Seuftzend drückte Clea auf den blinkenden Knöpfen vor ihr herum. Heute war wieder einer dieser Tage, wo ihr die Stille etwas ausmachte, wo sie die Sehnsucht nach Chaos besonders deutlich spürte. Seit ihre Schwester gestorben war, fühlte sich Clea leer und sah kaum noch einen Sinn in den Abenteuern, die sie bei ihrer Reise durch Zeit und Raum erlebte. Sie ließ ihre Augen schweifen und ihr Blick fiel erst auf das Holodeck, dann auf einen der Knöpfe.
„Ein letztes Mal", flüsterte Clea und drückte auf einen kleinen Knopf, auch wenn sie wusste, dass es keine gute Idee war und es den Schmerz nur vergrößern würde.
„Hallo Schwesterherz! Wir haben uns ja lange nicht gesehen! Wie geht es dir?", sprach eine Stimme, die sehr an Kim erinnerte, aus den Lautsprechern des Hauptcomputers.
„Zu lange", antwortete Clea und kämpfte mit einem Kloß im Hals.
„Ich wünschte, wir könnten uns öfter sehen", sagte Kim und Clea unterdrückte ihre Tränen.
„Ich weiß, das geht mir genauso", brachte sie gerade so hervor und drückte reflexartig den Knopf, um das Hologram verschwinden zu lassen. Es war schön Kim wiederzusehen, aber es tat weh, dass es nicht die echte war.
Warum? Warum musste der verdammte Replikator kaputt sein? Warum warst du nur so tollpatschig und bist gegen die Wand gelaufen? Ärgerte sich Clea über ihre Schwester. Kim war einmal mehr gestorben und musste durch den Replikator kopiert werden. Leider war die letzte gespeicherte Version von ihr fehlerhaft und Kim war nicht mehr dieselbe, Sie drohte damit, das Schiff zu zerstören. Clea musste ihre eigene Schwester töten, damit sie keinen Schaden anrichtete. Ein stechener Schnerz fuhr durch ihr Herz. Es waren die schlimmsten Tage ihres Lebens, als sie Kim immer wieder zum Leben erweckte und allmählich einsehen musste, dass die Schwester, die sie kannte, unwiderruflich verschwunden war. Monatelang reiste sie durch die Zeit, um ihr eigenes Schiff aus der Vergangenheit zu finden und sich die Daten der alten Kim zu beschaffen. Sie schaffte es, doch letztlich scheiterte es am Timelord, der ihr zu verstehen gab, dass keine Daten oder sonstige Objekte aus andere Zeitsträngen übernommen werden durften, um das Raum-Zeit-Kontinuum nicht durcheinander zu bringen.
Nun musste sie ihre Abenteuer also allein bestreiten und sich damit abfinden, dass Kim nie mehr zurückkehren würde, dass das Hologramm von ihr, das einzige war, dass sie an Kim erinnern würde. Einen neuen Versuch, sie am Replikator wieder herzustellen, wollte sie keinesfalls starten. Was auch immer dieses Ding auspuckte, es war nicht ihre Schwester. Seuftzend wandte sie sich vom Holodeck ab und nahm die Koordinaten für die nächste Reise ins Visier.
„Das kann man ja gar nicht mit anschauen", sagte ich schließlich und Clea drehte sich ruckartig um.
„Kim?", fragte Clea ungläubig.
„Natürlich bin ich Kim! Meinen Namen habe ich nicht geändert", antwortete ich spöttisch und lächelte meine Schwester an.
Clea stürmte auf mich zu und fiel mir um den Hals. „Du bist es wirklich! Aber... Wie ist das möglich?!", fragte Clea außer Atem.
„Ich hatte eine Sicherheitskopie", antwortete eine zweite Stimme, die Clea sehr wohl bekannt war.
„Sarah?", staunte Clea und schaute sie ungläubig an.
„So heiße ich", gab sie zum besten und und schritt lässig mit einem Getränk in der Hand auf uns zu.
„Ich bin verwirrt", sagte Clea schließlich und runzelte die Stirn.
„Also, das war so...", fing ich an und wurde direkt von Sarah unterbrochen,
„Schweig, Sklave. Ich erzähle die Geschichte.", sagte Sarah streng.
„Du hast mir gar nichts zu sssaaaahhh...", versuchte ich zu entgegnen und spürte einen Stromschlag am Hals. Ich beschloss, ruhig zu sein.
„Nun, das ist ganz einfach...", fing Sarah an. „Ich habe während meiner Zeit bei euch eine Sicherheitskopie von Kim... geliehen... und mir zu Hause meine eigene Kim geklont. Ich brauchte ein billiges Hausmädchen. Als ich erfahren habe, dass deine Kim kaputt ist, habe ich mich auf die Suche nach eurem Schiff gemacht. Gar nicht so leicht, euch zu finden."
Clea stand verdutzt da und verarbeitete die Informationen in ihrem Kopf. Sarah befeuchtete ihre Lippen mit einem kleinen Schluck aus dem Glas.
„Ok. Das macht Sinn, glaube ich. Aber... warum überlässt du mir freiwillig deinen Haussklaven? Und warum hatte der Timelord nichts dagegen", fragte Clea neugierig. Sarah war nicht gerade für ihre Großzügigkeit mir gegenüber bekannt.
„Naja", antwortete Sarah und winkte ab. „Kim ist ohnehin eine furchtbare Haushälterin. Ich hatte meinen Spaß. Und was den Timelord angeht... Ich habe einfach einen sehr guten Draht zu ihm. Der Timelord und ich sind SO!"
Sarah versuchte mit ihren Fingern eine große Verbundenheit auszudrücken, während Clea mich fest an sich drückte. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.", seuftzte mir Clea ins Ohr. „Es war so langweilig ohne dich"
„Ich bin auch sehr froh, wieder bei dir zu sein. Ich möchte nie wieder mit Sarah unter einem Dach wohnen müssen. Nie. Wieder.", flüsterte ich Clea zu und erwiderte den Drücker so fest ich konnte.
Angewidert von so viel Körperkontakt, zog sich Sarah langsam zurück. „Falls du mal wieder eine neue Kim brauchst, weißt du ja, wo du mich findest", sagte Sarah und wedelte mit einem Stick in der Luft herum. „...Die Kopie behalte ich. Nur zur Sicherheit natürlich."
„Natürlich", antworteten Clea und ich simultan und ich konnte nicht anders, als Mitleid für all meine Klone zu empfinden, die unter ihrer Herrschafft leben mussten.
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Clea und Kim - Abenteuer durch Zeit und Raum
AdventureVerrückte Kurzgeschichten mit sehr deepen Messages.