Kapitel 1: Ich, meine Schwester Clea und unser Vater Clea

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"Finger weg vom Geschwindigkeitsschalter!", rief Clea aus voller Brust und tippte wie wild auf die grün leuchtende Anzeige des Monitors.
"69 Km/h. Zerstöre diese perfekte Zahl nicht."
Ich verdrehte die Augen und kicherte dann. "Aber wenn wir weiter so langsam fliegen, dann bleiben wir ewig in dieser Zeit hängen... und fliegen wohl möglich sogar noch gegen einen Berg. Und so schön finde ich die Kreidezeit nicht, dass ich hier den Rest meines Lebens verbringen möchte."
Clea fing an zu schmollen und guckte ein letztes Mal aus dem Fenster ihres Raumschiffs hinab auf die unberührte Erde und die blutrünstigen Dinosaurier, die sich gerne gegenseitig zerfleischten.
"Ich werde euch vermissen ihr ollen Riesenechsen, auch wenn ihr uns fressen wolltet."
Danach sah sie mich an und nickte. "Na gut. Aber lass uns wenigstens 69.000 Km/h fliegen, um in die Zukunft zu reisen."
Ich lachte. Clea und ihre Besessenheit mit dieser Zahl. Fix tippte ich die notwendigen Daten in den Bordcomputer und sah mir das Ergebnis an. "Ah ja... mit dieser Geschwindigkeit sollten wir ungefähr in unsere Zeit landen. Möglicherweise auch in einem Paralleluniversum. Könnte interessant werden", sagte ich und legte meinen Finger auf den Startknopf.
"Wird sicher lustig", sprach Clea gähnend und schlich sich in ihr Zimmer. "Weck mich, wenn wir da sind", hörte man sie noch sagen, bevor die Tür hinter ihr zufiel. Ich fackelte nicht lange und drückte auch sogleich auf den Knopf.

8 Stunden später

"Clea!", rief ich nun schon zum dritten Mal "Clea steh endlich auf! Wir sind da!"
"Schrei doch nicht so", antwortete eine sichtlich verschlafene Clea. "Wie spät ist es überhaupt?" Ich zückte meine Zeitreiseuhr und hielt sie ihr vor die Nase
"10:30 im Jahre 2000? Aaaw, wir können uns selbst als Kleinkinder sehen!", vor lauter Vorfreude zog sie sich in Windeseile um und stand ungeduldig am Ausgang des Raumschiffs.
"Jetzt warte doch mal eine Sekunde auf mich!", rief ich empört und zwängte mich in meine Jeans.
"Wie lange wir nicht mehr hier waren. Guck mal: Die Leute sehen voll bescheuert aus!"
Ich lachte und lief ihr schnell hinterher um auch einen Blick auf die Menschen zu werfen. "Die 2000er eben. Komische Zeit", stellte ich fest, als neben mir eine Frau mit knalligen Klocks lief.

Es dauerte eine Weile, bis die beiden Schwestern an ihrem alten Zuhause ankamen, doch als sie schließlich da waren, staunten sie nicht schlecht.

"Äh... du siehst ja gar nicht aus wie mein Papa", stellte ich entsetzt fest und auch Clea war sehr verwirrt bei dem Anblick des Mannes, der den beiden die Tür öffnete.
"Kann ich euch helfen?", fragte der Mann mit einem Grinsen auf den Lippen. Clea und ich schauten uns verdutzt an und wussten nicht so recht wie wir reagieren sollten. War es möglich, dass wir uns in der Hausnummer geirrt hatten? Oder wohnten wir in diesem Universum gar nicht hier? Existierten wir hier überhaupt? Fragen über Fragen, doch bevor wir eine Antwort wussten, fing der Mann an zu lachen.
"Kommt rein, ich glaube, ich muss euch etwas erklären." Wieder schauten Clea und ich uns verwirrt an, gingen dann aber schließlich hinter dem Mann her ins Wohnzimmer.
"Tee?" Wir verneinten. Zu gespannt waren wir, was er uns wohl zu sagen hatte. Wir setzten uns und lauschten gebannt.
"Fangen wir doch mit dem Wichtigsten an... Clea? Ich bin du." Man konnte förmlich die Fragezeichen auf Cleas Stirn ablesen "Wie bitte?", fragte sie ungläubig.
"Du hast richtig gehört. Ich bin du. Ich bin aber auch euer Vater". Das ist doch absurd, dachte ich. Was redet der Mann da bloß.
"Kim? Kommst du mal eben?"
Sofort schossen meine Augenbrauen in die Höhe. Woher kannte er meinen Namen und.... Warum rief er mich, wenn ich doch genau vor ihm saß.
"Ich habe lange auf eure Ankunft gewartet. Ich wusste, irgendwann würdet ihr kommen", sprach er zufrieden und setzte sich vor uns hin. "Kim und ich sind eines Tages genau wie ihr durch die Zeit gereist, wisst ihr?"
Er kramte ein paar Fotos aus seiner Jackentasche heraus "Seht ihr? Das sind wir. Das seid ihr... wir - Ihr wisst was ich meine"
Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus
"Aber...", merkte Clea an "Auf den Bildern bin ich definitiv kein Mann".
"Das kann ich erklären.", sprach er. "Wie ich schon sagte, sind wir auch wie ihr durch die Zeit gereist. Genau wie ihr sind wir hier gelandet und wollten uns als Kinder besuchen. Der einzige Unterschied ist, dass uns niemand die Tür geöffnet hat."
"In diesem Universum sind unsere eigentlichen Eltern tot", sprach plötzlich eine andere Person im Türrahmen. Mir blieb der Atem stehen
"Du siehst ja aus wie ich!", stellte ich schockiert fest.
"Ah Kim. Schön, dann sind wir ja komplett. Glaubt ihr mir jetzt?".
"Jaja, du bist ich, ich bin du, Eltern tot... WARUM BIN ICH EIN MANN?!", fragte Clea nun. Ihre Prioritäten schienen klar zu sein.
"Jemand musste eure... unsere Eltern ersetzen und in diesem Universum.... dürfen das nur Mann und Frau", sprach er."Irgendwer musste sich ja um euch... äh uns kümmern, also habe ich mich umoperieren lassen."
Uns rauchten die Köpfe. Ausflüge in Paralleluniversen waren immer unheimlich verstörend, aber das hier war die Krönung. Clea war in dieser Welt unser Adoptivvater. Das war so abwegig, dass es schon wieder lustig war.
"Lass uns bitte weiterreisen.", sagte Clea nachdem sie mir ihren Finger in die Schulter gebohrt hatte. "Nichts gegen euch, aber es macht mich fertig, mich selbst als Mann zu sehen", fuhr sie fort und fing dann an zu lachen.
"Macht nichts. Es war schön, dass ihr uns besucht habt. Und jetzt wisst ihr ja wo wir sind, falls ihr uns noch einmal sehen wollt."
Cleas Gesichtsausdruck nach zu urteilen, würde das noch eine ganze Weile dauern. Der Schock saß tief.
"Tschüß Papa, Tschüß Mama", sagte ich fröhlich winkend auf dem Weg nach draußen und kicherte noch bis wir beim Raumschiff ankamen. Diesen Ausflug würde Clea lange nicht vergessen, dafür würde ich sorgen.

Clea und Kim - Abenteuer durch Zeit und RaumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt