müll rumgewühlt", sagten sie. "und hast du mal ihr Gesicht gesehen?! Ich muss gleich Kotzen", schallendes Gelächter. Ich versuchte krampfhaft meine Tränen zu unterdrücken. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Ich wollte stark sein. Mich nicht von diesen Idioten unterkriegen lassen, doch sie veränderten mich. Sie erschufen dieses schwarze Loch.
Doch ich glaubte daran, dass sich alles wieder zum Guten wenden würde, sobald ich diesen grausamen Menschen nicht mehr begegnen müsse. So beendete ich die Schule mit dem Glauben daran, endlich wieder Freude zu empfinden.
Ich suchte mir einen Job, zog von zu Hause aus und traf die Liebe meines Lebens.
Alles schien perfekt, ich dachte ich hätte es geschafft.
Es geschafft, das Tor des schwarzen Loches zu schließen, doch ich hatte mich geirrt.
Ich hatte nicht abgeschlossen.
...Ich setzte die Klinge an, meine Muskeln verkrampften sich. Ich fragte mich, wann ich endlich aus all' diesem entkommen konnte.
Ich fühlte mich so falsch, als wäre all' dies nicht echt, als würde ich in Wirklichkeit nicht existieren. Diese Fragen schwirrten mir immer und immer wieder in meinem Kopf herum: Warum nur ich? Warum konnte ich nicht einfach glücklich sein? Wieso musste dies passieren?
Ich betrachtete das Blut, welches aus meiner Wunde rann. Wann würde dies endlich ein Ende haben? Einzelne Tränen flossen über meine Wange und tropften auf die Klinge.
Wann nur?..
Ich muss schlucken. Der Schmerz möchte Besitz ergreifen, doch dieses Mal verliert er, denn ich bin frei, so frei.
Ich spüre wie mein Körper taub wird. Ich atme tief durch. Noch ein kleines bisschen.
Gleich würde ich kein Vogel mehr sein. Gleich würde all' mein Schmerz verschwinden.
Für immer.
Der Wind pfeift in meinen Ohren. Er umhüllt mich.Ich versuche mein weißes Hochzeitskleid, welches im Wind flattert glatt zu streichen.
Schwerelos gleite ich durch die Lüfte.Bald werde ich bei dir sein.
Ich senke meinen Blick nach unten.
Ich befinde mich unmittelbar vor meinem Ziel.
Alles spielte sich gähnend langsam ab.Ich richte meinen Blick erneut nach unten, erleichtert lasse ich die Luft aus meinen Lungen ein letztes Mal entweichen, ich bin fast da.
Gleich wirst du mich wieder in deinen Armen halten können. Mir sagen, dass alles gut sein wird.
Gleich werde ich das zurück bekommen, was mir geraubt wurde,
Mein Kopf dreht sich. Mir ist schlecht.
Hiermit ist mein Flug zu ende.
Ich habe mein Ziel erreicht.
Endlich bin ich frei, so frei.
Schwarz.
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Kurzgeschichten.
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